Gemeinsam bereit für den Katastrophenfall
- In Bremerhaven fand ein Planspiel zur Vorbereitung auf den Katastrophenfall statt.
- DLR vernetzt wichtige Akteure zum Schutz Kritischer Infrastrukturen.
- Schwerpunkt: Sicherheit
Überflutete Straßen, blockierte Rettungswege, ausgefallene Stromversorgung – dies sind einige der Szenarien eines Planspiels zur Katastrophenvorsorge. Unter der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beschäftigten sich am 20. November 2024 verschiedene Akteure von Polizei, Rettungsdiensten und zivilen Einrichtungen mit den potentiellen Auswirkungen einer Sturmflut auf die Stadt Bremerhaven.
Naturkatastrophen und andere extreme Ereignisse erzeugen Chaos und Verwirrung, da sie sich abseits der gewohnten und erprobten Verhältnisse des Alltags abspielen. Zusätzlich sind die Auswirkungen oft überraschend, da die vielfältigen Vernetzungen regionaler kritischer Dienstleistungen nicht umfassend bekannt sind. Deshalb ist es wichtig auf außergewöhnliche Lagen vorbereitet zu sein und diese immer wieder zu üben. Das Ziel ist, sich nicht zum ersten Mal damit beschäftigen zu müssen, wenn die Situation stressig wird und Menschenleben davon abhängen.
Übungen und Training sind beispielsweise für Feuerwehr und Rettungsdienste alltäglich. Meist finden diese innerhalb der eigenen Organisation statt. Bei einem Großschadensereignis wie einer Sturmflut ist die reibungslose Kommunikation zwischen verschiedenen Organisationen vonnöten. Aufwändige, gemeinsame Übungen können allerdings nur deutlich seltener stattfinden. Bei dem aktuellen Szenario wurden auch die Betreiber kritischer Infrastrukturen, beziehungsweise die Erbringer kritischer Dienstleistungen, wie der Lebensmittelhandel und Betreiber der IT-Infrastruktur, mit einbezogen.
„Zunehmende Sturm- und Flutereignisse in besiedelten Küstenregionen erfordern neue Ansätze sowohl in der Krisenvorbereitung als auch der Reaktion. Hierfür ist insbesondere ein verbessertes Verständnis des Ablaufes und der Folgen einer Katastrophe im vernetzten System kritischer Dienstleistungen wichtig. Um bestehende Notfallpläne und Maßnahmen besser zu verstehen, ist ein intensiver Austausch zwischen Praktiker und Wissenschaftlern unerlässlich. Im Rahmen des Projekts RESIKOAST verknüpfen wir unsere Kompetenzen im Bereich der modellgestützten Resilienzanalyse mit dem Know-how von Betreibern kritischer Infrastrukturen und Beteiligten des Bevölkerungsschutzes. Das stattfindende Planspiel soll hierbei der Auftakt für einen weitergehenden Austausch sein.“ fasst Dr. Daniel Lichte vom DLR-Institut für den Schutz terrestrischer Infrastrukturen die Ziele des Projekts zusammen.
Resilienz als Gemeinschaftsaufgabe
Wissenschaftler des DLR-Instituts für den Schutz terrestrischer Infrastrukturen haben für das Planspiel in Bremerhaven ein Szenario entworfen, welches neben staatlichen Organisationen, wie Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr und Technischem Hilfswerk, auch wichtige zivile Partner einbindet. Dazu zählen Anbieter der Strom- und Wasserversorgung sowie Betreiber eines Supermarktes und Krankenhäuser, die entscheidend für die Versorgung der Bevölkerung sind.
Das DLR bringt dabei sowohl seine Expertise in der Simulation der Lage und ihrer Entwicklung über die Zeitachse als auch die Fähigkeit zur Analyse und Bewertung möglicher Entscheidungen ein.
Die Teilnehmer des Planspiels wurden in verschiedenen Abschnitten an das Thema und die zu bewältigenden Aufgaben des Tages herangeführt. Von allgemeinen Vorbereitungsmaßnahmen auf Krisenfälle über den detaillierten Aufbau von Informationsketten und -abläufen bis hin zur Identifizierung kritischer Infrastrukturen in der Region und deren individueller Bedrohung durch eine Sturmflut. Dabei kamen auch detaillierte Karten zum Einsatz, die auf den Daten eines Geoinformationssystems (GIS) basieren, zum Einsatz, welche die überfluteten Gebiete anzeigten. Auf Basis dieser Informationen wurden mögliche Szenarien und Auswirkungen diskutiert. Der Umgang mit der Situation und einzuleitende Notfallmaßnahmen wurden von den Projektbeteiligten ausgearbeitet. Dies umfasste auch die Planung von Rettungswegen, die Neuorganisation verfügbarer Kräfte und eine schnelle Reaktion auf Änderungen der Lage sowie veränderte Prioritäten.
Zitat Frau Schwandt, Feuerwehr Bremerhaven: „Im Projekt RESIKOAST sollen wissenschaftliche Elemente und Analysen mit dem Wissen handelnder Akteure, u.a. unterschiedlicher kritischer Infrastrukturen sowie Einheiten des Bevölkerungsschutzes, zusammengebracht und verknüpft werden. Durch diese Herangehensweise ist es möglich, Szenearien aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, um potenzielle Schwach- sowie neuralgische Stellen – insbesondere bei Wechselwirkungen und Abhängigkeiten voneinander – im Ereignisfall aufzuzeigen. Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse des Projektes.“
Planspiele dieser Art helfen die Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit gegen Schadensereignisse, zu erhöhen. Sie führen zu einer intensiven Beschäftigung mit einer Thematik und ermöglichen verschiedensten Teilnehmern, durch den dynamischen sowie kreativen Austausch, in einem Szenario Schwachstellen zu identifizieren und Mängel abzustellen.