Auf Abruf: Satellitendaten für Notfallmanagement
Von der Forschung in den Regelbetrieb – Das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) steht ab sofort im operativen Dienst. Zu den Aufgaben der seit 2004 etablierten Service-Einrichtung gehört die Bereitstellung von hochaktuellen Satellitenbildkarten bei Natur- und Umweltkatastrophen, für humanitäre Hilfsaktivitäten und die zivile Sicherheit weltweit. Am 22. Januar 2013 gaben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Bundesministerium des Innern (BMI) den offiziellen Startschuss für die Kooperation zum Regelbetrieb des ZKI.
„Zivile Erdbeobachtungssatelliten, wie unsere Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X liefern kontinuierlich Daten in einer Qualität, die ganz neue Anwendungen ermöglicht. So lassen sich Ölfilme auf dem Meer, Überflutungsflächen, Hangrutschungen und Gebäudeschäden aus dem All kartieren. Das ZKI erschließt diese Fähigkeiten für Einrichtungen, wie etwa das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz“, so Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR.
Das ZKI deckt damit langfristig den steigenden Bedarf an aktuellen Geoinformationen in der öffentlichen Verwaltung, insbesondere in den Bereichen Bevölkerungsschutz und Notfallmanagment. Die dabei erstellten Satellitenbildkarten werden der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht.
Erste Kartierung: Flüchtlingscamp in Jordanien
„Satellitengestützte Karten können Risikoquellen aufzeigen, logistische Planungen vereinfachen und so schnelle Reaktionen der Helfer ermöglichen. Eine passgenaue Planung ist lebenswichtig für die betroffene Bevölkerung, denn im Krisenfall ist Zeit das wichtigste Gut. Durch die Kooperation mit dem ZKI wollen wir für unsere Einsatzkräfte Zeit gewinnen und eine moderne und leistungsfähige Einsatzplanung unterstützen“, sagt BMI-Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe.
Die erste Anfrage im Rahmen des Kooperationsvertrags hat das ZKI bereits umgesetzt: Aufgrund der anhaltenden Konflikte in Syrien, sind im jordanischen Flüchtlingslager Al Zaatari bereits über 40.000 Flüchtlinge angekommen und täglich werden es mehr. Starke Regenfälle führten Anfang Januar zu Überflutungen und Zerstörungen im Camp. Zur genauen Situationserfassung erstellte das ZKI, im Auftrag des Technischen Hilfswerks, umgehend Schadensanalysen und Satellitenbildkarten – für eine optimale Koordinierung der Notfalleinsatzkräfte.
Neueste Entwicklungen aus der Forschung
„Das ZKI ist ein Service des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums im DLR. Als einzige Einrichtung in Deutschland können wir Erdbeobachtungsdaten verschiedenster Herkunft empfangen und unmittelbar zu Datenprodukten veredeln. Das spart wertvolle Zeit. Durch die Einbettung des ZKI in unser Forschungsumfeld bringen wir darüber hinaus die neuesten Entwicklungen direkt in die Anwendung“, erklärt Prof. Dr. Stefan Dech, Direktor des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) und Sprecher des DLR-Erdbeobachtungszentrums, zu dem neben dem DFD auch das Institut für Methodik der Fernerkundung gehört.
Im ZKI stehen Mitarbeiter rund um die Uhr für die Beschaffung, Aufbereitung und Analyse von Satellitendaten bereit – nicht nur zur Unterstützung des Notfallmanagments nach zivilen Krisen, sondern auch für die Vorsorge und die Nachbereitung von Krisenereignissen sowie zur Unterstützung öffentlicher Verwaltungsaufgaben, etwa der Vorbereitung von Großereignissen. Zudem bietet das ZKI Schulungen an und entwickelt auf die Anwender zugeschnittene fernerkundungsbasierte Dienstleistungen.
Nutzer aus dem aktuellen Rahmenvertrag sind nationale politische Entscheidungsträger, Lagezentren sowie Hilfsorganisationen. Die Kooperation ist auch für die Beteiligung weiterer Organisationen offen. So ist als erste Institution bereits das Deutsche Rote Kreuz beigetreten.