2. März 2020 | Touristischer Luftverkehr schrumpft

2020 weniger Urlaubsflüge ab Deutschland

  • Rückgang besonders bei Flügen in die Karibik mit einem Minus von 15 Prozent.
  • Zahl der touristischen Flüge in die Schwarzmeerziele steigt.
  • Mallorca weiter beliebtestes Ferienflugziel
  • Lufthansa baut Angebot aus, Easyjet, Eurowings, Ryanair und Condor reduzieren deutlich.
  • Die aktuellen Auswirkungen des Coronavirus sind in dieser Studie nicht berücksichtigt.
  • Schwerpunkt: Luftfahrt

Der touristische Luftverkehr ab Deutschland schrumpft, ist 2020 aber beständiger als der Luftverkehr insgesamt. Das zeigt eine nun veröffentlichte Analyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Blick auf die Vorlieben deutscher Flugreisender. Flüge ab Deutschland in vorwiegend touristisch geprägte Gebiete gehen um rund ein Prozent zurück, während die Zahl aller Flüge im deutschen Luftverkehr um 2,5 Prozent sinkt. Besonders Flüge in die Karibik werden weniger Angeboten sowie Flüge nach Asien und Südamerika. Gegen den Trend gibt es in diesem Jahr mehr Flüge in die USA sowie ans Schwarze Meer sowie nach Griechenland.

"Der Ferienflieger-Markt 2020 ist größtenteils von Stagnation und Schrumpfung geprägt", sagt Dr. Peter Berster vom DLR-Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr. "Neben dem größten Minus von 15 Prozent bei Flügen in die Karibik gehen die Flüge in die Türkei um gut vier Prozent zurück." Eine Ausnahme bilden Bulgarien und Rumänien, die zusammen um gut vier Prozent zulegen. Die aufkommensstärksten Zielländer sind weiter Spanien und Italien mit zusammen gut 15.000 geplanten Starts im Juli 2020 vor der Türkei. Die Anzahl der Flüge nach Spanien liegt leicht über dem Angebot des Vorjahres, wogegen das Flugangebot nach Italien um sechs Prozent zurückgeht. Insgesamt sind die direkt angebotenen Flugziele sehr beständig. Nur Malaysia und Turkmenistan werden 2020 ab Deutschland nicht mehr direkt angeflogen, dafür gibt es neue Angebote nach Armenien und in die Slowakei.

Touristenströme im Mittelmeerraum

Im Mittelmeerraum ist weiter eine Verschiebung der Touristenströme erkennbar. "Während die Türkei weniger Touristen aus Deutschland empfängt, erfährt das benachbarte Griechenland ein Plus von sieben Prozent und nach Zypern nehmen die Flüge sogar um 54 Prozent zu", erklärt Berster. Aufkommensstärkster Zielflughafen im Mittelmeerraum von Deutschland aus und im touristischen Bereich insgesamt wird im Juli 2020 wieder Palma de Mallorca sein. 23 deutsche Flughäfen bieten über 3.500 Mallorca Flüge für diesen Monat an. Mit über 500 Angeboten liegt hier Düsseldorf an der Spitze, gefolgt von Frankfurt und Köln.

Der Gesamtrückgang des Flugbewegungsaufkommens wirkt sich unterschiedlich auf die einzelnen deutschen Verkehrsflughäfen aus: "Während die Flüge von Frankfurt und München 2020 ähnliche Werte erreichen werden wie im letzten Jahr, gibt es voraussichtlich Rückgänge an den Flughäfen Düsseldorf, Berlin oder Hamburg", so Berster. "Zuwächse wird es unter anderem in Dortmund geben."

Flugverkehr nach Übersee

Der Luftverkehr Deutschlands ist auf Europa konzentriert: 90 Prozent aller Flüge haben derzeit ein Ziel in Europa, wobei 22 Prozent auf deutsche Ziele entfallen. Weltweit werden insgesamt über 100 Länder direkt aus Deutschland angeflogen, wobei deutsche Touristen die Karibik, Teile von Afrika und Asien besonders als Übersee-Warmwasserziele nachfragen. Während im Langstreckenmarkt der Verkehr in die USA um gut sieben Prozent deutlich zunimmt und nach Nordafrika stagniert, gibt es für karibische Ziele einen deutlichen Rückgang, wobei speziell Flugverbindungen nach Kuba sogar um 30 Prozent einbrechen", erläutert Berster. Wegen der Coronavirus-Epedemie weisen die Flugzahlen nach China derzeit schon starke Rückgänge auf, wobei für den Sommer derzeit keine zuverlässigen Aussagen getroffen werden können. Insgesamt bleibt die Verbreitung des Coronavirus ein Unsicherheitsfaktor für die Entwicklung des Flugverkehrs in diesem Sommer.

Fluggesellschaften im Vergleich

Die deutsche Lufthansa wird auch im Sommer 2020 die meisten Flüge ab Deutschland anbieten, gefolgt von Eurowings, Ryanair und Easyjet. Die Anzahl der Lufthansaflüge nimmt dabei gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent zu. Easyjet, die einen Teil der innerdeutschen Verkehre von Air Berlin übernommen hatte, wird ihr Angebot gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent reduzieren. Bei Eurowings, Ryanair und Condor ist ebenfalls eine Reduzierung zwischen fünf und zehn Prozent zu erwarten, bei TUIfly und Wizz dagegen eine Erhöhung um jeweils mehr als zehn Prozent. Im Luftverkehr ab Deutschland wird Lufthansa gemeinsam mit der Tochter Eurowings einen Marktanteil bei den angebotenen Flügen im Juli 2020 von 50 Prozent erreichen, was über 43.000 Starts in diesem Monat entspricht. Der Konkurrent Ryanair folgt mit sechs Prozent und Easyjet mit fünf Prozent. Auf vorwiegend touristischen Strecken fliegen oft mehrere Ferienfluggesellschaften und Low Cost Carrier parallel.

Zwei Drittel aller Flüge sind Urlaubsreisen

Von deutschen Flughäfen ausgehend wird etwa die Hälfte aller Flüge von Touristen für eine längere Urlaubsreise angetreten. Hinzu kommen rund 15 Prozent, die auf private Kurzreisen entfallen. Gut 30 Prozent und damit nur ein Drittel entfallen auf Geschäftsreisen. Während innerdeutsch die Geschäftsreisen deutlich dominieren, sind es ins Ausland die Urlaubsreisen. So liegt der Anteil der Urlaubsreisen auf Flügen ins europäische Ausland bei knapp 60 Prozent. Bei Betrachtung des Interkontinentalverkehrs liegt der Anteil an Urlaubsreisen sogar bei 70 Prozent. Je nach Zielgebiet kann durchaus von dieser durchschnittlichen Aufteilung abgewichen werden. So sind die Kanarischen Inseln fast ausschließlich touristisch nachgefragt. Flugreisen nach Österreich haben dagegen überwiegend einen geschäftlichen Hintergrund. Die Analyse der voraussichtlichen Flugangebote ab Deutschland bezieht sich auf den Referenzmonat Juli im Sommerflugplan 2020. Dabei kann es sein, dass kurzfristig noch weitere Angebote hinzukommen oder bestehende Angebote aus dem Markt genommen werden.

Kontakt

Falk Dambowsky

Leitung Media Relations, Presseredaktion
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-3959

Dr. Peter Berster

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Luftverkehr
Linder Höhe, 51147 Köln