Virtueller Flug rund um die Mars-Gräben Nili Fossae
- Dieses neue Video wurde mit Hilfe der vom DLR entwickelten hochauflösenden Stereokamera HRSC der Mission Mars Express erstellt.
- Es zeigt die Gräben der Nili Fossae, die sich über mehrere hundert Kilometer entlang des Einschlagbeckens Isidis Planitia erstrecken.
- In den letzten Jahren haben sich die Beobachtungen mit Spektrometern aus dem Orbit stark auf auf diese Gegend konzentriert, da hier eine große Vielfalt an Mineralen identifiziert wurde.
- Schwerpunkte: Raumfahrt, Mars
Eine Gruppe großer, konzentrischer Vertiefungen nahe der Region Syrtis Major auf dem Mars: Die Gräben der Nili Fossae erstrecken sich über mehrere hundert Kilometer entlang der Nordostseite des Einschlagbeckens Isidis Planitia. Das Video, das wir heute vorstellen, wurde aus Daten der am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelten und gemeinsam mit der deutschen Industrie gebauten hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der europäischen Forschungsmission Mars Express erstellt. Die Basis ist ein Bildmosaik aus Aufnahmen der HRSC, die aus etwa 350 Kilometern Höhe über der Oberfläche des Roten Planeten erzeugt wurden.
Das Video beginnt mit einem virtuellen Anflug aus Süden, führt zunächst nach Norden und danach wieder zurück in südliche Richtung. Am Ende gewinnt man an Flughöhe und erhält eine Draufsicht auf die „Gräben des Nils“. In der Schlussszene ist unten mittig der Krater Jezero zu sehen, ein ehemaliger See, in dem seit 2021 die Mission Mars 2020 mit dem Rover Perseverance nach Spuren von Leben sucht.
Mineralvielfalt im Fokus der Forschung
Die Grabenbrüche von Nili Fossae bilden ein konzentrisches Muster parallel zum kreisförmigen Rand des Einschlagsbeckens Isidis Planitia in der Marskruste. Das Muster ist ein Hinweis darauf, dass die Gräben sich nach dem Isidis-Einschlag durch Dehnungsspannungen in der Marskruste geöffnet haben: Riesige, eisenhaltige und deshalb sehr massereiche, schwere Lavaablagerungen drückten das mehrere Kilometer tiefe und über 1.200 Kilometer durchmessende Becken an der Grenze zwischen Marshoch- und -tiefland weiter nach unten. Folglich bauten sich Spannungen in der Kruste auf und führten zu diesen Dehnungsbrüchen. Ähnliche Risse wurden auch bei den Amenthes Fossae, dem Gegenstück zu den Nili Fossae, auf der gegenüberliegenden Seite von Isidis Planitia festgestellt.
In den letzten Jahren haben sich die Beobachtungen mit Spektrometern aus dem Orbit stark auf Nili Fossae konzentriert, da in diesem Gebiet eine große Vielfalt an Mineralen aus der Umlaufbahn identifiziert wurde. Dazu gehören Silikate, Karbonate und Tonminerale. Die ursprünglich vorhandenen Minerale, die oftmals vulkanischen Ursprungs sind, haben sich im Laufe der Marsgeschichte durch den Kontakt mit Wasser mehrfach umgewandelt und wurden zu eben diesen neuen Mineralgruppen verwittert. Es wird angenommen, dass das Wasser nicht nur über die Marsoberfläche floss, sondern auch unter der Oberfläche vorhanden war, durch vulkanische Aktivität erhitzt wurde und hydrothermale Lösungen bildete, die die Mineralumwandung verursachten.
Bildverarbeitung
Das Bildmosaikbild wurde mit Topographie-Informationen aus dem für dieses Gebiet berechneten digitalen Geländemodell (DTM) kombiniert, um eine dreidimensionale Landschaft zu formen. Für jede Sekunde des Films wurden 50 Einzelbilder digital erstellt. Sie folgen einem vordefinierten szenischen Kamerapfad. Die für die Animation verwendete vertikale Überhöhung ist dreifach. Atmosphärische Effekte – Wolken und Dunst in einer Betrachtungsentfernung von 50 Kilometern – wurden hinzugefügt, um die Grenzen des Geländemodells zu verschleiern. Die hier verwendeten HRSC-Mosaike entstammen der sogenannten HMC30-Produktfamilie. Sie umfasst großräumige Mosaike aus DTMs und georeferenzierte Schwarz-Weiß- und Farbbilder von verschiedenen Regionen des Mars.
HRSC Mars Chart (HMC30)-Produkte und ausführliche Beschreibung. (Die Region Nili Fossae befindet sich im Quadrangle MC13E.)
Weitere HRSC-Produkte und -Bildstreifen zum Download
Verwandte Links
Das HRSC-Experiment auf Mars Express
Die High Resolution Stereo Camera (HRSC) wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung von Principal Investigator (PI) Dr. Daniela Tirsch vom DLR-Institut für Planetenforschung besteht aus 50 Co-Investigatoren, die aus 35 Institutionen und elf Ländern stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben.