Eines der größten Ozonlöcher seit Jahren
Auswertungen des EOC zeigen, dass das diesjährige Ozonloch eines der größten seit Beginn der Messungen ist. Die Rekordgröße ist vermutlich auf den letztjährigen Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga zurückzuführen.
Der Abbau des Ozons wird vor allem durch Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) verursacht, die über Jahrzehnte in der Industrie verwendet wurden und sich in der Atmosphäre angereichert haben. Die Ozonloch-Saison beginnt meist Mitte August. Denn dann herrschen im Südfrühling in der Antarktis ideale Bedingungen für den Ozonabbau: besonders niedrige Temperaturen in Kombination mit ausreichend Sonneneinstrahlung.
Von einem Ozonloch wird gesprochen, sobald die vom Satelliten gemessene Ozonmenge unter eine bestimmte Konzentration (220 Dobson Units) gefallen ist. Die Messungen des europäischen Satelliten Sentinel-5P (S5p) zeigten bereits im August vereinzelt Werte unterhalb dieser Grenze. Am 16. September erreichte die Ausdünnung schließlich eine Größe von 26 Millionen km² und gehört somit zu den größten, die je beobachtet wurden.
Die Sentinel-5P-Daten werden in Nahe-Echtzeit am EOC prozessiert und die resultierenden Ozon-Beobachtungen innerhalb weniger Stunden an die Nutzer, wie z.B. den Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) verteilt. Antje Inness, Senior Wissenschaftlerin von CAMS führt den Größenrekord in diesem Jahr auf einen Vulkanausbruch zurück:
"Durch den Ausbruch des Hunga Tonga Vulkans im Januar 2022 gelangten große Mengen an Wasserdampf in die Stratosphäre. Da diese die südliche Polarregion erst nach dem Ende des 2022er Ozonlochs erreichten, hatten sie darauf keinen Einfluss. Dieses Jahr jedoch könnte der Wasserdampf die Entstehung von PSCs (polar stratospheric clouds) begünstigt haben. Die PSCs bieten Oberflächen, an denen die FCKW reagieren und verstärken damit den Ozonabbau. Außerdem könnte der Wasserdampf auch zu einer Abkühlung der Polaren Stratosphäre geführt haben, was ebenfalls die Bildung von PSCs begünstigt haben könnte".
Die Größe des Ozonlochs variiert von Jahr zu Jahr, da Ozonabbau und -konzentration von der Temperatur und von dynamischen Strömungsverhältnissen in der oberen Atmosphäre beeinflusst werden. Die gute Nachricht: die Konzentration der FCKWs geht seit zwanzig Jahren allmählich zurück und die Ozonschicht erholt sich. Die Verwendung von FCKW ist seit dem Montrealer-Abkommen von 1986 in vielen Ländern verboten. Da die FCKWs sehr langlebig sind, zeigte ihr Bann erst mit Verzögerung Wirkung und die vollständige Erholung der Ozonschicht kann noch bis zu 50 Jahre dauern. Die schlechte Nachricht: durch den Klimawandel wird es in der Troposphäre (bis zu ~10-18 km Höhe) wärmer und in der Stratosphäre (darüber bis ~60km Höhe) kälter - das bremst die Erholung.
Beobachtungen
Einzig Satelliten ermöglichen es, die Ozonschicht global, flächendeckend und kontinuierlich zu überwachen. Die Messungen des TROPOMI-Instruments auf dem Copernicus-Satelliten Sentinel-5 Precursor (S5p) setzen die lange Zeitreihe europäischer Messungen fort, die bereits 1995 mit GOME (Global Ozone Monitoring Experiment) auf ERS-2 begann. Erweitert wurde die Messreihe dann zunächst mit SCIAMACHY auf Envisat, anschließend mit OMI auf AURA und den GOME-2-Instrumenten auf den METOP-Satelliten.
Am DLR werden die Daten des TROPOMI-Instruments im Rahmen des ESA/EU S5p-Projekts ausgewertet und die Daten der GOME-2 Instrumente für das EUMETSAT-Projekt ACSAF (Atmospheric Composition Satellite Application Facility) analysiert. All diese Messungen werden darüber hinaus vom DLR dazu verwendet, für das EU-Projekt C3S (Copernicus Climate Change Service) des ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) eine konsistente Zeitreihe zu erstellen. Mit dieser kann die langfristige Entwicklung der Ozonschicht noch besser überwacht werden.
Die S5P-Messungen werden im Rahmen des DLR-Projekts INPULS prozessiert und visualisiert sowie Animationen des Ozonlochs erzeugt.