Maßnahmen zur Unterstützung der KMU in der Raumfahrt
Die deutsche Raumfahrtindustrie ist durch starke Konzentration auf nur wenige große Systemunternehmen, einige mittelständische Raumfahrtfirmen und eine Vielzahl von Ausrüstern und Zulieferern, auch anderer Branchen, charakterisiert.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bilden insbesondere als Unterauftragnehmer eine unverzichtbare Basis für die deutsche Raumfahrtindustrie. Im Interesse eines funktionierenden Wettbewerbs und einer ausgewogenen Industriestruktur werden daher vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt erhebliche Anstrengungen zur Stabilisierung der KMU unternommen.
Nationales Raumfahrtprogramm
Im Zeitraum 1998-2002 hat das DLR pro Jahr im Durchschnitt über 550 Vorhaben mit 130 Millionen Euro bei 190 Auftragnehmern und Zuwendungsempfängern gefördert, wovon etwa 60 Prozent an die Industrie geflossen sind. Vom Industrieanteil erhielten die Grossunternehmen und deren Töchter 78 Prozent, Raumfahrt-KMU 22 Prozent. Im Jahresdurchschnitt haben 30 Raumfahrt-KMU mit einem Gesamtvolumen von 13 Millionen Euro 45 Vorhaben durchgeführt und an 23 Vorhaben im Unterauftrag teilgenommen. Da der Gesamtumfang der Unterauftragnehmer aller Ebenen im DLR nicht erfasst werden kann, liegt der reale Anteil aller KMU wesentlich höher, geschätzt bei mindestens 50 Prozent.
ESA-Programm
Der Anteil der deutschen Raumfahrt-KMU an den durch die Europäische Raumfahrtagentur ESA im Zeitraum 1998-2002 direkt vergebenen Verträgen an deutsche Unternehmen betrug mit etwa 36 Millionen Euro circa 10 Prozent, wobei auch hier der reale Umsatzfluss bis in die unterste Zulieferebene nicht berücksichtigt werden kann.
Maßnahmen zur Stärkung der KMU im Raumfahrtbereich
- Vorgabe einer Orientierungsmarke für den jährlichen KMU-Anteil am industriellen Fördervolumen des Nationalen Raumfahrtprogramms in Höhe von wenigstens 20 Prozent.
- Auflagen an Hauptauftragnehmer zur Beteiligung von KMU.
- Bestellung und Einsatz eines KMU-Beauftragten im DLR seit Januar 2000, der Konzepte und Entscheidungsunterlagen zur KMU-Förderung unter Beachtung der Vorgaben der Bundesregierung und des DLR-Vorstands erarbeitet und die KMU-Beteiligung überwacht.
- Einsatz des Arbeitskreises Raumfahrt-KMU, dem Vertreter von Raumfahrt-orientierten KMU, von Verbänden und des DLR angehören und zu dessen Sitzungen Gäste u.a. aus Ministerien, der ESA und von Großunternehmen eingeladen werden. Er bildet eine Plattform für die Erörterung spezifischer Probleme und für die Erarbeitung von Empfehlungen.
- Informationen insbesondere über Raumfahrtprogramme/-Raumfahrtprojekte durch jährliche Herausgabe des „Kataloges der Förderprogramme und geplanten Projekte im Nationalen Raumfahrtprogramm“ und Durchführung von Workshops und Besprechungen für interessierte KMU.
- Das DLR setzt seit Januar 2001 einen Industrie-Ombudsmann ein, der in Beschwerdefällen bei Aufträgen im Rahmen des Deutschen Raumfahrtprogramms zwischen den involvierten Industrieunternehmen vermitteln und schlichten soll.
- Um eine breite Nutzung von Technologien, die im Rahmen des Nationalen Raumfahrtprogramms entwickelt wurden, zu unterstützen, wurde 1994 die Technologietransfer-Initiative INTRA des DLR ins Leben gerufen. Kontakte zwischen Raumfahrtunternehmen mit Firmen anderer Branchen, die über verschiedene Kommunikationswege hergestellt werden, führen zur Verwertung von Raumfahrttechnologien und zu Innovationsprojekten. Rund 50 Prozent der Technologienehmer sind KMU, die durch Kauf von Technologien bzw. Know-how ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern.
Einflussnahme auf die KMU-Unterstützungsmassnahmen der ESA
Die Maßnahmen der ESA zur Förderung von KMU und Unterauftragnehmern werden vom DLR unterstützt und überwacht:
- Einsatz eines KMU-Beauftragten und eines Industrie-Ombudsmanns in der ESA.
- Sicherstellung einer angemessenen Industrieverteilung; mit dem Ziel, die Chancen der KMU als Unterauftragnehmer durch verbesserte Transparenz, durch Definition qualitativer Kriterien und Kontrolle des Wettbewerbs im Rahmen der Ausschreibungsverfahren zu erhöhen.
- Unterstützung von Aktivitäten zur Entwicklung und Anwendung von neuen Technologien.
- Nutzung der Flexibilität der reaktionsfähigen und innovativen KMU zur Stärkung von deren Potential und Wettbewerbsfähigkeit.
- Durchführung von speziellen Programmen und Informationsveranstaltungen für KMU.
- Gewährung besonderer Konditionen für den Zugang zu ESA-Einrichtungen/Anlagen.
KMU-Unterstützung in der Raumfahrt bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem Schaffen fairer Wettbewerbsbedingungen und dem gleichzeitigen Vermeiden der dauerhaften Abhängigkeit von staatlicher Förderung. Sie darf notwendige strukturelle Anpassungen an Erfordernisse des europäischen Raumfahrtmarktes nicht behindern. Vorrangige Aufgabe der KMU-Unterstützung ist es deshalb, jene Unternehmen zu identifizieren, die eine klare Perspektive am Markt und zu einer selbsttragenden wirtschaftlichen Entwicklung haben.