18. Oktober 2019 | Neue ESA-Sonde soll Sonnenwinde und Sonnenoberfläche erforschen

Solar Orbiter verlässt Europa Richtung USA

  • Die europäische Sonde Solar Orbiter wurde am 18. Oktober 2019 in Deutschland verabschiedet und ist nun auf dem Weg zu ihrem Startplatz am Cape Canaveral in Florida.
  • Der Start von Solar Orbiter ist für den 5. Februar 2020 geplant. Die Reise zum Zentrum unseres Sonnensystems dauert dreieinhalb Jahre.
  • Vier Forschungseinrichtungen und Institute aus Deutschland sind an der ESA-Mission beteiligt.
  • Das DLR Raumfahrtmanagement hat Entwicklung und Bau der wissenschaftlichen Instrumente sowie der Solar-Orbiter-Sonde mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert.
  • Schwerpunkte: Exploration, Erforschung der Sonne

Der erste Teil der Reise ist 8000 Kilometer lang und doch ist es nur ein winziges Teilstück, denn das Ziel ist die Sonne: Ende Oktober 2019 wird die ESA-Raumsonde Solar Orbiter ihren Weg vom Testzentrum der Industrieanlagen Betriebsgesellschaft (IABG) im bayrischen Ottobrunn zum Raketenstartplatz der NASA am Cape Canaveral in Florida (USA) antreten. Am frühen Morgen des 6. Februar 2020 mitteleuropäischer Zeit soll der Sonnen-Orbiter abheben und einen dreieinhalbjährigen Flug durch das Weltall beginnen. Ihr Ziel ist es, das Zentrum unseres Sonnensystems, die Sonne und die sie umgebende Heliosphäre, zu erforschen.

An Bord der Sonde sind zehn hochspezialisierte wissenschaftliche Instrumente. Vier Forschungseinrichtungen und Institute in Deutschland haben wichtige Beiträge dazu geliefert. Das DLR Raumfahrtmanagement in Bonn fördert Entwicklung und Bau der wissenschaftlichen Instrumente sowie der Solar-Orbiter-Sonde mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

"Die Solar-Orbiter-Raumsonde hat eine fast zehnjährige Design-, Entwicklungs- und Testphase hinter sich. Ende 2018 wurde sie bei Airbus in Stevenage (Großbritannien) fertiggestellt und nach Deutschland zur IABG nach Ottobrunn bei München transportiert", erklärt Carsten Henselowsky, Solar-Orbiter-Projektleiter im DLR Raumfahrtmanagement. Der Orbiter wurde bei der IABG in den vergangenen Monaten auf Herz und Nieren geprüft. Hierbei standen insbesondere die Prüfung der sogenannten strukturellen Integrität sowie die thermischen und mechanischen Eigenschaften durch Vibrations-, Strahlungs- und Thermal-Vakuum-Tests auf dem Plan. Zu den mechanischen Funktionstests gehörte auch die Überprüfung des Entfaltens der beiden Solarpanele der Sonde. Auch die elektrischen Funktionen der Sonde und die Einhaltung der hohen Anforderungen der einzelnen wissenschaftlichen Instrumente sowie die Übertragung der Daten wurden bei der IABG verifiziert.

Mit dem Transport der Sonde zum Startplatz in Florida ist nun ein weiterer wichtiger Meilenstein des Projekts erreicht. „Am Kennedy Space Center angekommen, werden letzte Vorbereitungen für den Start mit einer Atlas-V-Trägerrakete der NASA im Februar 2020 erfolgen“, so Carsten Henselowsky. Solar Orbiter ist ein Projekt aus dem Wissenschaftsprogramm der ESA. Die NASA ist ebenfalls stark an dem Projekt beteiligt. Deutschland ist mit rund 20 Prozent größter Beitragszahler im ESA-Wissenschaftsprogramm. Das DLR Raumfahrtmanagement steuert die deutschen ESA-Beiträge.

Zehn Instrumente untersuchen das solare Umfeld

Ziel der Mission ist die Untersuchung von physikalischen Phänomenen und Prozessen sowohl auf der Sonnenoberfläche als auch in ihrem Inneren. Die Sonde wird auch die innere Heliosphäre untersuchen, also den Bereich um die Sonne, der stark vom Sonnenwind, den solaren Magnetfeldern und energetischen Teilchen bestimmt wird. Die Mission soll Antworten geben auf eine zentrale Frage der Sonnenphysik: Wie erzeugt und beeinflusst die Sonne die Heliosphäre?

Die Heliosphäre ist ein einzigartiger Bereich des Weltraums, in dem fundamentale physikalische Prozesse aus der solaren, astrophysikalischen und Plasmaphysik im Detail untersucht werden können. Diese physikalischen Bedingungen lassen sich in Labors auf der Erde nicht reproduzieren und können zudem aus der Ferne – über astronomische Distanzen hinweg – nicht untersucht werden. Hierfür sind Messungen nahe der Sonne erforderlich, denn nur dort sind die Feld- und Teilchenumgebung noch vergleichsweise ursprünglich und unbeeinflusst.

Für diese Untersuchungen ist Solar Orbiter mit zehn Instrumenten ausgestattet, die zum einen die physikalischen Eigenschaften des Sonnenwinds im direkten Umfeld der Sonde (In-situ) vermessen. Zum anderen wird die Sonde mit hochauflösenden Fernerkundungsinstrumenten (Remote-Sensing) die Sonnenoberfläche und die Atmosphäre der Sonne erforschen. So wird es möglich sein, die Auswirkungen von Ereignissen auf und im Inneren der Sonne, wie etwa koronalen Masseauswürfen, zu untersuchen.

Deutsche Beiträge zur Mission

Insgesamt vier Forschungseinrichtungen und Institute aus Deutschland sind an sechs der zehn wissenschaftlichen Instrumente auf Solar Orbiter mit Hardware-Beiträgen beteiligt. Das Missionsbetriebszentrum ist im European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt angesiedelt, der wissenschaftliche Betrieb wird vom European Space Astronomy Centre (ESAC) in Villafranca in Spanien gesteuert.

Instrumente an Bord von Solar Orbiter mit deutscher Beteiligung

EPD – Energetic Particle Detector: Messung der Eigenschaften suprathermaler und energetischer Teilchen; Institut für Experimentelle und Angewandte Physik der Universität Kiel

EUI – Extreme Ultraviolet Imager: Aufnahme von Bildsequenzen der Atmosphärenschichten der Sonne von der Photosphäre bis in die Korona; Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung

METIS – Multi-Element Telescope for Imaging and Spectroscopy: Koronagraph zur Abbildung der Korona im nahen und extremen Ultraviolett-Bereich (UV und EUV); Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung

PHI – Polarimetric and Helioseismic Imager: Bestimmung des Magnetfeldvektors und der Geschwindigkeiten der Materie in der solaren Photosphäre (Helioseismologie); Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (PI-Institut) und Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik

SPICE – Spectral Imaging of the Coronal Environment: Abbildende EUV-Spektroskopie zur Charakterisierung der Plasmaeigenschaften der Sonnenkorona; Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung

STIX X-Ray Spectrometer/Telescope: Abbildende Spektroskopie der thermalen und nicht-thermalen Röntgenstrahlung; Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam

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Carsten Henselowsky

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