Neue Datenplattform für Copernicus-Erdbeobachtungsdaten
- Das „Copernicus Data Space Ecosystem“ soll sämtliche Copernicus-Satellitendaten zentral zur Verfügung stellen.
- Das Earth Observation Center (EOC) des DLR ist mit seinem Know-how zum Deutschen Satellitendatenarchiv in Oberpfaffenhofen und Neustrelitz maßgeblich an der Projekt-Infrastruktur beteiligt.
- Schwerpunkte: Erdbeobachtung, Raumfahrt, Digitalisierung
Fernerkundungsdaten zeigen den Zustand unseres Planeten und lassen uns in die Vergangenheit blicken – eine unverzichtbare Ressource, um die Erde besser verstehen und schützen zu können. Wie können wir diesen Rohstoff langfristig sichern und dabei fortlaufenden Zugang gewähren? Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus schafft hier Zukunft - mit dem neuen „Copernicus Data Space Ecosystem“. In den kommenden Monaten soll die neue Datenplattform alle bisherigen Kanäle zu den Copernicus-Daten ersetzen und sämtliche Copernicus-Daten und Datenprodukte zentral zur Verfügung stellen. Darüber hinaus werden die Datenservices erweitert. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist Teil des europäischen Konsortiums, das kürzlich den Zuschlag für das Mammutprojekt erhalten hat.
„Wir haben schon früh und konsequent auf das Thema Big Data Plattformen gesetzt – und dieser Auftrag zeigt, wie richtungsweisend unser Weg war. Die Entwicklungen des DLR zur Big Data Langzeitarchivierung sollen die Erdbeobachtung auch in Zukunft weiter vorantreiben“, sagt Prof. Stefan Dech, Direktor des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums am Earth Observation Center (EOC) des DLR.
Big Data – Langzeitarchive und Verarbeitung
34 Petabyte Daten sind derzeit aus den Copernicus-Missionen online abrufbar. Das Volumen wird gegen Ende der Projektzeit voraussichtlich bei 80 Petabyte liegen. Die insgesamt sieben Partner des Konsortiums, geleitet von T-Systems Deutschland, verknüpfen daher ihre Expertise aus den Bereichen Fernerkundung, Cloud-Lösungen, Datenarchiven und Web-Portalen. Das Earth Observation Center des DLR (EOC) bringt neben technologischem Know-how das Deutsche Satellitendatenarchiv (D-SDA) und somit eine Kernkomponente in der IT-Infrastruktur ein.
Mit dem Aufbau des Archivs seit den 1990er Jahren zeigte sich das DLR wegweisend. Zusätzlich implementiert das EOC am Leibniz Rechenzentrum (LRZ) in Garching unter dem Namen „terrabyte“ eine High Performance Data Analystics Plattform. terrabyte stellt globale Erdbeobachtungsdaten europäischer und nationaler Missionen auf einer hochperformanten Cloud-Umgebung zur Analyse durch die WissenschaftlerInnen des DLR zur Verfügung. So erarbeiteten sich die Teams am EOC Spitzenkompetenzen in der Verarbeitung und Langzeitarchivierung von Big Data. Für die interne Nutzung, darunter auch für terrabyte, werden die Sentinel-Satellitendaten bereits seit Missionsbeginn im D-SDA vorgehalten. Für das neue Copernicus Data Space Ecosystem lassen sich die gewünschten Daten daher direkt aus dem DLR-Archiv in das Copernicus Data Space Ecosystem laden.
Alternativ können historische Daten auch aus den Archiven der ESA bezogen werden. Hier liegen die Rohdaten der Sentinel-Missionen. Für die Daten des Sentinel-1 Satelliten sorgt das EOC im Konsortium dafür, dass aus den Rohdaten nutzbare Produkte werden.
Datenprodukte auf Abruf
Egal ob aktuelle oder historische Aufnahmen, das Ecosystem wird die gewünschten Daten schnell und effizient bereitstellen. In Katastrophenfällen können Informationen daraus lebensrettend sein. Dank der Sentinel-Satelliten von Copernicus lassen sich auch Veränderungen von Umwelt und Klima global genau nachvollziehen und dadurch besser schützen. Ihre Daten dienen nicht zuletzt als Grundlage, um die Auswirkungen des Klimawandels besser einschätzen zu können. Auf der zentralen Plattform werden zudem die Produkte der Copernicus-Dienste zur Verfügung stehen: aus den Bereichen Atmosphäre, Meeresumwelt, Landüberwachung, Klimawandel, Sicherheit sowie Katastrophen- und Krisenmanagement.
Zusätzlich werden Nutzerinnen und Nutzer die Satellitendaten ohne Herunterladen direkt auf der Plattform verarbeiten können. Dank Cloud-Technologien lassen sich dann ortsunabhängig eigene Karten und Datenprodukte erstellen.
Das Copernicus Data Space Ecosystem wird diese Daten und Produkte unmittelbar und unkompliziert allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Das gilt insbesondere für öffentlichen Einrichtungen, aber auch Forschende, Unternehmen oder Privatpersonen können das Angebot des europäischen Erdbeobachtungsprogramms weiterhin nutzen – das neue Webportal ist frei zugänglich: dataspace.copernicus.eu.
Über das Projekt
Das „Copernicus Data Space Ecosystem“ wird im Auftrag der Europäischen Kommission von der europäischen Weltraumorganisation ESA koordiniert und von einem europäischen Konsortium umgesetzt. Das Konsortium besteht aus insgesamt sieben Partnern, geleitet von T-Systems, mit CloudFerro, Sinergise, VITO, ACRI-ST, RHEA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Der Vertrag hat eine Laufzeit von sechs Jahren, mit der Möglichkeit auf bis zu zehn Jahre zu verlängern. Der Gesamtwert des Vertrags beläuft sich auf rund 150 Millionen Euro.