Lotsen aus dem All EOC unterstützt die Polarstern in der Antarktis
Der deutsche Forschungseisbrecher ‚Polarstern‘ ist derzeit in der Antarktis. Die Expedition PS 96 führt durch Gebiete mit mächtigen Meereisschichten, die selbst einem Eisbrecher wie der Polarstern Schwierigkeiten bereiten können. Das EOC unterstützt die Polarstern bei dem Weg durch das Eis mit Informationsprodukten aus Radaraufnahmen. Diese werden an der DLR-eigenen Antarktisstation GARS O’Higgins (German Antarctic Receiving Station) empfangen und in Nahe-Echtzeit verarbeitet und ausgeliefert.
Die Polarstern-Expedition PS 96 brach im Dezember letzten Jahres von Kapstadt aus zur eisbedeckten Atka-Bucht auf und versorgte zunächst die Neumayer-III-Station, um dann Forschungsaufgaben im Weddellmeer vor dem Filchner-Ronne Schelfeis wahrzunehmen. Es ist eine Fahrt wie viele andere. Doch dieses Mal erhält die Crew bei ihrer Fahrt durch das Eis Hilfe aus dem All. Die deutschen Satelliten TerraSAR-X (TSX) und TanDEM-X (TDX) sind in der Lage, unabhängig von Tageszeit und Wolkenbedeckung genaue Informationen über die Eisbedeckung großer Flächen zu liefern. So kann die Fahrtroute der Polarstern weit voraus geplant werden.
Zweimal täglich sendet das EOC aktuelle Radaraufnahmen an die Polarstern. Bereits eine Stunde nach der Aufnahme liegen die Informationen dem Kapitän und seiner Mannschaft vor. Der Expeditionsleiter Michael Schröder vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) betont, wie wertvoll der neue Service für die Polarstern ist: "Der Kapitän und ich sind begeistert von den Bildern. Die Informationen sind für so eine Fahrt essentiell. Bei entsprechender Vergrößerung gleicht die Aufnahme dem Eisradar Eins-zu-eins, so dass der Wachhabende nach dieser Satellitenaufnahme fahren kann. Das Eisradar vermittelt ja nur die nächsten eineinhalb bis drei Meilen. Aufgrund der zurzeit schlechten Wetterbedingungen können wir auch nicht mit dem Helikopter fliegen. Wir sind auf die Daten angewiesen, sparen damit Sprit und Zeit und vermeiden Umwege".
Möglich ist der Service durch die ganzjährig vom EOC betriebene Empfangsanlage an der DLR-Antarktisstation GARS O’Higgins. Hier werden die Daten unmittelbar nach der Aufnahme empfangen und erstmals auch direkt vor Ort weiterverarbeitet und verschickt. Das EOC deckt vom Datenempfang über die Prozessierung bis hin zur Entwicklung neuer Informationsprodukte das gesamte Spektrum der Fernerkundung ab. Dadurch können neue Entwicklungen direkt an den Empfangsanlagen zu Nahe-Echtzeitservices umgesetzt werden. Die umfangreichen Rohdaten müssen nicht mehr verschickt werden. Stattdessen erhält der Anwender maßgeschneiderte Informationsprodukte.
Die Nahe-Echtzeit- oder NRT- (Near Real-Time) Verarbeitung in der Antarktis ist seit Anfang des Jahres möglich. In Zukunft sollen weitere NRT-Datenauswertungen an der GARS O’Higgins-Station des DLR implementiert werden, z.B. für die Beobachtung der antarktischen Gletscher und Schelfeisgebiete.