17. November 2015

Risiko Starkregen: System des EOC informiert

Auch fern von Flüssen und Seen führen Starkregen überraschend zu schweren Überschwemmungen. Wissenschaftler des EOC haben jetzt ein System zur Risikobewertung entwickelt, das es erstmals erlaubt, die Starkregengefährdung für jeden Haushalt in Deutschland zu bestimmen. Die Entwicklung des EOC wurde jetzt abgeschlossen und wird in ähnlicher Form ab Ende 2016 bundesweit von der Versicherungswirtschaft eingesetzt.

Starkregenzonierung

Das DLR-System verwendet – anders als bislang existierende Werkzeuge – keine hydrologischen Basisdaten. Diese sind nicht geeignet, um Aussagen über die Starkregengefährdung zu machen. Stattdessen werden Geländemodelle statistisch ausgewertet und klassifiziert. Selbst auf meteorologische Daten, z.B. Niederschlagsmessungen, kann so verzichtet werden. Die Genauigkeit der Modellberechnungen wurde durch den Vergleich mit aktuellen und historischen Schadensdaten nachgewiesen. Diese wurden von der Westfälischen Provinzial Versicherung AG, dem Projektpartner des DLR, bereitgestellt.

Die Neuentwicklung bündelt das Wissen aus den beiden EOC-Instituten im Bereich der 3D-Modellierung und Geo-Statistik. Für die Demonstration wurden hochauflösende Geländemodelle genutzt, die mit einem, ebenfalls am EOC entwickelten, Verfahren aus Aufnahmen des indischen Cartosat-P5-Satelliten gewonnen wurden. Die Risikomodellierung  lässt sich jedoch problemlos mit beliebigen Geländemodellen durchführen. So testeten die EOC-Wissenschaftler die Modellierung an aus Radardaten abgeleiteten Geländemodellen. Im Rahmen der TanDEM-X Mission  entsteht derzeit am EOC ein globales Geländemodell von bislang unerreichter Auflösung, welches für eine derartige Anwendung geeignet ist. Mit Hilfe des neuen Verfahrens und unterschiedlicher Höhendatensätze sind Risikomodellierungen auf unterschiedlichen Skalen möglich: von hochgenauen, lokalen Analysen bis hin zu globalen Aussagen.

Die neue Risikoanalyse des EOC ist für die Versicherungswirtschaft, die Planung und Ausweisung von Baumaßnahmen und Infrastrukturprojekten, die Immobilienwirtschaft und nicht zuletzt für den einzelnen Hausbesitzer von hohem Interesse. Mit  der Weiterentwicklung des  Verfahrens sollen in Zukunft auch Risiken anderer Naturereignisse und Wetterphänomene modelliert werden können, wie sie z.B. durch Stürme oder Bodenfrost drohen.

Das Innovationsprojekt wurde vom DLR-Technologiemarketing getragen. Es ist ein Beispiel für das erfolgreiche Zusammenspiel von Wissenschaft und Wirtschaft. Die Westfälische Provinzial Versicherung AG plant in Zukunft eng mit den DLR-Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten, um weitere Risikomodellierungen zu optimieren.

Kontakt

Prof. Dr. Hannes Taubenböck

Abteilungsleitung
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum (DFD)
Georisiken und zivile Sicherheit
Oberpfaffenhofen, 82234 Weßling
Tel: +49 8153 28-2480