Ausbruch des isländischen Vulkans Bardarbunga
Nach vermehrter seismischer Aktivität in den vergangenen Wochen ist der isländische Vulkan Bardarbunga (Bárðarbunga) am 1. September gegen 4 Uhr nachts ausgebrochen. Bardarbunga ist ein subglazialer Vulkan unter dem Vatnajökull-Gletscher in Island. Der Vulkan liegt weit entfernt von bewohnten Gebieten. Das EOC misst in Nahe-Echtzeit die emittierten Spurengase und deren Verteilung in der Atmosphäre.
Seit dem 1. September registriert das GOME-2-Instruments der MetOp-A- und -B-Satelliten eine kontinuierliche Emission von Schwefeldioxid (SO2), welche sich zunächst am 1. September in westlicher Richtung über Grönland ausbreitete, dann aber in den darauffolgenden Tagen nach Osten bis über Zentral-Russland transportiert wurde. Am 5. und 6. September breitete sich eine Schwefeldioxid-Wolke in süd-westlicher Richtung bis über Irland aus (siehe Abbildung 1).
SO2 Emissionen sind ein deutliches Zeichen für vulkanische Aktivität, da es außer anthropogenen Quellen (die meist viel schwächer sind) keine natürlichen Emissionen von SO2 in die Atmosphäre gibt. Die Abbildung 2 zeigt den zeitlichen Verlauf der SO2-Menge, die aus den GOME-2-Beobachtungen über dem Nordatlantik abgeleitet wurde.
Die Zeitreihe beginnt am 15.8., dem Beginn seismischer Aktivität in der Region des Barðarbunga Vulkans. Der dramatische Anstieg ab dem 1. September 2014 wird durch den Beginn des massiven Ausbruchs verursacht. Bereits ab dem 29.8. fanden eruptive Vorgänge am Barðarbunga statt, die jedoch noch keine deutliche Erhöhung der in der Atmosphäre befindlichen SO2-Masse bewirkten.
Für einige Vulkanausbrüche wurde ein enger Zusammenhang der SO2 Emission mit sehr viel schwerer zu detektierenden Asche-Emissionen gefunden. Vulkanasche ist nicht nur für die lokale Bevölkerung gefährlich sondern auch für den Luftverkehr: Wenn sie in den Triebwerken aufschmilzt und diese verklebt, kann es zu einem Totalausfall der Triebwerke kommen. Zudem bewirkt sie eine starke Abnutzung der Triebwerksschaufeln und der Propeller. SO2 kann Atemwegserkrankungen sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den Flugzeugpassagieren verursachen. Zudem bewirkt es in Form von saurem Regen eine erhöhte Oxidation von Flugzeugteilen.
Momentan handelt es sich bei dem Ausbruch um eine effusive Eruption und bisher konnte noch keine Asche-Emission detektiert werden. Dennoch geht die Aktivität des Vulkans unvermindert weiter. Auch ein explosiver Ausbruch des Bardarbunga ist möglich, bei dem große Mengen an Asche produziert werden könnten mit möglicherweise weitreichenden Konsequenzen für den Europäischen Luftraum.
GOME-2 ist ein UV-Spektrometer (290-790nm) auf den polaren Erdbeobachtungssatelliten MetOp-A (gestartet 2006) und MetOp-B (gestartet 2012). Die Satelliten führen täglich globale Messungen der Zusammensetzung der Erdatmosphäre durch. GOME-2 tastet die Erdoberfläche im Nadir mit einer Auflösung von 40 x 40 km² (MetOp-A) bzw. 80 x 40 km² (MetOp-B) ab.
Unter der Leitung des IMF stellt das DLR-EOC im Rahmen von EUMETSAT's Satellite Application Facility on Ozone and Atmospheric Chemistry Monitoring (O3M-SAF) operationelle Spurengasmessungen (inkl. SO2) in Nahe-Echtzeit bereit, d.h. innerhalb von zwei Stunden nach der Messung. Das SO2-Produkt wird unter anderem von den Volcanic Ash Advisory Centres (VAACs) genutzt, welche Warnungen für den Flugverkehr herausgeben.
Mehr Informationen über die Spurengasprodukte von GOME-2 können zusammen mit aktuellen Messergebnissen unter dem Link rechts abgerufen werden.