Eisschelfdynamik in der Antarktis – IceLines im EOC GeoService verfügbar
Die Antarktis ist besonders von der Klimaerwärmung betroffen. Viele der Shelfeisgebiete verlieren an Größe und kalbende Gletscher geben jedes Jahr große Mengen gespeicherten Süßwassers frei. Den Shelfeisgebieten kommt dabei eine besondere Rolle zu, da sie die Gletscher stabilisieren. Mit dem Datensatz des EOC können diese erstmals kontinuierlich beobachtet werden.
Die Antarktis ist gesäumt von Eisschelfen, die den Gletscherfluss Richtung Ozean in vielen Küstenbereichen verlangsamen. Kalbt ein Eisberg von solch einem Eisschelf, nimmt die Fläche des Eisschelfes ab, die Eisschelffront weicht zurück und der Rückhalteeffekt wird abgeschwächt. Das führt zu erhöhten Gletscherfließgeschwindigkeiten, die den Beitrag des Antarktischen Eisschildes zum globalen Meeresspiegelanstieg erhöhen.
Der nun verfügbare IceLines-Datensatz ermöglicht es erstmals, die Dynamik von Antarktischen Eisschelffronten kontinuierlich zu beobachten und somit Rückschlüsse auf das Kalben von Eisbergen und Veränderungen in der Antarktischen Küstenlinie zu bieten. Anhand von Sentinel-1-Daten werden für die größten Eisschelfe der Antarktis regelmäßig die Eisschelffronten in einem Abstand von 6 bis 12 Tagen (je nach Verfügbarkeit von Sentinel-1-Szenen) abgeleitet. Die automatisierte Extraktion der Frontpositionen erfolgt über einen Deep Learning Ansatz, für den ein Neuronales Netz (HED-Unet) trainiert wurde. Nur mit Hilfe von künstlicher Intelligenz war es möglich einen Algorithmus zu entwickeln, der sowohl zeitlich als auch räumlich für die gesamte Antarktis übertragbar ist. Der generierte Datensatz umfasst Frontpositionen für 36 Eisschelfe in täglicher, monatlicher, saisonaler und jährlicher temporaler Auflösung seit dem Start von Sentinel-1 im Jahr 2014. IceLines wird monatlich aktualisiert und kann im GeoService des EOC visualisiert oder direkt von dort heruntergeladen werden. Zudem lassen sich die Daten über Web Map Services (WMS) sehr einfach in bestehende Projekte und Anwendungen integrieren.