DLR-Sicherheitsforschung präsentiert sich auf Konferenz in Bonn
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) präsentiert sich vom 20. bis 22. Februar 2018 auf der Konferenz "Angewandte Forschung für Verteidigung und Sicherheit in Deutschland" der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik e.V. (DWT) in Bonn. Das DLR unterstützt die mit mehr als 400 Teilnehmern besuchte Konferenz neben der fachlichen Leitung mit Vorträgen und ist darüber hinaus mit einem Ausstellungsstand vertreten. Forschungsergebnisse aus den Bereichen der wehrtechnischen Forschung und der zivilen Sicherheitsforschung sowie Technologien aus den Bereichen Hubschrauberassistenzsysteme, Spezialkameras und Flugkörper werden vorgestellt.
"Ich freue mich sehr, dass wir dieses DWT-Format gemeinsam mit dem Bundesministerium der Verteidigung, dem Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie und der Fraunhofer Gesellschaft mittlerweile zur größten Wehr- und Sicherheitstechnischen Tagung Deutschlands im Bereich Forschung und Technologie ausgebaut haben", erklärt Dr.-Ing. Dennis Göge, Programmkoordinator des DLR-Schwerpunktes Sicherheitsforschung. Die diesjährige Tagung fokussierte stark auf den Einfluss disruptiver Innovationen und Technologien auf zukünftige Szenare, die nationale Streitkräfte auch im Verbund mit internationalen Partnern bedienen müssen. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung referierte Dr.-Ing. Dirk Zimper, DLR-Programmlinienkoordinator der wehrtechnischen Forschung, beispielsweise zum disruptiven Potential von Hyperschalltechnologien.
Auf der Konferenzmesse präsentierte das DLR die folgenden Forschungsthemen:
Ein Kamerasystem für den Katastrophenschutz
MACS-SaR (Search and Rescue) ist ein hochspezialisiertes Kamerasystem aus der MACS-Familie (Modular Aerial Camera System), das in der Abteilung Sicherheitsforschung und Anwendung des DLR-Instituts für Optische Sensorsysteme in Berlin entwickelt wird. MACS-SaR wurde für die rasche Aufklärung von Großschadenslagen (zum Beispiel Erdbeben oder Hochwasser) mit unbemannten und schnell fliegenden Fluggeräten zum Einsatz im In- und Ausland entwickelt. Das Kamerasystem ermöglicht erstmalig die Erstellung von hochauflösenden Lagebildern mittlerer bis großräumiger Schadenslagen in Echtzeit. Durch die hohe Lagegenauigkeit können die mit MACS erstellten Bildmosaike direkt in die Einsatzführungssysteme von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) übertragen und in einer digitalen Karte abgebildet werden. Dies ermöglicht eine schnelle und fundierte Beurteilung der Schadenslage und eine effektive Koordination aller Einsatzkräfte. Am Ausstellungsstand demonstrieren die DLR-Forscher die Funktionsweise des MACS-SaR Kamerasystems und zeigen aktuelle Erkenntnisse einer gemeinsamen UN-Katastrophenschutzübung [Link zum Artikel einfügen] mit I•S•A•R Germany (International Search and Rescue).
Demonstration faserverbundgerechter Bauweisen
Im Rahmen des Projekts "Fortschrittliche Flugzeugstrukturen" hat das DLR-Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik eine neue faserverbund- und klebgerechte Bauweise anhand der Beispielkomponente der Airbrake des Eurofighters demonstriert und somit den nächsten Schritt in die Faserverbund-Zukunft gewagt. Im gemeinsamen Projekt mit den Partnern AIRBUS Defence and Space und dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB) wurden hierfür neue Technologien zur Herstellung, wie CFK-Infusion und Kleben sowie 3D-Druck von Lasteinleitungskomponenten (AddCompS™), entwickelt. Das Exponat der Eurofighter Airbrake veranschaulichte den Faserverbund der Zukunft.
Flugkörper der Zukunft
Im Rahmen des Projektes ITEM-FK arbeitet das DLR an "Innovativen Technologien und Methoden für Flugkörper". Ein Schwerpunkt liegt in der Erforschung und Entwicklung von Technologien zur Steigerung der Leistungsfähigkeit zukünftiger Flugkörper. Die Entwicklung von Werkzeugen und Methoden für die Analyse und Bewertung sowohl dieser Technologien als auch von Flugkörper-Systemen allgemein bilden einen weiteren Schwerpunkt. Im Rahmen der Konferenzmesse wurden Windkanalmodelle ausgestellt, die stellvertretend für bestimmte Klassen von Flugkörpern als "Technologieträger" für unterschiedlichste Untersuchungen eingesetzt werden.
Sicherer Hubschrauberflug in maritimer Umgebung
Im Projekt HELMA untersucht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) systematisch Offshore-Flüge des Bundespolizei-Flugdienstes und bewertet den Nutzen von Augmented-Reality-Sichtsystemen zur Steigerung der Einsatzverfügbarkeit und Sicherheit bei schlechten Sichtbedingungen. Ziel ist es, jene visuellen Referenzpunkte oder Texturen, an denen sich Piloten beim herkömmlichen Sichtflug orientieren, in synthetischer Form darzustellen. Durch eine Augmented-Reality-Brille können dem Piloten mit dieser Symbologie verschiedene zusätzliche Informationen angezeigt werden, um den Flug sicherer und effizienter zu machen. Das Projekt HELMA wird durch die Sicherheitsforschung über drei Jahre gefördert und von den DLR-Instituten für Flugsystemtechnik und Flugführung in enger Zusammenarbeit mit der Bundespolizei durchgeführt. Während der Ausstellung konnten die Besucher selbst einen Eindruck von der Funktionsweise dieser Technologie mit einer Augmented-Reality-Brille und simulierten Hubschrauberflügen gewinnen.
Antriebstechnologien der Zukunft
Um erstmalig die detaillierte Analyse der Brennkammerprozesse eines Gelraketenmotors - Einspritzung, Zerstäubung, Verdampfung und Verbrennung - zu ermöglichen, wurde eine neue optische Modellbrennkammer entwickelt, gebaut und in Betrieb genommen, die als Exponat bei der DWT-Forschungskonferenz ausgestellt wurde und die beeindruckende Experimentaltechnik veranschaulichte. Der optische Zugang erlaubt die visuelle Beobachtung des gesamten Motorinneren für. Betriebszeiten von mehreren Sekunden bei Brennkammerdrücken bis zu 70 bar. Als Messtechniken kommen unter anderem Hochgeschwindigkeitsvideoaufnahmen, Schattentechniken und zukünftig auch (Farb-) Schlierenverfahren zum Einsatz. Die so gewonnenen Erkenntnisse dienen der Verbesserung der Prozessführung von Gelantrieben, der Entwicklung von Auslegungswerkzeugen und der Validierung numerischer Verfahren.
Sicherheitsforschung
In der Sicherheitsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt werden die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten mit verteidigungs- und sicherheitsrelevantem Bezug in Abstimmung mit den Partnern in Staat, Wissenschaft, Industrie und internationalen Organisationen geplant und gesteuert. Der Querschnittsbereich Sicherheitsforschung verknüpft dabei die Kernkompetenzen aus den etablierten DLR-Programmen der Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und des Verkehrs. Insgesamt mehr als zwanzig DLR-Institute und -Einrichtungen liefern im Rahmen ihrer sicherheitsrelevanten Arbeiten Beiträge zur Entwicklung, Erprobung und Bewertung von Technologien, Systemen und Konzepten sowie zur Analyse- und Bewertungsfähigkeit hinsichtlich sicherheitsrelevanter Anwendungen.