9. Januar 2013

Das EOC erhält „Weltempfänger“

Bei winterlichen Wetterbedingungen haben Mitarbeiter des EOC eine neue Antenne auf dem Dach des Institutsgebäudes installiert. Die Antenne hat einen Antennenreflektor mit 7,3 Metern Durchmesser. Sie kann Daten von Erdbeobachtungssatelliten mit einer Rate von bis zu 600 Megabit pro Sekunde empfangen, dem 600-fachen einer einfachen DSL Verbindung. Mit dieser Antenne wird der Datenempfang der Zukunft getestet: die globale Echtzeit-Übertragung von Erdbeobachtungsaufnahmen.

Erdbeobachtungssatelliten liefern jederzeit Aufnahmen aus allen Regionen der Welt - in immer höherer Auflösung. Diese werden z.B. für die Kartierung von Waldbränden, Meereisfeldern, Naturkatastrophen oder Ölunfällen genutzt. Zeit wird zum entscheidenden Faktor.

In Zukunft soll daher eine „live“-Datenübertragung nach dem Vorbild der Kommunikationssatelliten möglich werden. Geostationäre Relais-Satelliten stehen hierbei in permanentem Sichtkontakt mit den Erdbeobachtungssatelliten und übernehmen unmittelbar deren Aufnahmen. Über ein Netz von Relais-Satelliten gelangen die Daten dann in Lichtgeschwindigkeit rund um den Globus bis zur Bodenstation z.B. in Oberpfaffenhofen.

Heute benötigen die Daten mitunter noch einige Stunden oder sogar Tage, bis sie beim Nutzer eintreffen. Der Grund: die Daten gelangen derzeit nur zum Boden, wenn der Erdbeobachtungssatellit direkten Sichtkontakt mit einer Bodenstation hat. Bis dahin müssen die Daten an Bord des Satelliten gespeichert bleiben. Ist die Kapazität des Satelliten zu gering, werden die Aufnahmen unter Umständen an sehr abgelegene Bodenstationen überspielt – ohne Anbindung an das weltweite Hochgeschwindigkeitsnetz.

Die enormen Mengen an Erdbeobachtungsdaten erfordern dringend neue Übertragungskonzepte, die jetzt mit der neuen Antenne des EOC erprobt werden können. Die Antenne ist künftig der Brückenkopf zu dem geostationären Relais-Satelliten AlphaSAT. Der Kommunikationssatellit startet im Sommer 2013 und soll erstmals mittels Laser übertragene Erdbeobachtungsdaten optisch empfangen und dann per Mikrowellen zur Bodenstation senden. Mit Lasern lassen sich im Weltraum enorme Datenmengen in kürzester Zeit übertragen. Für die Übertragung zur Bodenstation kommen hingegen Mikrowellen zum Einsatz. Die neuinstallierte Antenne arbeitet im Ka-Band mit einer Frequenz von 26 Gigahertz. Anders als Laserlicht werden Mikrowellen kaum von der irdischen Atmosphäre gestört und erlauben einen reibungslosen, wetterunabhängigen Empfang der Daten.