DLR-Gründerduo startet durch mit Reparaturkonzept für Hightech-Kunststoffe
- Die neue DLR-Ausgründung msquare bietet eine neuartige Technologie, um Schäden in Strukturen aus Faserverbundwerkstoffen schnell und präzise zu reparieren.
- Die Gründer zielen zunächst auf die Branchen Luftfahrt sowie Windenergie, aber auch der Fahrzeugbereich bietet große Potenziale.
- Für sein innovatives Denken und unternehmerisches Handeln wurde das Ingenieurduo Markus Kaden und Marvin Schneider mit dem erstmals verliehenen Horst-Rauck-Gründerpreis ausgezeichnet.
- Schwerpunkt(e): Luftfahrt, Energie, Faserverbundwerkstoffe, Existenzgründung
Ob für Flugzeuge, Autos und Schiffe oder die Rotoren von Windkraftanlagen – Hochleistungskunststoffe kommen immer häufiger dort zum Einsatz, wo Materialien mit geringem Gewicht und gleichzeitig hoher Festigkeit gefragt sind. Sind Strukturen aus solchen faserverstärkten Kunststoffen jedoch beschädigt, ist ihre Reparatur relativ schwierig und kostenintensiv. Zwei junge Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind angetreten, das zu ändern: Mit ihrer Existenzgründung, der Firma msquare, wollen Markus Kaden und Marvin Schneider ein neues und effizientes Reparaturverfahren am Markt etablieren. Technologischer Kern ist ein innovatives Heizkonzept namens FlexIn Heat. Mit dessen Hilfe kann ein Reparaturstück schnell und präzise erhitzt werden, so dass es sich mit der umliegenden Struktur verbindet.
msquare: Gewinner des erstenmals vergebenen Horst-Rauck-Gründerpreises
Dass sich innovatives Denken, unternehmerisches Handeln und Risikobereitschaft bei der Vermarktung neuer Geschäftsideen lohnt, zeigt die Auszeichnung des Gründerteams von msquare mit dem Horst-Rauck-Gründerpreis der Gesellschaft von Freunden des DLR. Im Rahmen der DLR-Hauptversammlung am 6. November 2018 in Braunschweig nahm das Forscherduo den mit 5.000 Euro dotierten Preis entgegen. Die Ehrung wurde zum ersten Mal vergeben und erinnert an den verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden der Gesellschaft von Freunden des DLR Horst Rauck.
Großes Marktpotenzial für effiziente Reparaturlösungen
Allein in Deutschland stehen fast 30.000 Windkraftanlagen. Regelmäßig kommt es zu Beschädigungen, zum Beispiel durch Blitzschlag. Flugzeuge mit Faserverbundbauteilen müssen durchschnittlich sieben Mal pro Jahr ausgebessert werden. "Hier setzen wir mit unserer Kombination aus flexibler Heizmatte und mobilem Reparaturkoffer an", beschreibt DLR-Wissenschaftler und Gründer Markus Kaden. Die Heizmatte besteht aus einer Induktionsspule, die auf ein Kunststoffgewebe gestickt ist und einer Vakuummatte aus Silikon. Unter Druck und Temperatur verbinden sich Reparaturstück und zu reparierende Struktur optimal. Steuern lässt sich der Vorgang mit Hilfe des mobilen Reparaturkoffers. "Wir geben Kunden eine Lösung an die Hand, die aus wenigen Komponenten besteht und gleichzeitig eine schnelle und präzise Reparatur bei Temperaturen von bis zu 400 Grad Celsius ermöglicht – auch bei Strukturen mit gekrümmten Oberflächen", fasst Kaden zusammen.
Auf die Idee zur Technologie von msquare kamen die Gründer im Zuge ihrer Forschungsarbeiten am Institut für Bauweisen und Strukturtechnologie des DLR in Stuttgart. Schwerpunktmäßig entwickelt das Institut Hochleistungsstrukturen für die Luft- und Raumfahrt, den Fahrzeugbau und die Energietechnik – vor allem aus faserverstärkten Kunststoffen und Keramiken. Mit Unterstützung des DLR-Technologiemarketing entwickelten sie das Verfahren konsequent weiter bis hin zum ersten Prototyp und knüpften gleichzeitig Kontakte mit Unternehmen vor allem aus der Luftfahrt- und Windenergiebranche.
Mit Unternehmergeist die Zukunft im Visier
In Vorbereitung für die Unternehmensgründung im März 2018 tauchten die beiden Ingenieure tief in die Welt der Betriebswirtschaft ein: Sie erstellten einen Business Plan, analysierten dafür Märkte, identifizierten potenzielle Kunden und machten sich intensiv Gedanken zu Finanzierung, Controlling und Vertrieb. "Wir haben sehr schnell gemerkt, dass auch unser Tag nur 24 Stunden hat. Gerade wenn man am Anfang alles selbst macht, gibt es sehr viele unterschiedliche Baustellen, die es im Blick zu behalten gilt", lässt Marvin Schneider die ersten Monate als Gründer Revue passieren. Deshalb ist seit Mitte dieses Jahres Unterstützung an Bord: Mit seiner umfangreichen Erfahrung in den Bereichen Business Development, Frühphasenfinanzierung sowie Vertrieb und Controlling verstärkt Max Eberl als erfahrener Gründer das Unternehmen. Aktuell arbeitet das Team daran, seine Technologie für andere Märkte weiterzuentwickeln und neue Kunden zu gewinnen. Trotz einiger anstrengender Monate spricht weiterhin der Unternehmergeist aus dem Duo. "Wir wollen langfristig ein stabiles und innovatives mittelständisches Unternehmen aufbauen", sind sich Kaden und Schneider einig.