Landestelle auf dem Asteroiden Ryugu festgelegt
- Auswahl aus zehn Landeplatzkandidaten abgeschlossen.
- Temperaturschwankungen zwischen 47 und minus 63 Grad Celsius am Landeplatz.
- Frischeres Material und bis zu 30 Meter große Brocken erwarten MASCOT.
- Landung für den 3. Oktober 2018 geplant.
- Schwerpunkt(e): Raumfahrt, Exploration, Mission
Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Nicht zu viele Brocken, aber auch nicht zu wenige. Gut erreichbar und wissenschaftlich spannend. Die Ansprüche, die das Team des Landers MASCOT (Mobile Asteroid Surface Scout) an die Landestelle auf dem Asteroiden Ryugu hatte, waren nicht einfach zu bedienen. "Aber wir haben die fast perfekte Landestelle jetzt festgelegt", sagt Prof. Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung, zuständig für das Kamera-Experiment MASCAM auf dem Lander und wissenschaftlicher Leiter der Landesonde MASCOT. Auch Projektmanagerin Dr. Tra-Mi Ho vom DLR ist zufrieden: "Für den Betrieb unseres Landers gehörte die ausgewählte Landestelle von Anfang an zu den Favoriten." Gemeinsam mit über 100 internationalen und nationalen Partnern wurde die Landestelle aus zehn potenziellen Kandidaten für den Lander MASCOT ausgewählt und am 23. August 2018 verkündet. Die Landung von MASCOT ist für den 3. Oktober 2018 vorgesehen. Auch die Stellen, an denen die Hayabusa2-Sonde Proben nehmen und die drei MINERVA-II-Rover absetzen wird, stehen nun fest.
Der Ort bei etwa 315 Grad Ost und 30 Grad Süd, an dem MASCOT auf dem ursprünglichen Himmelskörper landen und mit vier Instrumenten Messungen durchführen soll, heißt derzeit noch schlicht "MA-9". Das Gebiet der Landestelle hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen ist es in ausreichender Entfernung zu den Regionen, in denen Hayabusa2 sich absenken und Bodenproben nehmen wird - MASCOT und Hayabusa2 kommen sich bei ihren Aktivitäten also nicht in die Quere. Zum anderen liegt die Landestelle auf der Südhemisphäre des Asteroiden - mit den Daten, die Hayabusa2 am Äquator und MINERVA auf der Nordhemisphäre erfassen wird, haben die Wissenschaftler den Asteroiden mit einem Durchmesser von 950 Metern dann gut abgedeckt und untersucht.
Zahlreiche Brocken und frisches Material
Bis zu 47 Grad Celsius warm wird es voraussichtlich während des Asteroidentags, in der Nacht fällt die Temperatur auf minus 63 Grad Celsius - Werte, die den gewünschten Rahmenbedingungen für den Betrieb der Instrumente und für die Batterie des Landers entsprechen. Im Umfeld der Landestelle befinden sich zahlreiche bis zu 30 Meter große Brocken, die ganz großen Felsen hingegen liegen nicht im Bereich MA-9. Aufnahmen der optischen Navigationskamera der Hayabusa2-Sonde zeigen, dass sich in dem Bereich rund um die Landestelle wahrscheinlich frischeres Material befindet, dass nur wenig der kosmischen Strahlung und dem Partikelstrom des Sonnenwinds und interplanetaren Staubs ausgesetzt war - und somit noch sehr ursprünglich und unverändert ist.
Die Qual der Wahl
Die Auswahl aus zehn potenziellen Landestellen haben sich die Wissenschaftler und Ingenieure nicht einfach gemacht. Schließlich soll jedes Instrumententeam die Arbeitsbedingungen und die Daten erhalten können, die es sich erhofft. Für das Infrarotspektralmikroskop MicrOmega des Institut d'Astrophysique Spatiale hätte es beispielsweise etwas kühler während der Tageszeit sein können. Das Team des Magnetometer MAG der TU Braunschweig hätte am liebsten sehr große Brocken im Messfeld untersucht. Die Kamera MASCAM und das Radiometer MARA, beides Instrumente des DLR-Instituts für Planetenforschung, finden hingegen nahezu ideale Bedingungen für die wissenschaftliche Arbeit vor, weil sie auf Brocken am Horizont blicken und frisches Asteroidenmaterial untersuchen können. Letztendlich sind die Bedingungen, die die Landestelle bietet, für den Lander und alle Instrumente an Bord sehr günstig. "Für uns bedeutet die ausgewählten Landestelle: Wir Ingenieure können MASCOT so sicher wie möglich auf den Asteroiden bringen, und die Wissenschaftler können ihre unterschiedlichen Instrumente bestmöglich einsetzen", betont Projektmanagerin Dr. Tra-Mi Ho vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme. "Wir sind uns aber auch bewusst: Ryugu zeigt fast auf der gesamten Oberfläche große Brocken und kaum Flächen mit flachem Regolith. Was wissenschaftlich sehr interessant ist, stellt für einen kleinen Lander sowie für die Probennahme aber auch eine Herausforderung dar."
Über die Mission Hayabusa2 und MASCOT
Hayabusa2 ist eine Weltraummission der japanischen Raumfahrtagentur JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) zum erdnahen Asteroiden Ryugu. Der deutsch-französische Lander MASCOT an Bord von Hayabusa2 wurde vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und gebaut in enger Kooperation mit der französischen Raumfahrtagentur CNES (Centre National d'Études Spatiales). Die wissenschaftlichen Experimente an Bord von MASCOT sind Beiträge des DLR, des Institut d'Astrophysique Spatiale und der Technischen Universität Braunschweig. Betrieb und Steuerung des MASCOT-Landers und seiner Experimente erfolgen durch das DLR mit Unterstützung der CNES und in kontinuierlichem Austausch mit der JAXA.
Das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen entwickelte federführend zusammen mit CNES den Lander und testete ihn. Das DLR-Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik in Braunschweig war für die stabile Struktur des Landers zuständig. Das DLR Robotik und Mechatronik Zentrum in Oberpfaffenhofen entwickelte den Schwungarm, der MASCOT auf dem Asteroiden hüpfen lässt. Das DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin steuerte die Kamera MASCAM und das Radiometer MARA bei. Überwacht und betrieben wird der Asteroidenlander aus dem MASCOT-Kontrollzentrum im Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (MUSC) am DLR-Standort Köln.