Virtuelles Institut "Umweltforschungsstation Schneefernerhaus"
Die Vorstände des Deutschen Wetterdienstes (DWD), des Umweltbundesamtes (UBA), des Forschungszentrums Karlsruhe, des Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit (GSF) sowie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) trafen am 17. Juli in der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus (UFS) zuammen. Unter Anwesenheit des Bundesumweltministers Sigmar Gabriel und dem Staatssekretär des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Dr. Otmar Bernhard, gaben die Vorstände bekannt, dass ihre Einrichtungen zukünftig als Partner des Virtuellen Instituts "Umweltforschungsstation Schneefernerhaus" kooperieren werden. In enger Abstimmung und mit Unterstützung des Freistaats Bayern wird die Station in den nächsten Jahren systematisch zu einem international vernetzten Kompetenzzentrum ausgebaut.
Die Schwerpunkte werden dabei auf innovative Technologien für die Klima- und Atmosphärenbeobachtung, die Satellitenvalidierung, die Höhenmedizin und die Früherkennung von Naturgefahren gesetzt. Die UFS hat den Status einer Globalstation im Global Atmosphere Watch-Programm der WMO. Darüber hinaus ist sie Teil des NDACC-Programms und ist mit dem am DLR angesiedelten ICSU-Weltdatenzentrum für Fernerkundung der Atmosphäre (WDC-RSAT) vernetzt.
Die fachlichen Schwerpunkte des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) des DLR liegen in der Beobachtung der oberen Mesosphäre (ca. 80-90 Kilometer Höhe) mit dem bodengebundenen Infrarot-Spektrometer GRIPS 3. Ein Ziel der Messungen ist die frühe Erkennung von Klimasignalen zum Beispiel zur Überprüfung der Wirksamkeit des Kyoto-Protokolls. Aber auch die Untersuchung grundlagenwissenschaftlicher Fragestellungen wie die Analyse kleinskaliger Strömungssysteme zur Verbesserung von Klimamodellen sowie das Verständnis der Sonne-Erde-Wechselwirkung sind Teil der Untersuchungen. Diese Arbeiten erfolgen vornehmlich in Kooperation mit dem Institut für Physik der Universität Augsburg und der Weltmeteorologischen Organisation, WMO.
GRIPS 3 ist zudem der Weltstandard des im April neu eingerichteten weltweiten Netzwerkes „Network for the Detection of Mesopause Change, NDMC“ unter Beteiligung von 52 Einrichtungen aus 21 Ländern. Die Koordination des neuen NDMC-Netzwerkes erfolgt durch das DFD. (siehe: http://wdc.dlr.de --> ndmc)
In Kooperation mit der Firma KayserThrede GmbH soll GRIPS 3 zu einem industriellen System auch zur Erkennung von Tsunamis, Erdbeben und von Explosionen weiterentwickelt werden. Genutzt wird hierfür die Analyse von Infraschallsignalen.
Das DFD koordiniert zudem den Aufbau einer nationalen Kontaktstelle für die Satellitenvalidation in der UFS. Gemeinsam mit Medizinern der Ludwig-Maximilians-Universität München koordiniert es den Aufbau eines satellitenbasierten Systems zur Untersuchung von Gesundheitsgefahren für Atemwegserkrankungen in Zusammenhang mit dem Klimawandel. Darüber hinaus bereitet das DFD federführend und in Abstimmung mit den Partnern des UFS die Schaffung eines europäischen Verbundes von Observatorien zur Klima- und Atmosphärenbeobachtung innerhalb des Forschungsrahmenprogramms der EU vor.