10. Juli 2024 | Mehr Raum für Luftfahrtforschung in Hamburg

DLR bezieht weitere Flächen im ZAL-TechCenter

  • Am 10. Juli 2024 übergab Hamburgs Erster Bürgermeister, Dr. Peter Tschentscher, weitere Forschungsflächen im ZAL-TechCenter an das DLR.
  • Hier entsteht neuer Raum für die Forschung an Instandhaltung und Digitalisierung für die klimaverträgliche Luftfahrt.
  • Schwerpunkte: Luftfahrt, Digitalisierung, Klimaverträgliches Fliegen

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erhält ab sofort mehr Platz für Innovationen am Standort Hamburg-Finkenwerder. Weniger als zwei Jahre nach der Grundsteinlegung weihte der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher am 10. Juli 2024 den Anbau des Zentrums für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) ein und übergab die neuen Forschungsflächen feierlich an das DLR, den Hauptmieter.

Die beiden DLR-Institute für „Instandhaltung und Modifikation“ und „Systemarchitekturen in der Luftfahrt“ beziehen rund zwei Drittel der neuen Flächen. Seit der Gründung der beiden Institute 2017 forscht das DLR am Standort für die klimaverträgliche Luftfahrt und mietet sich hier für weitere 25 Jahre ein. Die restlichen Forschungsflächen des 8.000 Quadratmeter großen Anbaus sind insbesondere für KMU und Flexmieter vorgesehen, welche die ZAL-Infrastrukturen für kürzere Zeiträume und projektbezogene Forschungsarbeiten nutzen wollen.

Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR: „Als eine der größten Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen für Luft- und Raumfahrt in Europa freuen wir uns, weitere Flächen in Hamburg zu beziehen. In neuen Laboren werden wir intensiv am klimaverträglichen Fliegen mit all seinen systemischen Zusammenhängen forschen. Dabei stehen digitale Verfahren, neue Flugzeugkonfigurationen und neue Instandhaltungskonzepte im Mittelpunkt. Die direkte Vernetzung mit der Hamburger Luftfahrt- und Luftverkehrsindustrie sowie Start-ups im ZAL TechCenter bietet ideale Voraussetzungen für den Wissensaustausch mit öffentlichen Behörden und den Technologietransfer in die Wirtschaft. Danke für die anhaltende Unterstützung durch die Stadt Hamburg, speziell durch die Wirtschaftsbehörde und durch den Industriecluster Hamburg Aviation.“

Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher: „Hamburg ist der drittgrößte Standort der zivilen Luftfahrtindustrie weltweit und ein führendes Zentrum für Forschung und Entwicklung. Im Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung arbeiten Weltmarktführer, Startups, Forschungsinstitute und Hochschulen gemeinsam an der Luftfahrt der Zukunft. Die Erweiterung des ZAL schafft zusätzliche Kapazitäten für Innovationen ‚made in Hamburg‘ und stärkt die hier ansässigen Institute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Ich danke allen Beteiligten und gratuliere zur Einweihung des Erweiterungsbaus.“

Neue Labore und Büros für mehr Fachkompetenz

Durch ein Desksharing-Konzept werden in naher Zukunft im ZAL-Anbau bis zu 300 Mitarbeitende vom DLR unter einem Dach tätig sein. Die DLR-Institute für „Instandhaltung und Modifikation“ und „Systemarchitekturen in der Luftfahrt“ forschen an nachhaltigen Flugzeug- und Betriebskonzepten. Hierzu modellieren und bewerten sie das Gesamtsystem Luftfahrt von der Energieerzeugung bis zur Klimawirkung entlang des gesamten Lebenszyklus. Dabei geht es nicht nur um neue Flugzeuge, sondern auch um deren Produktion, Betrieb und Wartung bis hin zur Außerdienststellung. Die Erweiterung bietet dem DLR noch mehr Platz für die Arbeitsflächen und Labore der wachsenden Institute.

Dabei sind zwei neue Labore vorgesehen. Ein Businessjet bildet zukünftig die Grundlage für das MRO-Reallabor. Neue Instandhaltungstechnologien sowie -prozesse können hier erprobt werden. Zudem werden die DLR-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zukünftig Experimente am Rumpf eines echten Langstreckenflugzeuges durchführen können. Der Rumpf bildet die Grundlage, um die Integration von beispielsweise neuen Kabinensystemen, Brennstoffzellen oder Tanksystemen in neue klimaverträgliche Flugzeugkonzepte zu validieren.

Ganzheitliche Lösungen für die klimaverträgliche Luftfahrt

Das DLR-Institut für Systemarchitekturen in der Luftfahrt erforscht, wie neue Technologien und zukünftige Flugzeuge gleichzeitig klimaverträglich und wirtschaftlich sein können. Dazu entwickelt es digitale Verfahren, mit denen es bereits im Entwurf den Betrieb und die Fertigung in zukünftigen Fabriken einbindet. Diese Verfahren bilden auch die Basis für die digitale Plattform ALICIA („Aviation Life Cycle and Impact Assessment“), in der das Institut die Kompetenzen mehrerer DLR-Institute bündelt. Mit ALICIA ist es möglich, die Auswirkungen neuer Technologien ganzheitlich zu bewerten. Damit unterstützt das DLR die Industrie und Politik dabei, faktenbasierte Entscheidungen bezüglich des zukünftigen nachhaltigen Luftverkehrssystems zu treffen. Dank der digitalen Methoden kann es Technologien von Industrieunternehmen bewerten. So kann ALICIA das Marktpotenzial dieser bewerten und vorhersagen, wie sich die Luftfahrt entwickeln könnte.

Demo: Digitale Bewertungsplattform ALICIA für das Gesamtsystem Luftfahrt (engl.)
Durch eine Verknüpfung von Impact Assessment (engl. Für Folgenabschätzung) und Life Cycle Assessment (engl. für Lebenszyklusanalyse) will das DLR mit der digitalen Bewertungsplattform ALICIA (Aviation Life Cycle and Impact Assessment) detaillierte Aussagen zur Klima- und Umweltwirkung der Luftfahrt treffen. Damit unterstützt das DLR die Industrie und Politik dabei, faktenbasierte Entscheidungen bezüglich des zukünftigen nachhaltigen Luftverkehrssystems zu treffen.

Instandhaltung wasserstoff-basierter Antriebssysteme

Das DLR-Institut für Instandhaltung und Modifikation forscht an Konzepten und Technologien zum Betrieb und der Instandhaltung von Wasserstoffsystemen in Flugzeugantrieben. Endoskopische Inspektionsroboter sollen zukünftig schwierige und gefährliche Arbeitsschritte automatisch durchführen können. Das MRO-Reallabor macht nun erstmalig die praktische Erprobung dieser neuen Ansätze in einer realitätsnahen Umgebung möglich. Mit der neuen Infrastruktur wird ein Instandhaltungsbetrieb im Labormaßstab nachgebildet, um zu erforschen, wie einzelne Akteure digital unterstützt miteinander interagieren und wie sich neue Technologien und Instrumente der Prozessoptimierung im praktischen Einsatz bewähren. Neue Prüfstände helfen bei der Entwicklung von Methoden zur frühzeitigen Schadenserkennung und -vorhersage.

Video: H2Leak zur Visualisierung von Gaslecks mittels eines smarten Sensornetzwerkes (engl.)
Wasserstoff ist eine der vielversprechendsten Energiequellen für die Dekarbonisierung des Luftfahrtsektors. Ein Ziel von H2Leak ist es, ein neuartiges Wasserstoff-Sensorsystem zu entwickeln, das nicht nur einen sicheren Betrieb möglicher Wasserstoffsysteme in Flugzeugen garantiert, sondern gleichzeitig im Falle von Leckagen in Wasserstofftanks deren schnelle Lokalisierung ermöglicht.

ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung

Roland Gerhards, CEO der ZAL GmbH: „Der neue Anbau bietet den ZAL-Partnern mehr Raum und mehr Optionen gleichermaßen! Ein Teil der neuen Flächen ist KMU, Startups und wechselnden Partnern projektbezogener Forschungsarbeiten vorbehalten. Die Vorteile liegen auf der Hand: ZAL-Einbindung mit gleichzeitiger Flexibilität für technische Ausstattung, Teamgröße und Projektzeitraum. Bei Bedarf wird das Angebot ergänzt durch Unterstützung im Bereich Prototypenbau oder durch agile Innovationsbegleitung.“

In Hamburg-Finkenwerder wird die Zukunft der zivilen Luftfahrt gestaltet. Auf 34.000 Quadratmetern arbeiten im ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung über 30 Partner aus Industrie und Wissenschaft unter einem Dach – darunter Airbus, Lufthansa Technik, Diehl Aviation, Dassault Systèmes, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Fraunhofer und die Hamburger Hochschulen. Mit rund 850 Forschenden arbeiten sie an Themen wie Robotik und Automation, Digitalisierung, Kabinenakustik und smarte Kabinenauslegung. Zudem bietet das hauseigene Fuel Cell Lab den Forschenden optimale Voraussetzungen, die Nachhaltigkeit in der Luftfahrt voranzutreiben.

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