10. November 2017

Urmiasee im Iran – das Sterben eines Salzsees

Der Urmiasee im Iran - einst der zweitgrößte Salzsee der Welt - war noch vor 15 Jahren achtmal so groß wie der Bodensee. Analysen des EOC zeigen, dass der See auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Fläche geschrumpft ist. Die Entwicklung bedroht unter anderem das angrenzende Unesco-Biosphärenreservat, Heimat von Vogelpopulationen wie Flamingos und Pelikanen.

Raum-zeitliche Entwicklung des Urmiasees zwischen 2003 und 2016

Der dramatische Rückgang wird dem massiven Ausbau von Dämmen, einer übermäßigen Wasserentnahme für die Landwirtschaft sowie ausgeprägten Dürreperioden der vergangenen Jahre zugeschrieben. Durch die Austrocknung wurden riesige Salzflächen freigelegt, welche eine Gefahr für die Umwelt, die Landwirtschaft und die Gesundheit der Bevölkerung in der Region darstellen. Die entstandenen Salzflächen werden durch den Wind ausgeweht, wobei landwirtschaftliche sowie naturnahe Flächen durch den hohen Salzeintrag stark belastet werden. Neben Salz haben sich in dem See jedoch über Jahre hinweg auch gesundheitsschädliche Stoffe aus der landwirtschaftlichen Nutzung gesammelt, die nach der Austrocknung frei liegen und ausgeblasen werden.

Im Jahr 2003 war der Urmiasee mit ca. 4250 km² noch achtmal so groß wie der Bodensee. Die  operationelle Analyse der globalen Wasserflächen am EOC zeigt, dass der See bis zum Jahr 2015 auf etwa 10% seiner ursprünglichen Fläche geschrumpft ist. Nur noch knapp 500 km² des flachgründigen Sees sind 2015 permanent mit Wasser bedeckt. Diese Daten gewinnt das EOC aus dem Global WaterPack, ein Datensatz der die täglichen Schwankungen von Oberflächengewässern zeigt. Die Zeitreihenanalyse basiert auf Aufnahmen mit dem MODIS-Sensor der amerikanischen Satelliten Terra und Aqua. Das von den EOC-Wissenschaftlern entwickelte Produkt ermöglicht die tägliche Beobachtung globaler Wasserkörper für die vergangenen 16 Jahre in einer räumlichen Auflösung von 250 Metern. Das Schrumpfen des Urmiasees wurde bereits in einigen wissenschaftlichen Publikationen aufgezeigt. Doch bisherige Untersuchungen zeigten den Zustand des saisonal stark schwankenden Sees nur für einzelne Zeitpunkte innerhalb eines Jahres oder als Mittelwert über längere Zeiträume. Mit Global WaterPack kann das Austrocknen des Sees und seine saisonale und räumliche Dynamik im Detail untersucht werden. Wie reagiert der See auf natürliche Variationen der Niederschläge und der Schneeschmelze? Wieviel des umgeleiteten Wassers kommt am See tatsächlich an? Greifen Regenerationsmaßnahmen langfristig? Diese und weitere Fragestellungen können in Zukunft mit Hilfe des Global WaterPack beantwortet werden.

Das Problem der Austrocknung des Urmiasees und der daraus resultierenden Folgen wurde in den letzten Jahren im Rahmen von lokalen, nationalen und internationalen Initiativen und Programmen verstärkt angegangen. Um eine Regeneration zu ermöglichen und Folgeschäden zu beschränken, spielt ein verbessertes Wassermanagement eine zentrale Rolle (UNDP, 2017). Informationsprodukte aus der Erdbeobachtung, wie der Global WaterPack, können hier wichtige Planungsgrundlagen liefern. Die ersten positiven Effekte der bereits veranlassten Maßnahmen deuten sich in den Ergebnissen von 2016 bereits an.

Quelle:
Klein, I., Gessner, U., Dietz, A.J., Kuenzer, C., 2017. Global WaterPack – A 250 m resolution dataset revealing the daily dynamics of global inland water bodies. Remote Sens. Environ. 198, 345–362.
UNDP, 2017. United Nations Development Programme: New Japanese grant gives hope for sustained recovery in Lake Urmia