Preise bei Billigflugangeboten sinken
- DLR untersucht Entwicklung auf dem Markt niedrigpreisiger Flugreisen.
- Ziele in 45 Ländern werden im Low-Cost-Segment ab Deutschland angeboten.
- Ticketpreise werden günstiger, liegen dabei aber weiter über dem Preisniveau von 2019.
- Schwerpunkte: Luftfahrt, Verkehr, Low Cost Carrier
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stellt zweimal jährlich eine Analyse des Marktes für niedrigpreisige Flugreisen sogenannter Low-Cost-Carrier-Fluggesellschaften vor. Der Report für den Frühling und Sommer 2023 zeigt eine weitere Entspannung des Marktes im Vergleich zu den Jahren der Pandemie. Das Niveau von 2019 konnte allerdings noch nicht wieder erreicht werden.
4.000 Flüge auf über 730 Strecken
Der Markt der Fluggesellschaften mit Low-Cost-Angeboten ab Deutschland wurde im Sommer 2023 von rund 13 Fluggesellschaften geprägt, die im Referenzzeitraum mehr als 4.000 Flüge auf über 730 Strecken pro Woche angeboten haben. Dabei sind verstärkt Tochtergesellschaften- sowohl von Netzwerk-Fluggesellschaften wie auch von bestehenden Low-Cost-Carriern zu finden.
Vier Gesellschaften dominieren mit 94 Prozent den deutschen Markt mit LC-Flugangeboten auf Strecken von und nach Deutschland. Die größte Fluggesellschaft ist dabei Eurowings mit über 2.000 Flügen pro Woche im Juli 2023. Diese konzentrieren sich im Wesentlichen auf Düsseldorf (mehr als 100 Strecken und rund 650 wöchentliche Starts), Köln, Stuttgart und Hamburg. Es folgt Ryanair mit rund 1.100 Flügen pro Woche. Diese Gesellschaft bietet ihre Flüge zum großen Teil von Berlin (rund 280 Flüge) und Köln (knapp 190 Flüge) aus an. Insgesamt startet Ryanair von 14 deutschen Flughäfen. Auch Easyjet hat ihr größtes Angebot am Flughafen Berlin (255 Flüge). Wizz dagegen ist am stärksten in Dortmund (115 Flüge pro Woche) und Memmingen (89 Flüge) vertreten.
Flugziele
Im Sommer 2023 wurden Ziele in 45 Ländern im Low-Cost-Segment ab Deutschland angeboten. Wie bereits 2022 lagen die beliebtesten Reiseziele in Spanien, Italien und Deutschland. Nahezu neun von zehn der 735 unterschiedlichen LC-Strecken werden nur von einer Low-Cost-Gesellschaft angeflogen. Lediglich auf wenigen aufkommensstarken Strecken, wie zum Beispiel nach Palma de Mallorca gibt es mehrere Wettbewerber.
Preisentwicklung
„Die Flugpreise sind in den meisten Fällen deutlich teurer als 2019, aber wiederum günstiger als im Vorjahr“, erklärt Studienleiter Dr. Peter Berster. „Die ermittelte Preisspanne liegt im Herbst 2023 auf einem Niveau von rund 58 bis 102 Euro bei den Durchschnittspreisen der betrachteten Fluggesellschaften Ryanair, Easyjet, Eurowings und Wizz. Vor einem Jahr lag diese noch deutlich höher bei 68 bis 119 Euro.“ So lag beispielsweise bei der im Schnitt günstigsten Fluggesellschaft Wizz der durchschnittlich angebotene Flugpreis im Herbst 2019 noch bei rund 44 Euro. 2022 betrug dieser Durchschnittspreis bei 68 Euro und 2023 liegt der Wert nun bei 58 Euro.
Während der Flugendpreis für eine kurzfristige Reise am nächsten Tag mittlerweile mehr als 300 Euro betragen kann, kostet ein Flug, der erst in drei Monaten stattfindet, im Durchschnitt nur etwa 40 bis 57 Euro. Im Schnitt sind bei kurzfristigen Buchungen die Preise weiter stark erhöht. Dagegen gibt es kaum Veränderungen bei den längerfristigen Vorausbuchungen.
Die angegebene Preisspanne fasst die durchschnittlichen Brutto-Flugpreise für eine repräsentative Auswahl an Flugstrecken der in Deutschland bedeutenden Low-Cost-Airlines Eurowings, Ryanair, Easyjet und Wizz zusammen. Die Durchschnittspreise werden im Low Cost Monitor für einen Buchungstag auf Grundlage verschiedener Vorausbuchungszeiträume von einem Tag bis zu drei Monaten ermittelt.
Luftverkehrsaufkommen Deutschland und Europa
Das gesamte Luftverkehrsaufkommen in Europa, einschließlich der Netzwerk-, Touristik- und Regionalfluggesellschaften, gemessen an der Anzahl der angebotenen Flüge in einer Juliwoche in Europa liegt mit mehr als 176.000 Starts rund 6,5 Prozentüber dem Wert des Vorjahres, aber noch rund 10 Prozent unter dem Wert von 2019. Der Anteil der Low-Cost-Verkehre liegt europaweit bei rund 35 Prozent und damit deutlich höher als in Deutschland, wo er aktuell deutlich unter 30 Prozent liegt, während er 2019 noch bei 33 Prozent lag.
In Deutschland liegt das Gesamtwachstum zwar rund 6,4 Prozent über dem Vorjahreswert, gegenüber 2019 liegt es aber mit rund 15.600 Starts noch um fast 23 Prozent darunter.
Europaweit 25 Prozent mehr Flugangebote bei Ryanair gegenüber 2019
Größte europäische Fluggesellschaft mit Low-Cost-Angeboten ist Ryanair mit mehr als 22.000 geplanten Starts in einer Juliwoche 2023. Das bedeutet über 12 Prozent mehr Flugangebote dieser Gesellschaft in Europa als letztes Jahr und über 25 Prozent mehr gegenüber 2019. Die zweit- und drittgrößten Gesellschaften Easyjet und Wizz folgen mit weitem Abstand (12.500 beziehungsweise 6.100 Starts) deutlich dahinter. Auch hier sind Steigerungen von 7 Prozent bis 11 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr festzustellen.
Insgesamt gibt es rund 62.000 Starts von Gesellschaften mit Low-Cost-Angeboten in Europa und circa 10.000 Strecken in dem betrachteten Zeitraum.
Größter Flughafen mit den meisten Low-Cost-Angeboten in Europa ist Barcelona mit rund 2.300 Starts in einer Juliwoche 2023, die größte Agglomeration ist London mit rund 5.000 Angeboten. Während am Hubflughafen London-Heathrow, ähnlich wie in Frankfurt, so gut wie keine Low-Cost-Angebote vorzufinden sind, liegt der Anteil in London-Stansted bei über 90 Prozent. Aber auch an einigen Hubflughäfen gibt es Low-Cost-Angebote. So liegt zum Beispiel in Amsterdam der Anteil bei rund 21 Prozent.
Womit fliegen die Günstigflieger?
Typisches Fluggerät sind dabei Modelle der Baureihen Airbus A319, 320 und321 sowie die Boeing 737. Es werden im Low-Cost-Verkehr im Mittel 178 Sitze pro Flug angeboten. Die Zahl der angebotenen Sitze pro Flug ist damit höher als im klassischen Linienverkehr in Europa, wo rund 140 bis 150 Sitze pro Flug angeboten werden.
Low Cost und traditioneller Linienflugbetrieb
Die Fluggesellschaften gestalten ihr Low-Cost-Angebot oft sehr unterschiedlich. Dadurch lassen sich auf Kundenseite nur wenige eindeutige Abgrenzungskriterien für das Marktsegment Low Cost definieren: beispielsweise ein niedriger Preis und seine generelle Verfügbarkeit oder ein Direktvertrieb über das Internet. Zunehmend wird die Tendenz zu sich vermischenden Geschäftsmodellen bei den Fluggesellschaften sichtbar.
Die vom DLR-Institut für Luftverkehr im Low Cost Monitor betrachteten Fluggesellschaften werden nicht aufgrund ihres Geschäftsmodells identifiziert, sondern sind solche, die eine hohe Anzahl von Angeboten im Niedrigpreissegment des Gesamtmarktes aufweisen. Typisch für das aktuell betrachtete Low Cost Preissegment bleiben die niedrigen Preise, ein großes buchbares Angebot und die in Abhängigkeit von der Vorausbuchungsdauer große Spreizung zwischen dem billigsten und dem teuersten Tarif.
Auf der Betriebsseite zeigt sich, dass Low-Cost-Fluggesellschaften auf den Punkt-zu-Punkt Verkehr setzen und dabei oftmals nur mit einem Flugzeugtyp und verschiedenen Flughäfen als Basen operieren. Im Gegensatz dazu stehen Netzwerk-Fluggesellschaften, welche die gesamte Palette an Kurz-, Mittel- und Langstreckenflügen mit Umsteigeverkehren über ein festes Flughafen-Drehkreuz anbieten sowie Touristik-Fluggesellschaften, die eng mit Reiseveranstaltern kooperieren.
Die Ergebnisse der Studie basieren auf Daten einer Referenzwoche im Juli 2023.
Auf Anfrage bietet das DLR individuelle Auswertungen des Luftverkehrsmarktes unter Auswahl einer breiten Palette an Kriterien an.