27. Januar 2021 | Ein Jahr Testfeld Niedersachsen

Straßenverkehr automatisiert, vernetzt und digital

  • Vor gut einem Jahr hat das DLR das Testfeld Niedersachsen in Betrieb genommen.
  • Neben Kalibrierungsarbeiten haben bereits erste Projekte erfolgreich stattgefunden.
  • Neue Projekte laufen und sind geplant.
  • Schwerpunkte: Verkehr, Digitalisierung, automatisiertes und vernetztes Fahren

Wie sieht der Verkehr der Zukunft aus? Was passiert, wenn automatisierte und nicht automatisierte Fahrzeuge sich die Straßen teilen? Diese und andere Fragen können mit dem Testfeld Niedersachen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beantwortet werden. Vor einem Jahr wurde es in Betrieb genommen. Was ist seitdem passiert?

"Nach der Eröffnung im Januar 2020 haben wir die verschiedenen Dienste des Testfelds planmäßig in Gang gesetzt", berichtet Lennart Asbach vom DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik. "Dabei ging es zum einen um die weiteren Installationen vor Ort, aber auch um die Systeme zur Datenhaltung und -verarbeitung." Da ein großer Vorteil des Testfelds darin besteht, große Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen, wie zum Beispiel Daten aus der Erfassungstechnik, der Fahrzeugkommunikation (V2X) oder auch aus der Verkehrsmanagementzentrale, miteinander verbinden zu können, haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen weitere Werkzeuge zur Vereinfachung dieser Vorgänge entwickelt und umgesetzt.

Datenabgleich und simulationsbasiertes Testen

Trotz der herausfordernden Arbeitsbedingungen im Jahr 2020 wurden bereits erste Projekte mit dem Testfeld durchgeführt. Gemeinsam mit Partnern, wie zum Beispiel HORIBA und 3DMapping Solutions, fanden erste Messfahrten auf der A39 statt. Die gesammelten Daten verglichen die Forscherinnen und Forscher mit den Ergebnissen eines Fahrzeugs mit modernster Messtechnik.

Außerdem fanden im vergangenen Jahr weitere Kalibrierungsarbeiten statt, die aktuell finalisiert werden und die die Genauigkeit der Erfassungstechnik weiter verbessern.

Derzeit gibt es mehrere Projekte, die das DLR mit Hilfe des Testfelds Niedersachsen umsetzt. Im Projekt VIVALDI (Virtual Validation Tool Chain for Automated and Connected Driving) entwickeln die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eine Werkzeugkette für das simulationsbasierte Testen. "Fahrzeuge sollen durch Simulationen in verschiedene Testsituationen gebracht werden und dann entsprechend bestimmter Vorgaben reagieren", erklärt Asbach. "Hier brauchen wir das Testfeld, um die Ergebnisse zwischen Simulation und Realität zu vergleichen. So können wir die Frage nach der Richtigkeit der Simulation beantworten."

Digitaler Zwilling der Straße

Auch für das Projekt DIGEST (Digitaler Zwilling des Verkehrssystems) benötigen die Forscherinnen und Forscher die Infrastruktur des Testfelds. Es erarbeitet Konzepte und Spezifikationen für einen "Digitalen Zwilling der Straße", der in ganz Europa angewendet werden kann. Prototypisch entwickelt wird er vorerst in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Zur Validierung des Konzepts wählen wir konkrete Szenarien aus und führen sie sowohl auf dem realen Testfeld Niedersachsen als auch mit der virtuellen Variante des Testfeldes durch", sagt Asbach. "Die Daten, die sich daraus ergeben, sammeln wir und vergleichen sie miteinander. So können wir Aussagen über die Verwendbarkeit der entwickelten Methodik treffen". Ziel des Projekts ist es, mit Hilfe der digitalen Zwillinge eine leichtere Einführung von Verkehrsmanagementmaßnahmen zu ermöglichen. Dies kann zum Beispiel den Verkehrsfluss verbessern oder bei der Planung von Infrastruktur zur Kommunikation mit Fahrzeugen unterstützen.

Auch für das Jahr 2021 stehen bereits einige Projekte in den Startlöchern. "Wir freuen uns, dass wir im ersten Jahr mit dem Testfeld einen gewaltigen Schritt vorangekommen sind, einige Projekte bereits erfolgreich abschließen und neue akquirieren konnten. So kann es weitergehen", sagt Asbach.

Über das Testfeld Niedersachsen

Das Testfeld Niedersachsen erstreckt sich nach seinem vollständigen Aufbau über circa 280 Kilometer auf den Autobahnen A2, A39, A391 sowie mehrere Bundes- und Landstraßen. Es ist die Weiterentwicklung von AIM, der Anwendungsplattform Intelligente Mobilität. Seit der Fertigstellung 2014 betreibt das DLR im Zusammenhang mit AIM unter anderem eine Forschungskreuzung in Braunschweig, eine Teststrecke auf dem Innenstadtring sowie verschiedene Simulatoren und spezielle Laboreinrichtungen. Mit der sukzessiven Erweiterung um Autobahnen, Bundes- und Landstraßen knüpfen die Mobilitätsforscher an die bestehende Testinfrastruktur für automatisierte und vernetzte Fahrzeugtechnologien an. Als offene Forschungsplattform ist das Testfeld Niedersachsen für wissenschaftliche Einrichtungen und weitere industrielle Partner nutzbar.

Das Testfeld Niedersachsen wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung und vom Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Niedersachsen gefördert.

Neben dem DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik und dem Land Niedersachsen sind der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt e.V., Continental AG, IAV GmbH, NordSys GmbH, Oecon Products & Services GmbH, Siemens AG, Volkswagen AG, Wolfsburg AG Kernpartner des Testfelds Niedersachsen.

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Kontakt

Jasmin Begli

Kommunikation Braunschweig, Cochstedt, Stade, Trauen
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig
Tel: +49 531 295-2108

Lennart Asbach

Institut für Verkehrssystemtechnik
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Verkehrssystemtechnik
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig