Katastrophenhilfe

European Union, Copernicus Sentienel-2 imagery

Die Internationale Katastrophencharta

Bei Naturkatastrophen benötigen Rettungskräfte und Helfer schnellstmöglich ein zuverlässiges Bild der Lage. Da die betroffenen Regionen oft von der Außenwelt abgeschnitten sind, bietet die Erdbeobachtung wichtige Unterstützung durch hochauflösende Satellitenbilder, anhand derer ein Gesamtüberblick erstellt werden kann. Satelliten können dabei oft innerhalb weniger Stunden detaillierte Bilder aufnehmen, unabhängig von Wolkenbedeckung oder Tageslicht. Insbesondere in Radaraufnahmen sind Wasser- und Landflächen sehr gut voneinander zu unterscheiden, weswegen sie sich sehr gut für die Kartierung nach Flutkatastrophen eignen. Auch bei anderen Katastrophenereignissen wie Erdbeben oder Waldbränden leisten Satellitendaten einen wichtigen Beitrag zur Erkundung und Überwachung des Geschehens.

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International Charter Space and Major Disasters

Die internationale Charta „Space and Major Disasters“ ist ein internationaler Verbund von Raumfahrtagenturen, der 1999 von der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der französischen Raumfahrtagentur CNES gegründet wurde.

Der Verbund stellt nationalen Katastrophenschutzbehörden und Hilfsorganisationen bei Naturkatastrophen oder technischen Großunfällen Daten von Erdbeobachtungssatelliten schnell und unbürokratisch zur Verfügung.

The International Charter Space and Major Disasters

Radarsatelliten liefern Bilder bei Tag und Nacht

Hauptbeitrag des DLR sind Daten der Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X. Diese Satelliten können sehr schnell detaillierte Bilder aufnehmen, unabhängig von Wolken oder Tageslicht. Da in den Radaraufnahmen Wasser- und Landflächen sehr gut voneinander zu unterscheiden sind, eignen sie sich bestens für die Kartierung nach Flutkatastrophen. Auch bei anderen Katastrophenereignissen wie beispielsweise Erdbeben können Informationen von TerraSAR-X hilfreich sein. Seit 2022 betreibt das DLR zudem den deutschen Umweltsatelliten EnMAP. Der Hyperspektralsatellit ist durch sein optisches Instrument bei unbedecktem Himmel in der Lage, einen wichtigen Beitrag zur Überwachung und Lageerkundung bei Überflutungsereignissen oder auch Feuerkatastrophen zu leisten.

Weltweiter Charta-Zugang durch „Universal Access“

Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR engagiert sich in den koordinierenden Gremien und unterstützt dort eine gezielte Weiterentwicklung der Charta. Im Herbst 2012 starteten die Mitglieder eine Initiative, die einen Meilenstein für die Charta darstellt: „Universal Access“. Bisher konnten nur autorisierte Nutzer aus rund 40 Ländern sowie Organisationen der Vereinten Nationen die Hilfe der Charta anfragen - durch „Universal Access“ wurde dies grundsätzlich jeder nationalen Katastrophenschutzbehörde weltweit ermöglicht. Hierdurch sollen insbesondere die großen „weißen Flecken“ in Afrika und Teilen von Asien und Süd- und Mittelamerika verschwinden und den nationalen Behörden die Möglichkeit gegeben werden, schnell und direkt Hilfe durch die Charta zu bekommen.

Was passiert im Katastrophenfall?

Jede Aktivierung der Charta beginnt damit, dass am Standort Frascati (Italien) der Europäischen Weltraumorganisation ein Notruf eingeht. Dort wird überprüft, ob es sich bei dem Hilfesuchenden um einen autorisierten Nutzer handelt, und ob alle notwendigen Angaben vorliegen. Anschließend wird der Emergency-on-Call-Officer (ECO) eingeschaltet. Dieser von den Charta-Mitgliedern im wöchentlichen Wechsel bereit gestellte fachliche Ersthelfer bestellt umgehend geeignete Satellitendaten bei den beteiligten Raumfahrtagenturen. Wenn der ECO seine Arbeit beendet, sind erst wenige Stunden nach dem Eingang des Notrufs vergangen.

Anschließend wird das Executive Secretariat der Charta tätig. Hierbei handelt es sich um eine über den Globus verteilte Gruppe aus Mitarbeitern aller Charta-Organisationen. Dieses Sekretariat prüft, ob der jeweilige Notruf berechtigt und eine Aktivierung der Charta sinnvoll ist. Kommt es zu dem Schluss, dass eine Aktivierung der Charta nicht sinnvoll ist, werden die vom ECO getätigten Datenbestellungen wieder zurück genommen. Die Sekretäre haben also die Aufgabe, die zweckmäßige Verwendung der von den Charta-Mitgliedsagenturen eingebrachten Ressourcen und den gesamten Charta-Betrieb zu überwachen.

Ist die Aktivierung hingegen berechtigt, so wird ein Projektmanager bestimmt. Zu diesem Zeitpunkt wird auch auf der Charta-Website über die neue Aktivierung informiert. Der Projektmanager ist das Bindeglied zwischen Raumfahrtagenturen, welche die Daten bereitstellen, und den Hilfesuchenden mit ihren jeweiligen Bedürfnissen. Er stellt sicher, dass die Informationen den Nutzern so zur Verfügung gestellt werden, wie sie benötigt werden: Manche Katastrophenschutzbehörden können beispielsweise Satellitenbilder selbst analysieren, während andere nur fertige Karten verwenden können. Mit dem ESA Charter Mapper stellt die ESA seit 2021 eine umfangreiche Plattform für die Nutzer der Charter bereit, um die großen Mengen an Satellitendaten effizient in der Cloud zu sichten und wichtige Analysen durchzuführen. So kann im Katastrophenfall schneller reagiert und Ressourcen gespart werden.Die Aufgabe der Projektmanager endet im Normalfall nach rund zwei Wochen mit der Schließung der Charta-Aktivierung. Die erstellten Kartenprodukte werden anschließend auf der Homepage der Charta veröffentlicht.

Das DLR hat die Charta bereits seit dem Jahr 2002 über die ESA organisatorisch unterstützt, bevor es im Oktober 2010 zum elften Vollmitglied wurde. Mittlerweile ist das Konsortium weiter angewachsen. Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR arbeitet im Rahmen der Charta-Mitgliedschaft eng mit dem Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation (DLR ZKI) in Oberpfaffenhofen zusammen. Das ZKI organisiert die Datenbereitstellung, die mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert wird. Außerdem übernimmt es bis zu sechsmal im Jahr die ECO-Rolle für eine Woche.

Links

Kontakt

Maike Gerads

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
Erdbeobachtung
Königswinterer Str. 522-524, 53227 Bonn

Samuel Stettner

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
Erdbeobachtung
Königswinterer Straße 522-524, 53227 Bonn