Wasserstoff – Energiequelle für die Luftfahrt
In den nächsten Jahrzehnten wird Wasserstoff als Energiequelle eine Schlüsselrolle bei der Transformation der Luftfahrt hin zu einem klimaneutralen System spielen. Eine neue, unabhängige Studie zeigt, dass neuartige und neugedachte Systeminnovationen in der Luftfahrt in Kombination mit Wasserstofftechnologien dazu beitragen können, den globalen Erwärmungseffekt des Fliegens um 50 bis 90 Prozent zu reduzieren – und somit die im EU-Green-Deal festgelegten drastischen Reduktionsziele für Luftverkehrsemissionen zu erreichen. Die Studie wurde von Clean Sky in Auftrag gegeben, einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen der EU-Kommission und der europäischen Luftfahrtindustrie, die Forschungsaktivitäten koordiniert und finanziert, um deutlich leisere und umweltverträglichere Flugzeuge zu liefern.
Die Ergebnisse wurden am 22. Juni 2020 auf einem Webinar mit rund 1800 Teilnehmenden vorgestellt. Unter den Rednern war neben Vertretern der EU und aus der europäischen Luftfahrtindustrie auch Prof. Rolf Henke, Mitglied des DLR-Vorstands für Luftfahrtforschung. In seinem Beitrag betonte er: „Es sind umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für Flugzeuge, die Weiterentwicklung der Brennstoffzellentechnologie und der Flüssigwasserstofftanks notwendig sowie hohe Investitionen in die Infrastrukturen am Boden und in der Luft. Auch die Definitionen von Vorschriften und Zertifizierungsstandards sind wichtig, um sicherzustellen, dass ein sicherer und zuverlässiger Betrieb von wasserstoffbetriebenen Flugzeugen möglich ist.“
Branchenexperten gehen davon aus, dass es 10 bis 15 Jahre dauern wird, bis die notwendigen wissenschaftlichen und technischen Fortschritte erzielt sind und Wasserstoff im großen Maßstab für die Luftfahrt nutzbar wird. Den Studienergebnissen zufolge kann der erste wasserstoffbetriebene Demonstrator mit kurzer Reichweite bis 2028 entwickelt werden.
Der Bericht fordert einen Leitfaden für die Luftfahrt mit klaren Standards für den Aufbau der Infrastruktur und Impulsen für den ersten Demonstrator. Dafür notwendig ist ein starker Anstieg der langfristigen Forschungs- und Innovationsaktivitäten und ihrer Finanzierungen. Diese würden zur notwendigen rechtlichen und finanziellen Sicherheit für die Technologieentwicklung beitragen.