29. Juni 2015

Eisbergen mit TerraSAR-X auf der Spur

Erodierter Eisberg vor Neufundland
Der erodierte Eisberg aus der Abbildung oben
hier zeitgleich aufgenommen durch den Radarsatelliten TerraSAR-X
Animation
Die Wissenschaftler der Forschungsstelle für Maritime Sicherheit in Bremen untersuchen die Rückstreu-Signale des Eisberges aus unterschiedlichen Blickrichtungen des Radarsatelliten. Hier: Extrahierte Signale eines einzelnen Überfluges.

Der Untergang der RMS Titanic scheint in ferner Vergangenheit zu liegen, doch auch heute, über 100 Jahre nach dem Unglück, gefährden Eisberge den Schiffsverkehr zwischen Europa und Amerika. Anders als früher helfen nun hochauflösende Satellitenbilder, im Meer treibende Eisberge zu beobachten. Um möglichst schnell Warnungen an Schiffe und Routenplaner ausgeben zu können, haben Wissenschaftler des Earth Observation Center (EOC) des DLR einen neuen Algorithmus entwickelt, der die Positionen von Eisbergen und ihre Größe vollautomatisch aus Aufnahmen des Radarsatelliten TerraSAR-X bestimmt und innerhalb weniger Minuten bereitstellt.

TerraSAR-X befindet sich in einer pol-nahen Umlaufbahn und ist dank seiner aktiven Radarantenne in der Lage, Ozeane und Eisberge durch Wolken und Nebel hindurch abzubilden - bei jedem Wetter, Tag und Nacht. Dies ist gerade im hohen Norden ein entscheidender Vorteil.

Um genauere Aufschlüsse über Leistungsfähigkeit des Algorithmus zu gewinnen, haben die Wissenschaftler in einer Kampagne Eisberge in den Gewässern vor Neufundland vor Ort kartiert und mit den Detektionen in den Radaraufnahmen von TerraSAR-X verglichen. Mit einer Detektionsrate von annähernd 95% sind die Wissenschaftler mit ihrem Algorithmus bereits sehr zufrieden. Auch kleinere Eisbrocken, sogenannte „bergy bits“, die weniger als 15 m messen, wurden im Radar entdeckt. Zusammen mit Wind- und Seegangsinformationen, die sich ebenfalls aus den Satellitenbildern extrahieren lassen, ergibt sich ein „Lagebild“, das Navigatoren hilft, Eisberge und andere schwierige Situationen zu meiden.

In nördlichen Breiten vorkommende Eisberge stammen zum überwiegenden Teil von grönländischen Gletschern und werden durch Meeresströmungen entlang der Ostküste Kanadas gen Süden getrieben, bis sie nach ca. zwei Jahren Neufundland erreichen.

Das EOC betreibt die Forschungsstellen Maritime Sicherheit in Bremen und Neustrelitz, die mit ihren Arbeiten zur Gewährleistung einer sicheren Schifffahrt und zum Schutz der Meere und Küstengewässer beitragen, sowie Behörden bei der Bekämpfung illegaler Aktivitäten (z.B. Verklappung von Gefahrstoffen, illegale Fischerei, Piraterie) unterstützen. In Bremen entwickelte thematische Prozessoren, etwa zur Detektion von Schiffen oder Eisbergen, werden in Neustrelitz in operationelle Bodensegmentsysteme  eingebunden. Mit Empfangsstationen sowohl in der Arktis (Inuvik) als auch in der Antarktis (GARS O’Higgins) kann das EOC künftige Nahe-Echtzeit-Services auch für polare Regionen realisieren.

Eisbergdrift in nördlichen Breiten