20. März 2025 | Herausforderungen und Chancen für den Luftverkehrsstandort Deutschland

DLR erstellt Studie zu Standortkosten im Luftverkehr

Studie zu Standortkosten im Luftverkehr (Symbolbild)
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Freepik

  • Untersuchung der Rahmenbedingungen des Luftverkehrs in Deutschland im europäischen Vergleich.
  • Hohe Standortkosten spielen zwar eine Rolle bei der in Deutschland langsameren Erholung des Luftverkehrs, sind aber nicht allein dafür verantwortlich.
  • Das Gutachten skizziert verschiedene Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandorts Deutschland zu stärken.
  • Schwerpunkte, Luftfahrt, Verkehr

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) ein umfassendes Gutachten zu den Standortkosten im deutschen Luftverkehr erstellt. Die Untersuchung des DLR-Instituts für Luftverkehr analysiert die Rahmenbedingungen des Luftverkehrs in Deutschland im europäischen Vergleich und benennt mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Die Ergebnisse wurden nun durch das BMDV veröffentlicht.

Das Gutachten zeigt, dass sich der Luftverkehr in Deutschland langsamer erholt als in anderen europäischen Ländern. Während das Passagieraufkommen in Deutschland im Jahr 2024 bei rund 80 Prozent des Vorkrisenniveaus lag, haben viele europäische Länder ihr Vor-Corona-Niveau nahezu vollständig wieder erreicht.

Vielschichtige Gründe für die langsame Erholung

Ein Faktor für diese Entwicklung sind die hohen Standortkosten wie Steuern, Gebühren und Flughafenentgelte, die im europäischen Vergleich in Deutschland, aber auch den Niederlanden, Großbritannien und Österreich besonders hoch ausfallen. Zudem zeigt das Gutachten, dass diese Standortkosten in Deutschland zwischen 2019 und 2024 um 38 Prozent gestiegen sind – deutlich stärker als der europäische Durchschnitt von 26 Prozent.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass hohe Standortkosten zwar eine Rolle spielen, aber nicht allein für die langsamere Erholung verantwortlich sind. Die schwache wirtschaftliche Entwicklung hat ebenfalls signifikanten Einfluss. Weiterhin sind geänderte Reisegewohnheiten – insbesondere eine verstärkte Nutzung der Bahn für innerdeutsche Reisen – sowie strukturelle Veränderungen im Luftverkehrsmarkt, wie eine Konsolidierung bei Low-Cost-Carriern, zu beobachten. Hinzu kommen geopolitische Faktoren wie Luftraumsperrungen im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine sowie Engpässe durch Fachkräftemangel und verzögerte Flugzeugauslieferungen. „Der Rückgang von Geschäftsreisen, der Wegfall des Großteils der Nachfrage von und nach Russland und der Ukraine und der seit dem Marktaustritt der Air Berlin geringe innerdeutsche Wettbewerb im Flugverkehr spielen ebenfalls eine Rolle bei der langsamen Erholung“, erklärt Studienleiter Dr. Sven Maertens vom DLR-Institut für Luftverkehr.

Handlungsoptionen für eine stärkere Wettbewerbsfähigkeit

„Deutschland ist als Exportnation auf eine gute Anbindung an die Welt angewiesen und der Luftverkehr ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wenn Drehkreuze sich ins Ausland verlagern und Airlines Kapazitäten abbauen, müssen wir gegensteuern. Wir wollen dies faktenbasiert tun. Das Gutachten identifiziert wichtige Stellschrauben, um die Branche zu entlasten und den Luftverkehr spürbar anzukurbeln,“ sagt Stefan Schnorr, Staatssekretär im BMDV.

So skizziert das Gutachten verschiedene Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandorts Deutschland zu stärken. Eine Senkung der Luftverkehrsteuer könnte beispielsweise kurzfristig positive Effekte haben. Die Studie zeigt, dass eine Abschaffung der Steuer für innereuropäische Flüge zu einem Anstieg der Passagierzahlen von bis zu fünf Millionen führen könnte. Allerdings wird betont, dass eine nachhaltige Stärkung des Luftverkehrs mehrere Stellschrauben erfordert. Dazu zählen Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen bei Flughäfen und der Flugsicherung, eine bessere intermodale Integration sowie wettbewerbliche Maßnahmen zur Förderung neuer Marktteilnehmer und zur Liberalisierung von Luftverkehrsabkommen. Zudem kann auch eine europaweit einheitliche Luftverkehrsteuer nationale Wettbewerbsnachteile ausgleichen.

Die vollständigen Studienergebnisse sind über das BMDV abrufbar.

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Leitung Media Relations, Presseredaktion
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
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Tel: +49 2203 601-3959

Dr. Sven Maertens

Stellvertretender Institutsdirektor (komm.)
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Luftverkehr
Linder Höhe, 51147 Köln