27. September 2021

Vulkanausbruch des "Cumbre-Vieja" auf La Palma

Am Sonntag, den 19. September um 15.12 Uhr Ortszeit brach der Vulkan "Cumbre Vieja" aus, der sich in der Gemeinde El Paso auf der Kanareninsel La Palma in Spanien befindet. Unmittelbar nach dem Ausbruch erfasste der europäische Satellit Sentinel-5 Precursor (S5P) erstmals die vulkanische Schwefeldioxid-Wolke (SO2) über den Kanaren. Die am EOC operationell verarbeiteten S5P Messungen zeichnen die Entwicklung der vulkanischen Emissionen seitdem kontinuierlich auf.

Bereits am 11. September 2021 kündigte sich der Ausbruch an. Erdbeben tief unter dem Vulkan, die sich langsam an die Oberfläche verlagerten, kündigten das Aufdringen der Magma an. Über 25 000 Erdbeben wurden in 10 Tagen registriert – mit einer Stärke von bis zu 3,5 auf der Richterskala. Die Region Cumbre Vieja ist das aktivste Vulkangebiet auf den Kanarischen Inseln. Der letzte Ausbruch fand hier vor 50 Jahren bzw. ungefähr 70 Jahren statt. Die derzeitige Eruption erfolgt aus mindestens sieben Hauptausbruchsschloten, mit starken Lavaausflüssen und starken Gasemissionen.

Bereits 20 Minuten nach der ersten Eruption lieferte der Sensor TROPOMI auf S5P die ersten Messungen der SO2-Konzentration über der Insel, die seitdem laufend analysiert werden. Das UVN-Spektrometer hat eine räumliche Auflösung von 3,5 × 5,5 Kilometer und misst täglich weltweit neben SO2 weitere Spurengase in der Atmosphäre wie z.B. Ozon und Stickstoffdioxid.

Vulkanausbruch des "Cumbre-Vieja" auf La Palma
21.09. - 28.11.2021

Insgesamt wurden bisher mehr als 50 Tonnen SO2 freigesetzt. Auch die Höhe der SO2-Wolke konnte mit einem neuen wissenschaftlichen Algorithmus ermittelt werden. Das Verfahren wurde am EOC entwickelt und im Rahmen des ESA-Projekts S5P+I: SO2 LH optimiert. Die Entwicklung hochwertiger Produkte und Visualisierung der Schwefeldioxidemissionen findet im Rahmen des DLR „inpuls“ Projekts statt.

Am 23. September erlebte der Vulkan eine explosivere Phase. Der Lavastrom erreichte nahegelegene Häuser. Mehrere hundert Häuser wurden zerstört. Bisher wurden keine Verletzten gemeldet. Etwa 300 Menschen mussten sofort aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich evakuiert werden, bis zu 10.000 Menschen könnten noch folgen. Die Alarmstufe wurde auf die höchste Stufe angehoben.

Zeitgleich brach auch der Etna Vulkan in Italien am 21. September 2021 aus, mit einer Gas- und Aschewolke, die bis zu 9km Höhe stieg. Die SO2 Wolke ist gut in der Animation der täglichen SO2 Messungen zu erkennen. SO2 ist ein natürliches Spurengas in der Erdatmosphäre. Die größte Quelle für atmosphärisches SO2 ist die Verbrennung von fossilen Brennstoffen in Kraftwerken und anderen Industrieanlagen. Darüber hinaus wird SO2 durch Vulkane in die untere Troposphäre (passive Entgasung) und bis hoch in die Stratosphäre (explosive Eruptionen) eingebracht.

Das ätzende Gas bedroht nicht nur die Umwelt und die Bevölkerung in der Nähe der Vulkane, sondern gefährdet auch die Insassen von Verkehrsflugzeugen, wenn es in die Flugzeugkabine dringt. Auch die Triebwerke der Flugzeuge können beschädigt werden. Die rechtzeitige Erfassung von SO2 hilft diese Gefahren zu minimieren und zeigt auf, wo mit riskanten Gas- und Aschekonzentrationen gerechnet werden muss. Noch werden die Flüge auf die Inseln fortgesetzt.

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