29. März 2021 | DLR-Team untersucht an Bord des Lufthansa Airbus A350-900 die Auswirkungen der Südatlantischen Anomalie

Strahlenforschende fliegen nonstop zu den Falkland-Inseln

  • Vor der Küste Brasiliens reicht der Strahlungsgürtel besonders nah an die Erde heran.
  • Messungen zur Strahlenexposition erfolgen erstmals auf einer Reiseflughöhe von 13.000 Metern.
  • Schwerpunkt: Luftfahrt

Mit einem Rekord wurden im Januar Wissenschaftler von Hamburg zu den Falkland-Inseln gebracht: Die Strecke von 13.700 Kilometern war der längste Nonstop-Flug in der Geschichte der Lufthansa. Am 30. März startet nun zum zweiten Mal ein Airbus A350-900 Richtung Mount Pleasant. Diesmal mit an Bord: Eine Wissenschaftlerin und zwei Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Sie werden unterwegs die kosmische Strahlung im geografischen Gebiet der Südatlantischen Anomalie untersuchen.

Die Südatlantische Anomalie (SAA) liegt vor der Küste Brasiliens. Sie entsteht durch eine Verschiebung der Erdmagnetfeld-Achse, die nicht durch den Erdmittelpunkt verläuft. Dadurch reicht der Strahlungsgürtel in der Südatlantikregion besonders nah an die Erde heran. Das führt in diesem Bereich zu erhöhten Strahlungswerten im erdnahen Weltraum – allerdings noch nicht auf einer Reiseflughöhe von etwa 10.000 Metern, wie die bisherigen Messungen ergeben haben. Nun erfolgen diese Untersuchungen erstmals in 13.000 Metern Höhe.

Das DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln unterstützt Lufthansa beim gesetzlichen Strahlenschutz für das Fliegende Personal schon seit 2001. „Die Exposition aufgrund der kosmischen Strahlung ermitteln wir mit einem Modell, das wir regelmäßig auf Messflügen überprüfen“, erklärt Dr. Matthias M. Meier, Leiter der Arbeitsgruppe Strahlenschutz in der Luftfahrt. Er forscht seit Jahren im DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin über die Strahlenexposition auf Reiseflughöhen. „Würden wir jetzt eine signifikante Abweichung von unseren Modellrechnungen beobachten, wäre das eine kleine wissenschaftliche Sensation“, sagt er.

Lufthansa startet wieder im Auftrag des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Das AWI tauscht die Besatzung des Forschungsschiffs Polarstern aus und holt die Teilnehmenden einer Antarktis-Forschungsexpedition ab. Auf dem Rückweg aus dem Forschungsgebiet stoppt die Polarstern in der Atkabucht, wo 25 weitere Menschen an Bord gehen: Das Sommerpersonal sowie das Überwinterungsteam der Neumayer-Station III. Letzteres kehrt nach über 15 Monaten in der Antarktis zurück nach Deutschland. Das DLR betreibt in der Antarktis direkt neben der Neumayer-Station III des AWI das Gewächshaus EDEN ISS zur Erprobung der Gemüsezucht für zukünftige astronautische Missionen zu Mond und Mars.

„Wir freuen uns, mit dem zweiten Flug nicht nur die Polarforschungsexpedition des AWI unterstützen zu können, sondern auch einen wichtigen Beitrag für die Klima- und Strahlenforschung leisten zu können“, sagt Thomas Jahn, Flottenkapitän und Projektleiter Falkland bei Lufthansa. Da die Hygieneanforderungen auch für den zweiten Flug auf die Falkland-Inseln extrem hoch sind, sind die 17-köpfige Lufthansa-Crew, das DLR-Forscherteam und alle weiteren Passagiere bereits seit dem 15. März in einem Hotel in Bremerhaven in Quarantäne. Voraussichtlich am 3. April wird Lufthansa das DLR-Team, die Polarstern-Besatzung und die internationale Forschungsgruppe des AWI nonstop zurück nach München fliegen.

Dr. Matthias Meier, DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin
Die Koffer sind gepackt, die Geräte vorbereitet: Dr. Matthias Meier, Leiter der Arbeitsgruppe Strahlenschutz in der Luftfahrt beim DLR, erklärt, wie die Messungen während des Fluges in 13.000 Metern Höhe durchgeführt werden.

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Dr. Matthias M. Meier

Strahlenbiologie
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin
Linder Höhe, 51147 Köln