25. Juli 2018

Ryugu: Ein Asteroid mit Ecken, Kanten - und großen Felsbrocken

  • Asteroid Ryugu wurde zum ersten Mal aus nur sechs Kilometern aufgenommen.
  • Die Aufnahmen dienen unter anderem als Vorbereitung für die Landeplatzauswahl. Der am DLR entwickelte und gebaute Lander MASCOT soll im Oktober auf dem Asteroiden landen.
  • Schwerpunkt(e): Raumfahrt, Exploration

Je näher die japanische Hayabusa2-Sonde dem Asteroiden Ryugu kommt, desto mehr Details werden für die Planetenforscher sichtbar: Aus nur noch sechs Kilometern Entfernung nahm die Teleobjektivkamera an Bord der Raumsonde am 20. Juli 2018 die Asteroidenoberfläche mit dem größten Krater des Himmelskörpers auf. "Wir sehen, dass die gesamte Oberfläche von Ryugu mit großen Felsbrocken übersät ist - dies haben wir bisher so noch nicht auf einem Asteroiden gesehen", sagt Prof. Ralf Jaumann, Planetenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und wissenschaftlicher Leiter der Landesonde DLR-Institut für Robotik und Mecharonik - MASCOT an Bord der japanischen Raumsonde. Voraussichtlich am 3. Oktober 2018 soll MASCOT auf Ryugu landen und dort mit vier Instrumenten die Asteroidenoberfläche untersuchen.

Absinken in Richtung Asteroid

Bisher hatte die JAXA - GLOBAL ihre Sonde in einer Höhe von 20 Kilometern über der Oberfläche des Himmelskörpers betrieben, nachdem Hayabusa2 am 27. Juni 2018 den Asteroiden erreichte. Am 16. Juli hingegen ließen die JAXA-Ingenieure Hayabusa2 von dieser Beobachtungsposition langsam absinken und blickten schließlich aus sechs Kilometern Höhe auf Ryugu. Die Auflösung ist dabei etwa drei bis vier Mal höher als in den Bildern aus 20 Kilometern Höhe, ein Pixel entspricht nun etwa 60 Zentimetern. Fast in der Mitte der Aufnahme ist ein besonders großer Krater zu sehen.

Für Planetenforscher Ralf Jaumann sind die Bilder, die aus etwa 300 Millionen Kilometer Entfernung aus dem All kommen, die Möglichkeit, einen ersten Eindruck von Ryugu zu erhalten: "Es ist wahrscheinlich, dass Ryugu das Bruchstück einer früheren Kollision ist. Allerdings: Wir sind gerade erst einmal seit kurzer Zeit am Asteroiden - und sehen lediglich die Oberfläche." Wie alt der Asteroid ist, wie er im Inneren aussieht, wie hoch seine Dichte ist, ob er aus vielen "zusammengebackenen" Schutt-Teilen oder aus einem größeren Stück besteht, das alles sind die Fragen, die die Planetenforscher unter anderem diskutieren und beantworten wollen.

Vorbereitungen für die Landung

Seit dem 25. Juli 2018 befindet sich die Sonde Hayabusa2 wieder in ihrer Ausgangsposition in 20 Kilometern Abstand von Ryugu. Im August 2018 wird die Sonde dann erneut auf nur noch etwa einen Kilometer Abstand zum Asteroiden sinken, um so seine Gravitation zu messen. Diese beträgt nach Schätzung gerade einmal ein 60.000stel der Erdanziehungskraft. Wichtig sind die detaillierten Aufnahmen von Ryugu, der einen Durchmesser von 900 Metern hat, und die Einschätzung seiner Gravitation auch für die Auswahl der Landestelle von MASCOT. Ende August wird diese mit allen beteiligten internationalen Wissenschaftlern und Ingenieuren festgelegt. Auch Hayabusa2 wird während der Mission zur Oberfläche des Asteroiden sinken und dort mehrfach Bodenproben einsammeln. Ende 2019 macht sich die Sonde dann wieder auf den Weg in Richtung Erde, um dort 2020 mit Proben des Asteroiden anzukommen.

Über die Mission Hayabusa2 und MASCOT

Hayabusa2 ist eine Weltraummission der japanischen Raumfahrtagentur JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) zum erdnahen Asteroiden Ryugu. Der deutsch-französische Lander MASCOT an Bord von Hayabusa2 wurde vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und gebaut in enger Kooperation mit der CoRoT Special. Die wissenschaftlichen Experimente an Bord von MASCOT sind Beiträge des DLR, des Institut d'Astrophysique Spatiale und der TU Braunschweig. Betrieb und Steuerung des MASCOT-Landers und seiner Experimente erfolgen durch das DLR mit Unterstützung der CNES und in kontinuierlichem Austausch mit der JAXA.

Das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen entwickelte federführend zusammen mit CNES den Lander und testete ihn. Das DLR-Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik in Braunschweig war für die stabile Struktur des Landers zuständig. Das DLR Robotik und Mechatronik Zentrum in Oberpfaffenhofen entwickelte den Schwungarm, der Mascot auf dem Asteroiden hüpfen lässt. Das DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin steuerte die Kamera MASCAM und das Radiometer MARA bei. Überwacht und betrieben wird der Asteroidenlander aus dem MASCOT-Kontrollzentrum im Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (MUSC) am DLR-Standort Köln.

Kontakt

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Redaktion
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Prof. Dr. Ralf Jaumann

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Institut für Geologische Wissenschaften
Planetologie und Fernerkundung
Malteserstr. 74-100, 12249 Berlin