Die Geschichte der Luftfahrtforschung in Deutschland
I | 1900-1914Erste Pionierzeit |
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1891 | Otto Lilienthal gelingt der erste Menschenflug mit seinem Nurflügelapparat. Bis zu seinem Unfalltod absolviert er 2000 erfolgreiche Flüge. |
1897- 1914 | Erste intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zum lenkbaren Luftschiff, Graf Zeppelin zeigt viel unternehmerischen Mut, er setzt sich an die Spitze der Luftschiffbewegung. |
1903 | Erste Motorflüge der Gebrüder Wright in den USA. Zur gleichen Zeit gelingen dem Deutschen Karl Jatho aus Hannover ebenfalls erste Luftsprünge mit einem motorisierten Apparat. Zu regulär gesteuerten Flügen reicht es allerdings nicht aus. Angeblich führte bereits vor den Gebrüdern Wright Gustav Weißkopf aus dem fränkischen Leutershausen, der in die USA emigriert war und dort unter dem Namen Gustav Whitehead bekannt war, 1901 mehrere Flüge mit einem motorgetriebenen Flugapparat durch. Es gibt jedoch keinerlei Foto- oder Filmbeweise, so dass nach wie vor die Ehre des ersten dokumentierten Motorfluges den Gebrüdern Wright zukommt. |
1904 | Prof. Ludwig Prandtl entwirft seine wegweisende Theorie der Strömungen mit sehr kleiner Reibung, die so genannte „Grenzschichttheorie“. |
1907 | Gründung der Modellversuchsanstalt der Motorluftschiff-Studiengesellschaft (MVA) in Göttingen. Erster Windkanal mit geschlossener Luftstromführung, auch bekannt als Windkanal „Göttinger Bauart“. Dieser Windkanal-Typ wird zum Vorbild für tausende Windkanäle in der gesamten Welt. |
1908 | Gründung der Drahtlostelegraphischen und Luftelektrischen Versuchsstation Gräfelfing (DVG) bei München durch den Hochfrequenztechniker Max Dieckmann. |
1909 |
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1911 | Theodore von Kármán (Prandtl-Schüler) veröffentlicht seine Theorie der Wirbelstraße. |
1912 | Ausschreibung des 1. Kaiserpreises für den besten deutschen Flugmotor, daraus resultierend Gründung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in Berlin-Adlershof. Erste Flugpost im Dienst der Reichspost mit Luftschiff und Flugzeug. Gründung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Flugtechnik (WGL). |
II | 1914-1918Erster Weltkrieg |
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1914- 1915 | Beginn des Metallflugzeugbaus. |
1915 |
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1917 | Inbetriebnahme Windkanal I auf dem heutigen DLR-Gelände in der Göttinger Bunsenstraße durch die Modellversuchsanstalt für Aerodynamik (MVA). Abbau des ersten Windkanals Göttinger Bauart aus der MVA und Wiederaufbau auf dem neuen Gelände, dann unter der Bezeichnung Windkanal II. |
1918 |
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III | 1919-1933Wiederaufbau und Neuausrichtung |
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1919 |
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ab 1921 | In der Inflationszeit luftfahrtfremde aerodynamische Arbeiten und Optimierung von Fahrzeugen (z. B. Rumpler-„Tropfenwagen“, Daimler-Benz-Rennwagen), Lokomotiven (Betz-Leitbleche). |
1924 |
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1925 |
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1927 | Gründung der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS). |
1928 | Gründung des Deutschen Forschungsrates für Luftfahrt (wissenschaftliches Beratungsgremium). |
1932 | Erstflug Heinkel He 70, erstes „Schnellflugzeug“ mit aerodynamisch optimierter Konfiguration und Einziehfahrwerk. |
IV | 1933-1939Förderung und Hochrüstung im Dritten Reich |
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1933 |
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1935 |
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1936 |
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1937 |
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1938 |
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1939 | Ein Meilenstein der Luftfahrtgeschichte: Erstflug Heinkel He 178, erstmals Einsatz eines Turbostrahltriebwerks mit Radialverdichter und Ringbrennkammer. |
V | 1939 -1945Zweiter Weltkrieg |
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ab 1939 | Weitgehende Ausrichtung der Luftfahrtforschung auf militärische Nutzanwendung. |
1940 |
- Aerodynamik - Hochleistungskolbentriebwerke - Strahl- und Raketentriebwerke - Waffentechnologien - Funknavigation- und Messtechnik - Werkstoffe
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1941 |
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1942 | DVG wird zur Außenstelle des FFO und Max Dieckmann zum Direktor des FFO ernannt. |
ab 1944 | Beginn der Serienfertigung der Strahltriebwerke Jumo 003 und 004 mit einer Ringbrennkammer. |
bis 1945 | Zahlreiche Pfeilflügelentwürfe für Hochgeschwindigkeitsflugzeuge, markanteste Beispiele Ju 287 mit nach vorn gepfeilten Flügeln und Me 1101 mit am Boden verstellbarer Flügelpfeilung. Die Entwürfe stellen die Basis für das spätere US-Experimentalflugzeug Bell X5 dar. |
1945 | Übernahme der deutschen Luftfahrtforschungseinrichtungen durch die Siegermächte. Ende aller Luftfahrtforschungstätigkeiten. Sukzessive Demontage der Versuchsanlagen und Schließung der Einrichtungen. Dokumentation der deutschen Luftfahrtforschungsaktivitäten beispielsweise in den sogenannten Göttinger und Braunschweiger Monografien sowie in BIOS-, CIOS- und FIAT-Berichten. Abwanderung zahlreicher renommierter deutscher Luftfahrtwissenschaftler ins Ausland, vornehmlich in die USA, nach Großbritannien, Frankreich und in die Sowjetunion. In den Folgejahren intensive und umfangreiche Nutzung des deutschen Luftfahrt Know-hows in den bereits genannten Ländern sowie in: - Ägypten - Argentinien - Brasilien - Indien - Spanien - Schweden Beispielhaft genannt sei die Neukonstruktion der, zunächst in konventioneller Trapezform ausgelegten, Tragflügel des geplanten US-Bombers Boeing B 47 aufgrund der Busemannschen Pfeilflügeltheorien (LFA). |
VI | 1951-1969Neubeginn und Wiederaufbau |
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1951 |
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ab 1952 |
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ab 1953 |
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ab 1954 |
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1955 |
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1956 | Einweihung einer Gitterversuchsstrecke für transsonische Strömungen in der AVA in Göttingen. |
1957 |
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1958 |
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1959 | Gründung der Deutschen Gesellschaft für Flugwissenschaften (DGF) unter Vorsitz von Prof. Dr. Hermann Blenk. |
1960 |
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1962 | Inbetriebnahme des 1-Meter-Windkanals in der AVA. |
1963 |
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1964 | Fusion der DSH mit der DFL |
ab 1965 |
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1969 | Fusion der Aerodynamischen Versuchsanstalt (AVA), der Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DVL) und der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFL) zur Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR). |
VII | 1969 – 1989Konsolidierung und Konzentration in der DFVLR ab 1969 |
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1969 |
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1970 | Erste Untersuchungen zur elektronischen Steuerung von Flugzeugen (Institut für Flugführung, Braunschweig). |
1971 | Beginn der Abgasuntersuchungen von Turbinen. Aufbau des Forschungsflugzeugs Hansa HFB 320 zum Fliegenden Simulator (Institut für Flugmechanik, Braunschweig). Entwicklung und Test eines Nachtflug-Displays für Hubschrauber (Institut für Flugführung, Braunschweig). |
1972 | Neues zweistrahliges Forschungsflugzeug Canberra für Höhenforschung, Atmosphärenforschung, Antennen, Fernerkundung in Oberpfaffenhofen. |
1973 | Aufbau eines Flugsimulators in Braunschweig (auf Basis Hunting Percival Pembroke), Institut für Flugführung. |
1976 |
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1977 | Im Rahmen des zivilen Komponenten-Programms Inflight-Simulation zum geplanten Airbus A 310 mit der HFB 320. |
1978 | Erste Messflüge mit dem neuen Forschungshubschrauber Bo 105 S-123 (Institut für Flugmechanik, Braunschweig). |
seit ca. 1980 | Entwicklung numerischer Verfahren zur Berechnung der aerodynamischen Druckverteilung an schwingenden Tragflügeln mit Großcomputern (CFD, englisch für „computational fluid dynamics“). |
1980 | Inbetriebnahme eines Test-Modells für den geplanten europäischen Transsonischen Windkanal in Köln-Porz. |
1981 |
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1982 | Rettungssystem für Hubschrauberpiloten mit Rotorabsprengung (Institut für Flugmechanik, Braunschweig). |
1984 |
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1985 |
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1986 | Erste Inflight-Simulation mit dem neuen Forschungsflugzeug ATTAS (VFW 614) (Institut für Flugmechanik). |
1987 |
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1988 | Windkanaltests in Göttingen, ummantelter gegenläufiger Propfan (CRISP). |
1989 | Namenswechsel von Deutscher Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) zur Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR). |
VIII | 1989 – heuteNeuer Name und verstärkte internationale Kooperationen |
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1989 | Entwicklung eines Seitenruders aus CFK (Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff) (Institut für Strukturmechanik, Braunschweig). |
1990 | Test des Flugführungssystems COMPAS in Frankfurt (Institut für Flugführung, Braunschweig) |
1991 | ATTAS-Inflight-Simulation des geplanten Raumgleiters HERMES. |
1992 bis 1995 | Strato 2C-Höhenforschungsflugzeug, Projekt aufgrund politischer Entscheidung des Bundesforschungsministeriums eingestellt. |
1992 |
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1994 |
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1995 |
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1996 | Untersuchung eines Enteisungssystems für Laminarflügel in Braunschweig. Kooperation mit der Deutschen Aerospace AG (DASA). |
1997 |
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1998 |
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2000 | Inbetriebnahme eines Hubschrauber-Bodensimulators für den geplanten neuen Forschungshubschrauber FHS (EC 135). |
2001 | Wirbel- und Akustikmessungen an Hubschrauberrotoren im DNW im Rahmen von HART II (Institut für Flugsystemtechnik in Braunschweig, ehem. Institut für Flugmechanik). |
2002 |
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2003 | Erstflug des unbemannten Hubschraubers ARTIS, eines Technologiedemonstrators für autonome VTOL-Flüge (Vertical Take-Off and Landing) (Institut für Flugsystemtechnik, Braunschweig). |
2004 |
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2005 |
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2006 | Das DLR erhält HALO als neues Forschungsflugzeug für Atmosphärenforschung, Einsatz ab 2008 (Institut für Physik der Atmosphäre, Oberpfaffenhofen). |
2007 |
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2008 | Spatenstich für eine Feldtestplattform zur Bodenverkehrskontrolle der Zukunft, gemeinsames Projekt vom DLR, der Flughafen Hamburg GmbH und der Deutschen Flugsicherung. |
2010 |
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2011 | DLR untersucht Wirbelschleppen im Reiseflug. |
2013 | Im DLR wird Europas schnellster Computer für die Luftfahrtforschung mit 262.000.000.000.000 Rechenoperationen pro Sekunde in Betrieb genommen. |
2014 | Standschwingungsversuche am Solarflugzeug Solar Impulse, durchgeführt vom Institut für Aeroelastik in Göttingen. |
2015 | Inbetriebnahme des Teststandes „Next Generation-Turbine“ für die Erforschung von Flugzeug- und Kraftwerksturbinen im Institut für Antriebstechnik in Göttingen. |
2016 | DLR baut den Normalsegel-Apparat von Otto Lilienthal nach, das erste Serienflugzeug der Welt. |
2020 | Neues Forschungsflugzeug ISTAR Dassault Falcon 2000LX ergänzt die Forschungsflotte des DLR. |
2021 |
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