„Live“ vom Erdbeobachtungssatelliten – weltweit
In nur 13 Minuten vom Satelliten zum Bild, in nur 18 Minuten zum fertigen Erdbeobachtungsprodukt.
Erstmals wurden die lasergestützte Übertragung von Fernerkundungsdaten und deren anschließende Datenverarbeitung in Nahe-Echtzeit im EOC demonstriert.
Live-Übertragungen sind alltäglich. Doch was beim Fußballspiel problemlos funktioniert, lässt sich nicht ohne Weiteres auf Erdbeobachtungssatelliten übertragen. Die meisten im Einsatz befindlichen Systeme können die aufgenommenen Daten nur dann senden, wenn sie sich im Empfangsbereich einer Bodenstation befinden. Deshalb müssen die Satelliten ihre Aufnahmen an Bord speichern, bis sie eine Bodenstation überfliegen. Bislang zumindest. Für zeitkritische Anwendungen können die Daten künftig mittels Laserkommunikation zu einem Relaissatelliten übertragen werden, welcher die Daten unmittelbar zu einer Bodenstation in seinem Empfangsbereich sendet.
Diese „Live“-Übertragung als Teil einer möglichen Nahe-Echtzeit-Anwendung wurde erstmals mit dem Sentinel-1-Satelliten und der EDRS-Vorläufertechnologie, TDP1 auf Alphasat, demonstriert. Eine Szene, aufgenommen vor der Küste Brasiliens, wurde über Laser zum Alphasat-Satelliten und von dort über ein Mikrowellensignal im KA-Band an die DFD-Bodenstation in Oberpfaffenhofen übertragen. Direkt im Anschluss erfolgte die Übertragung per Netzwerk nach Neustrelitz, wo die Prozessierung und Auslieferung der Produkte erfolgte. Nach nur 13 Minuten lag das Satellitenbild vor; nur fünf Minuten später konnte das abgeleitete Informationsprodukt, in diesem Fall eine automatische Detektion von Schiffen, ausgeliefert werden: Angesichts der großen Datenmengen und der rechenintensiven Prozesse für die Bild- und Produktgenerierung ein hervorragendes Ergebnis.
Die Nahe-Echtzeit-Übertragung über Laser erfüllt damit die Anforderungen potentieller Nutzer aus den verschiedenen Bereichen der Maritimen Sicherheit (z.B. Ölverklappung, illegale Fischerei, Schmuggel, Piraterie). Der am 29. Januar gestartete, erste Relaissatellit des European Data Relay Systems EDRS soll zukünftig für Datensätze der Copernicus-Satelliten Sentinel-1 und -2 eine schnellere Bereitstellung ermöglichen.
Und doch wird dieser Weg nur einzelnen Anwendungen vorbehalten bleiben. Aufgrund der beschränkten Kapazität und der hohen Komplexität des Systems kann nur ein kleiner Teil der global anfallenden Daten auf diese Weise übertragen und verarbeitet werden. Die große Masse der Daten muss auch in Zukunft über ein weltweit verteiltes Netz an Bodenstationen empfangen werden. Um auch ohne Datenrelais-Satelliten Nahe-Echtzeit-Dienste anbieten zu können, entwickelt das EOC daher Prozessketten, die unmittelbar an den lokalen Bodenstationen Informationsprodukte erzeugen. Anstelle der originalen Messdaten können dann „federleichte“, maßgeschneiderte Informationsprodukte in Nahe-Echtzeit versendet werden.
Mit der Anbindung an die Relaissatelliten Alphasat und EDRS beherrscht das EOC den Datenempfang auf der Überholspur ebenso, wie den Massendatentransport über ein weltweites Stationsnetz und kann somit ein breites Feld von Anwendern bedienen.
An der Vorbereitung und Durchführung des Experiments waren beteiligt: ESA (ESRIN PDGS, ESTEC, ESOC), TECO (Edoardo Benzis TDP Coordination Office for Alphasat), Eutelsat, Inmarsat als Alphasat Betreiber, DLR Institute (DFD Oberpfaffenhofen und Neustrelitz, GSOC), DLR Raumfahrtmanagement und TESAT SPACECOM. EDRS wird durch Airbus DS betrieben.