5. Juli 2018 | Sektorenkopplung mit Wind-Wasserstoff

H₂ORIZON – neue Anlage für regenerative Wasserstofferzeugung

  • In Lampoldshausen entsteht im Projekt H2ORIZON eine Forschungs- und Demonstrationsanlage, die aus Windenergie Wasserstoff herstellt und gleichzeitig die Energieversorgung des DLR-Standorts unterstützt.
  • Am 5. Juli 2018 fand die feierliche Einweihung von H2ORIZON statt, an der rund 90 Vertreter aus Politik, Industrie und Wissenschaft teilnahmen.
  • Das Projekt demonstriert die Sektorenkopplung von Raumfahrt, Energie und Verkehr im Megawatt-Maßstab.
  • Schwerpunkt(e): Energie, Technologietransfer, Raumfahrt.

50 Kilometer nördlich von Stuttgart, beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Standort Lampoldshausen, entsteht derzeit ein Stück Energiezukunft. In einer neuen Forschungs- und Demonstrationsanlage bündelt das DLR zukünftig mit dem Industriepartner ZEAG Energie AGaus Heilbronn seine Technologie- und Systemkompetenz zum Aufbau eines wasserstoffbasierten vernetzen Energiesystems. Ziel dieser interdisziplinären Plattform ist es, die Wasserstofftechnologie voranzutreiben und die Prozesse im Hinblick auf die Sektorenkopplung technologisch zu durchdringen. Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR, und Eckhard Veil, Vorstand der ZEAG Energie AG, weihten anlässlich des sechsten Wasserstofftags beim DLR Lampoldshausen am 5. Juli 2018 zusammen mit Helmfried Meinel, Ministerialdirektor im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, die Forschungs- und Demonstrationsplattform H2ORIZONein, die kurz vor der Fertigstellung steht. „Die nachhaltige Energieversorgung von morgen ist flexibel, dezentral und vernetzt. Diese Vision teilen wir als Partner mit der ZEAG Energie AG“, sagte Prof. Pascale Ehrenfreund bei der Einweihung.

H2ORIZON – nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen zukunftsfähiger Energieversorgung

In Lampoldshausen befindet sich mit dem DLR-Institut für Raumfahrtantriebeeiner der größten Wasserstoffnutzer Europas und - in direkter Nachbarschaft - der derzeit größte Windpark in Baden-Württemberg. Auf Basis dieser Infrastrukturen bauen das DLR-Institut für Raumfahrtantriebe und die ZEAG Energie AG ein Testfeld zur regenerativen Herstellung von Wasserstoff auf. Dabei sollen Perspektiven für eine schrittweise Dekarbonisierung des Energie- und Verkehrssektors aufgezeigt und neue Wege der Energieversorgung eröffnet werden. „Mit H2ORIZON adressieren das DLR und die ZEAG die globalen Herausforderungen einer nachhaltigen, sicheren und bezahlbaren Zukunft der Energieversorgung. Mit diesem Projekt werden die Synergiepotenziale einerseits innerhalb des DLR zwischen den einzelnen Forschungsbereichen Energie, Verkehr und Raumfahrt, andererseits auch mit der Industrie in idealer Weise erschlossen. H2ORIZON schlägt dabei die Brücke zwischen Erkenntnisgewinn und einer direkten Anwendung im industriellen Maßstab zum gesellschaftlichen Nutzen und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen“, machte Prof. Ehrenfreund vor den rund 90 geladenen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Industrie und Wissenschaft deutlich.

„DLR und ZEAG haben mit diesem gemeinsamen Projekt einen mutigen Schritt in Richtung Zukunft getan“, betonte Ministerialdirektor Meinel. Nun gelte es, geeignete Anwendungen zu finden, um den Wasserstoff sinnvoll einsetzen zu können. “Ich bin da sehr zuversichtlich. Wasserstoff als chemischer Energieträger findet Verwendung bei der Langzeitspeicherung im Strom- und Wärmesektor, in der Mobilität und auch in der chemischen Industrie. Ihm kommt damit für das verstärkt sektorgekoppelte Energiesystem der Zukunft eine zentrale Bedeutung zu.“ H2ORIZON sei für die Umsetzung der Wasserstofftechnologie ein wichtiges Element, so Meinel weiter. „Deshalb haben wir das Projekt in den vergangenen Jahren auch sehr gerne mit insgesamt 842.000 Euro gefördert.“

DLR Lampoldshausen verbindet erfolgreiches Kerngeschäft und zukunftsweisende Energieforschung

Vor rund zweieinhalb Jahren hat das DLR die Entscheidung getroffen, die Forschungskompetenz für die Wasserstofftechnologie und Aktivitäten zur Sektorenkopplung an einem Standort zu bündeln. Seitdem arbeitet das Projektteam am Aufbau einer Anlage mit 2.000 Quadratmeter Fläche, in der ab Herbst dieses Jahres technologische und systemische Lösungen rund um das Thema Wasserstoff erforscht und validiert werden sollen. Die optimale Infrastruktur des DLR-Standorts Lampoldshausen, die einmaligen Synergiepotenziale innerhalb des DLR, die unmittelbare Anbindung an den Windpark Harthäuser Wald und letztlich auch die Kooperation mit dem Industriepartner ZEAG Energie AG gaben den Ausschlag für die Standortentscheidung. „Wir bauen beim DLR in Lampoldshausen die Sektorenkopplung von morgen im industriellen Maßstab auf“, so Eckard Veil, Vorstand der ZEAG Energie AG. „Und zeigen eine einzigartige Kombination der wetterabhängig schwankenden Stromproduktion, beispielsweise aus Wind und Sonne, und der Umwandlung dieser Energie in Wasserstoff - der zentrale Energieträger, der dann beispielsweise für Brennstoffzellenfahrzeuge oder in der Wärmeversorgung des Standorts oder auf den Prüfständen des DLR eingesetzt werden kann.“

Hintergrundinformationen zu H2ORIZON

Das Anlagenkonzept im Projekt H2ORIZON besteht aus zwei wesentlichen Komponenten. Eine ist die regenerative Wasserstofferzeugung auf Basis von Windenergie. Die Polymer-Elektrolyt-Membran-Elektrolyse (kurz PEM-Elektrolyse) hat eine Anschlussleistung von rund einem Megawatt und wird direkt an den Windpark „Harthäuser Wald“ angeschlossen. Der Wasserstoff wird aufbereitet, verdichtet und direkt in spezielle Transportfahrzeuge, sogenannte Tube Trailer, für die Verteilung abgefüllt. Zum anderen wird mit H2ORIZON eine neue Anlage zur Versorgung des DLR-Standorts mit Wärme und Strom errichtet. Die beiden Gasmotoren-Blockheizkraftwerke (BHKW) mit einer Gesamtleistung von 1,6 Megawatt (thermisch) bzw. 1,4 Megawatt (elektrisch) werden neben der konventionellen Versorgung mit Erdgas auch direkt an die Wasserstofferzeugung angeschlossen. „Wir sind stolz, ein solch vernetztes Energiesystem planen und nun auch realisieren zu können. Das ganze Team ist seit einigen Jahren intensiv damit beschäftigt. Alle freuen sich auf die erste Tonne Wasserstoff, die wir voraussichtlich im November 2018 dann produzieren werden“, so Claus Flore, Projektverantwortlicher für H2ORIZON. Zukünftig seien bis zu 100 Tonnen Wasserstoffproduktion im Jahr möglich.

Wasserstoff – der Weg zu weniger Emissionen

Wie die Sektoren Wärme, Strom, Gas und Verkehr intelligent vernetzt werden und welche Rolle dabei Wasserstoff als regenerativer Energieträger spielt, ist zentrales Thema des Wasserstofftags, der anlässlich der Einweihung bereits zum sechsten Mal beim DLR in Lampoldshausen durchgeführt wurde. „Die Energiesysteme stehen vor enormen Transformationsprozessen. Nachhaltigkeit, Sicherheit, Vernetzung sowie dezentrale und sichere Infrastruktur - das sind alles Begriffe, die eine sichere und umweltverträgliche Zukunft der Energieversorgung prägen werden“, sagte Stefan Schlechtriem, Direktor des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe, bei seiner Begrüßungsrede. Die vielfältigen Aspekte der Sektorenkopplung sollen dabei interdisziplinär und kontrovers diskutiert werden. Der Wasserstofftag wird in strategischer Partnerschaft mit der Wirtschaftsförderung Heilbronn-Frankenund dem Technologie-Transfer-Zentrum (TTZ)durchgeführt.

Kontakt

Anja Kaboth

Kommunikation Lampoldshausen
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Im Langen Grund, 74239 Hardthausen
Tel: +49 6298 28-201

Prof. Dr.-Ing. Stefan Schlechtriem

Direktor
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Raumfahrtantriebe
Im Langen Grund, 74239 Hardthausen