Startschuss für das Projekt „Zero Emission – Wasserstoffstandort Lampoldshausen“
- Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, übergibt Zuwendungsbescheid in Höhe von rund 16 Millionen Euro.
- Das DLR bearbeitet im Projekt „Zero Emission – Wasserstoffstandort Lampoldshausen“ Szenarien für den breiten Einsatz von Wasserstoff an einem energieintensiven Industriestandort.
- Einsatz von regenerativ erzeugtem Wasserstoff für die Sektorenkopplung.
- Schwerpunkt(e): Raumfahrt, Energie, Verkehr
Die baden-württembergische Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, überreichte am 9. Juli 2020 einen Zuwendungsbescheid in Höhe von rund 16 Millionen Euro an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Standort Lampoldshausen. Das Ministerium fördert mit dieser Summe das Projekt „Zero Emission – Wasserstoffstandort Lampoldshausen“, in dessen Zentrum die Erzeugung und der Einsatz von „grünem“ Wasserstoff stehen. Ziel ist es, den DLR-Standort Lampoldshausen nachhaltig mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff zu versorgen und die gesamte Wasserstoff-Prozesskette unter den speziellen Bedingungen eines energieintensiven Standorts für Tests von Raumfahrtantrieben zu erproben. An der Übergabe des Zuwendungsbescheids nahmen auch Thomas Einfalt, Bürgermeister der Gemeinde Hardthausen, und Detlef Piepenburg, Landrat des Landkreises Heilbronn, sowie Projektpartner und Gäste aus Industrie, Forschung und Politik teil.
Wasserstofftechnologie in die Anwendung bringen
„Im Projekt ‚Zero Emission – Wasserstoffstandort Lampoldshausen‘ wird erstmals ein DLR-Standort nachhaltig auf der Basis von „grünem“ Wasserstoff mit Energie versorgt und so der Infrastrukturausbau für „grünen“ Wasserstoff innerhalb Deutschlands unterstützt“, erläutert Prof. Karsten Lemmer, DLR-Vorstand für Energie und Verkehr, der seine Expertise auch im Wasserstoffrat der Nationalen Wasserstoffstrategie einbringt, welcher heute erstmalig tagt. Der DLR-Standort Lampoldshausen bietet eine einmalige Entwicklungs- und Testumgebung, um Wasserstofftechnologien und Verfahren in der Praxis zu erproben, weiterzuentwickeln und in die Anwendung zu bringen. Gleichzeitig verfügt das DLR in Lampoldshausen über eine jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit großen Mengen von Wasserstoff – und benötigt diese auch: Denn das DLR-Institut für Raumfahrtantriebe gehört mit seinen Triebwerktests für die europäische Trägerraketenfamilie Ariane zu den größten Wasserstoffnutzern in Europa.
Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut sagte: „Mit dem Projekt ‘Zero Emission‘ bauen wir unsere Kompetenzen zur Herstellung und zum Handling von Wasserstoff in Baden-Württemberg weiter aus. Wir wollen in Lampoldshausen einen bundesweit einmaligen Leuchtturm im Bereich der Wasserstoffforschung mit Fokus auf Raumfahrt und Mobilität schaffen. Die enge Kooperation mit der Wirtschaft vor Ort ermöglicht auch eine zeitnahe Industrialisierung, Skalierung und letztendlich eine schnelle industrielle Umsetzung.“
DLR Lampoldshausen verbindet erfolgreiches Kerngeschäft mit zukunftsweisender Energieforschung
Das Projekt soll dazu beitragen, die Wirtschaftlichkeit und damit die Marktfähigkeit von Wasserstofftechnologien zu verbessern: "Im Fokus steht die Erprobung der gesamten Prozesskette, vor allem der vor- und nachgelagerten Prozesse. Dazu betrachten wir alle wesentlichen Bausteine der Wasserstofftechnologie, von der Erzeugung über die Speicherung bis hin zur Nutzung in unseren Prüfständen für Raketentriebwerke“, beschreibt Prof. Stefan Schlechtriem, Direktor des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe und ergänzt: „Der Standortleiter und stellvertretende Institutsleiter Klaus Schäfer, der seit mehr als 35 Jahren in führenden Positionen am Standort Lampoldshausen tätig ist, hat bereits in den 1980er Jahren maßgeblich die Einführung von wasserstoffbasierten Technologien für die Antriebe der Ariane-Trägerraketenfamilie begleitet. Mit seiner Erfahrung und der unserer Fachleute tragen wir heute entscheidend dazu bei, Fortschritte bei der Erzeugung und Nutzung von regenerativ erzeugtem Wasserstoff zu erzielen und so Lampoldshausen zu einem Leuchtturm für Wasserstofftechnologie zu machen.“
Über alle Prozessschritte hinweg – Projekt Zero Emission verbindet
Das Wasserstoffkonzept des DLR in Lampoldshausen basiert darauf, Wasserstoff mittels Elektrolyse aus Wasser und mit dem Einsatz erneuerbarer Energien zu gewinnen. Vor rund viereinhalb Jahren ist das DLR mit ZEAG Energie, dem Betreiber des leistungsstärksten Windparks im Südwesten Deutschlands, eine Partnerschaft eingegangen, um ein Testfeld zur regenerativen Herstellung von Wasserstoff aufzubauen. Wenn Wind in Spitzenzeiten mehr elektrischen Strom liefert als benötigt, produziert die H2ORIZON-Anlage klimaneutral Wasserstoff.
Auf dieser Grundlage baut das DLR nun drei weitere Themenfelder auf: „Grüne Raumfahrt“, „CO2-neutraler Standort“ und „H2-Technikum“. Die DLR-Institute für Fahrzeugkonzepte und Vernetzte Energieforschung bringen gemeinsam mit Industriepartnern ihre Expertisen ein.
Ein nachhaltiges Duo: grüner Wasserstoff und Raumfahrt
„Wasserstoff hat in energieintensiven Anwendungen seine Zukunft. So liegt es auf der Hand, den klimaneutral gewonnenen Wasserstoff auch in der Raumfahrt anzuwenden“, erklärt Dr. Daniela Lindner, verantwortlich für die angewandte Wasserstofftechnologie beim DLR Lampoldshausen. Geplant ist mithilfe eines Wasserstoffverflüssigers vor Ort tiefkalten, flüssigen, grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dieser soll für Triebwerktests der europäischen Trägerrakete Ariane an den Großprüfständen zum Einsatz kommen.
Auf dem Weg zum CO2-neutralen Standort
Ein weiterer Bestandteil des Vorhabens ist die CO2-Neutralität des DLR-Standorts Lampoldshausen. Im Mittelpunkt stehen die nachhaltige Versorgung mit Strom und Wärme sowie der Einsatz von Brennstoffzellen-Fahrzeugen innerhalb des 51 Hektar großen Geländes. Methoden des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz optimieren die Betriebsführung im laufenden Betrieb. In Verbindung mit einer mobilen Wasserstofftankstelle werden darüber hinaus Forschungsfragen im Kontext der Wasserstoffversorgung für innovative Antriebe künftiger Mobilität untersucht.
Angewandte Forschung im H2-Technikum
Das dritte Kernthema adressiert die Erweiterung der Testaktivitäten am Standort Lampoldshausen über die Raumfahrt hinaus: Das DLR nutzt sein einzigartiges Know-how im Umgang mit Wasserstoff-Großprüfständen sowie die vorhandene Sicherheitsinfrastruktur, um eine Forschungs- und Entwicklungsplattform für Wasserstofftechnologien zu schaffen. Dieses H2-Technikum soll es Partnern aus Industrie und Wissenschaft ermöglichen, Technologien für den Einsatz in der Wasserstoffwirtschaft unter realen Bedingungen zu entwickeln und zu erproben. Damit unterstützt das Projekt den Technologietransfer in die Wirtschaft.