Virtuelles Alpenobservatorium (VAO): Forschung zum Klimawandel in den Alpen
Vom 28. - 31. März fand in Bozen das 4. Symposium des „Virtuellen Alpenobservatoriums“ (VAO) statt. In mehr als 50 Vorträgen wurden technologische und wissenschaftliche Fortschritte vorgestellt. Auch die bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Ulrike Scharf, besuchte das Symposium. Sie unterstrich die Bedeutung des VAO als ein Instrument, um den Klimawandel und seine Folgen grenzüberschreitend zu erforschen. Bayern fördert das VAO derzeit mit etwa 3 Mio €.

Das „Virtuelle Alpenobservatorium“ wurde 2012 als Netzwerk von europäischen Höhenforschungsstationen in den Alpen und alpenähnlichen Gebirgen geründet. Acht Länder sind mittlerweile im Netzwerk vertreten. Neben Deutschland sind dies Frankreich, Georgien, Italien, Norwegen, Österreich, Schweiz und Slowenien. Wissenschaftliche Fragestellungen zur Atmosphäre, Biosphäre, Hydro- und Kryosphäre und mögliche gesundheitliche Auswirkungen von Umwelteinflüssen können durch die länder- und fachübergreifende Bündelung der Kräfte in einer inhaltlichen Tiefe beantwortet werden, die erst durch diese Kooperation möglich wird.

Die Alpenregion zählt zu den Regionen der Erde, die vom Klimawandel in ganz besonderer Weise betroffen sind. So ist hier die Temperatur seit dem Jahr 1900 um etwa +2,0°C angestiegen, während im europäischen Durchschnitt mit +1,2°C nur ein etwa halb so starker Anstieg verzeichnet wird. Im globalen Mittel liegt die Erwärmung bei etwa +0,8°C. Es steht zu erwarten, dass die vergleichsweise starke Erwärmung, wie wir sie gegenwärtig im Alpenraum erleben, nicht ohne Folgen für die verschiedenen Bereiche des alpinen Umweltsystems bleibt: Atmosphäre, Biosphäre, Hydrosphäre und Kryosphäre bilden ein komplexes System von miteinander verbundenen Prozessen. Veränderungen in einem Bereich wirken sich auch auf alle anderen Sphären aus. Die Frage, wie diese Kopplung funktioniert, ist zentraler Gegenstand aktueller Forschung. Ein umfassendes Verständnis des komplexen alpinen Umweltsystems setzt Forschung voraus, die insbesondere interdisziplinär ausgelegt sein muss: Ein Ziel des VAO ist es daher, Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker aus nahezu allen eingangs genannten Bereichen der Umweltforschung zusammen zu bringen. Dies ermöglicht die Untersuchung umweltrelevanter Themen aus unterschiedlichen Perspektiven, schafft Synergien und erlaubt die Formulierung umfassenderer Lösungsansätze, die ohne das Netzwerk nicht möglich wären.
Das EOC ist im VAO mit Facharbeiten zur Dynamik der Atmosphäre sowie zur Luftqualität beteiligt. Sein Weltdatenzentrum für Fernerkundung der Atmosphäre, WDC-RSAT, ist eine wesentliche Komponente des „Alpine Environmental Data Analysis Center“. Das AlpEnDAC wird sukzessive zu einem Umweltinformationssystem für den Alpenraum ausgebaut.
Das VAO ist Teil der europäischen Alpenkonvention (Übereinkommen zum Schutz der Alpen) sowie der europäischen Alpenstrategie (EUSALP).

Die Ministerin im Gespräch mit dem VAO-Koordinator, Prof. Michael Bittner (Leiter der Abteilung Atmosphäre im EOC)