17. November 2017 | DLR Ausgründer entwickeln sensiblen und intuitiv bedienbaren Roboterassistenten

Deutscher Zukunftspreis 2017 geht an DLR-Ausgründer

  • Schwerpunkte: Robotik, Künstliche Intelligenz, Mensch-Maschine-Interaktion

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vergab am 29.11.2017 in Berlin den Deutschen Zukunftspreis an FRANKA EMIKA. Damit geht dieser Preis erstmals an eine Ausgründung des Deutschen Zentrums für Luft-und Raumfahrt (DLR). Das Team um Professor Sami Haddadin erhält den Preis für den sensiblen und intuitiv bedienbaren Roboterassistenten FRANKA. Das kostengünstige System ist digital vernetzbar und ermöglicht eine sichere Kooperation von Menschen und Maschinen – in der Industrie und im privaten Umfeld.

Stimmen zum Zukunftspreis für die DLR-Ausgründer

Professor Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft-und Raumfahrt (DLR):
"Wir gratulieren dem FRANKA EMIKA Team zum Zukunftspreis. Mit ihrem Projekt haben sie die Brücke geschlagen, zwischen Forschung und Markt, einen Nutzen geschaffen für Wirtschaft und Gesellschaft. Wir sind stolz auf diese Unternehmensgründung, die ihre Wurzeln im DLR hat und die die Innovationskraft, die im DLR steckt beweist."

Ottmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft:
"Ich gratuliere Sami und Simon Haddadin sowie Sven Parusel von Herzen zu dieser großartigen Auszeichnung und wünsche Ihnen nun viel Erfolg auf dem Markt. Dass diese Technologien zu einem wesentlichen Teil aus einem Zentrum der Helmholtz-Gemeinschaft stammen, freut mich besonders. Zeigt es doch, dass unsere Grundlagenforschung in einem so zukunftsträchtigen Bereich wie der Robotik führend ist und dabei eine ausgesprochene Anwendungsnähe hat. Die intuitive und sensible Interaktion von Mensch und Maschine wird unsere Arbeits- und Alltagswelt in den kommenden Jahren gravierend verändern. Die Forschung in diesem Bereich ist deshalb zentral für uns."

Professor Alin Albu-Schäffer, Direktor des DLR-Instituts für Robotik und Mechatronik:
"Ich freue mich riesig über den Erfolg der Firma und gratuliere den Kollegen ganz herzlich. Wir haben in langjähriger gemeinsamer Forschung mit den Preisträgern wissenschaftliche und technologische Grundlagen für diese Entwicklungen im DLR gesetzt, insofern ist dies auch ein sehr erfreulicher Erfolg für die DLR Roboter-Forschung. Ausgangspunkt für den FRANKA EMIKA Roboter waren Wissenschaftler, Know-How und Lizenzen aus dem DLR."

Dr. Rolf-Dieter Fischer, Leiter DLR Technologiemarketing:
"FRANKA EMIKA ist ein ausgezeichnetes Beispiel für den Technologietransfer aus der Forschung, der bei den wissenschaftlichen Grundlagen beginnt und eine Innovation sowie die Gründung eines Unternehmens zum Ergebnis hat, das das neue Produkt in den Markt bringt. Der neue Roboterarm ist weit mehr als nur ein vorzeigbares Produkt, als zukunftsweisende Plattform werden damit neue Anwendungen und Marktsegmente erschlossen. Es ist beeindruckend, in welch kurzer Zeit diese auf Technologien und Expertise des DLR basierende Lösung von FRANKA EMIKA geschaffen wurde. Wir freuen uns sehr, dass wir diese technologische und auch unternehmerische Entwicklung mit den verschiedenen Instrumenten des DLR-Technologiemarketings unterstützen konnten."

Professor Sami Haddadin, Sprecher des Gewinnerteams:
"Wir möchten uns bei unseren Mentoren bedanken, die uns unser berufliches Leben lang begleitet haben - Professor Gerd Hirzinger und Professor Alin Albu-Schäffer vom DLR. Wir sind stolz auf diesen Preis und auf unser Team!"

Mittelpunkt Mensch: Die DLR-Ausgründung FRANKA EMIKA

Die Wissenschaftler, Professor Sami Haddadin, Dr. med. (Univ. Debrecen) Simon Haddadin und Dipl.-Inf. (FH) Sven Parusel, haben einen sensiblen und intuitiv bedienbaren Roboterassistenten entwickelt, als Schlüsseltechnologie für neue Anwendungen der Automatisierungstechnik und Industrie 4.0 weit über bisherige Möglichkeiten hinaus. Das zugleich kostengünstige System ist digital vernetzbar und ermöglicht eine sichere Kooperation von Menschen und Maschinen - in der Industrie und später auch im privaten Umfeld. Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) waren die drei Wissenschaftler viele Jahre tätig und haben am DLR-Institut für Robotik und Mechatronik die Grundlagen für ihre aktuelle Forschung und Technologieentwicklung gelegt.

"Der Einsatz von hochentwickelten, feinfühligen und sicheren Robotern, die in geschlossenen Bereichen arbeiten, wird die industrielle Produktion zunehmend verändern. Die sichere Interaktion von Mensch und Maschine ist die Voraussetzung für diese Entwicklung", betont Professor Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR.

Sami Haddadin begann seine DLR-Laufbahn als Diplomand im Bereich der sicheren Mensch-Roboter-Interaktion. Nach seiner Promotion war er bis 2013 im DLR als Gruppen- und Themenleiter in Oberpfaffenhofen tätig. Vor nunmehr fünf Jahren haben sich die drei DLR Wissenschaftler ausgegründet. "Wir sind stolz, dass die Ausgründung und die beteiligten Kollegen ihre Wurzeln im DLR haben und der Mensch-Roboter-Kooperation zum Durchbruch in den industriellen Massenmarkt verhelfen können" betont Professor Alin Albu-Schäffer, Direktor des DLR-Instituts für Robotik und Mechatronik. "Unsere langjährige Forschung im Bereich der sensitiven Leichtbauroboter und Soft-Robotik macht sich bezahlt und das das Team um Professor Haddadin konnte auf dieser Grundlagenentwicklung aufbauen."

Von der Helmholtz-Gemeinschaft wurden die Ausgründer früh durch den Helmholtz-Enterprise Fonds gefördert und vom DLR-Technologiemarketing begleitet. Technologische Entwicklungen aus der Robotikforschung des DLR wurden frühzeitig an das ausgegründete Unternehmen lizenziert.

Mensch-Maschine Interaktion

Damit diese völlig neue Generation von Leichtbaurobotersystemen künftig für eine Vielzahl von Aufgaben einsetzbar ist und sich von jedermann leicht bedienen lässt, sind neue technische Konzepte erforderlich. "Die bislang in der Fertigung eingesetzten Automaten sind hochpreisig, schwierig zu programmieren und wenig flexibel, da sie nur strikt die vorgegebenen Aufgaben abarbeiten", erklärt Sami Haddadin. Um Unfälle zu vermeiden, werden Roboter und Menschen durch eine Absperrung voneinander getrennt. Nun soll in digital vernetzten Fabriken eine neue Generation von maschinellen Assistenten einziehen, die Menschen unterstützen oder Hand in Hand mit ihnen tätig sind. Doch dazu müssen die Automaten zunächst teamfähig gemacht werden. "Unser Roboterassistent ist dafür konzipiert, Menschen als echter vernetzter und lernfähiger maschineller Assistent zu dienen und ohne trennenden Schutzzaun mit ihnen zusammenzuarbeiten", sagt Haddadin.

Roboter-App für leichtere Bedienbarkeit

Die Wissenschaftler haben den Roboterassistenten, mit verschiedenen innovativen Merkmalen ausgestattet. Die Maschine ist modular aufgebaut und besteht aus Leichtbaukomponenten. Sie verfügt in allen Gelenken über zahlreiche empfindliche Sensoren und führt Bewegungen so aus, wie sie auch bei einem Menschen verlaufen würden. Das macht das Verhalten des Roboters leicht einschätzbar. Außerdem erlaubt dieses nach neuartigen Entwurfsprinzipen gestaltete System eine besondere Art der Soft-Robotik-Regelung, und damit eine menschenähnliche Nachgiebigkeit, Feinfühligkeit und Geschicklichkeit. Bereits auf einen leichten Kontakt reagiert der Roboterassistent blitzschnell und zeigt menschenähnliche Reflexe. Das verhindert Verletzungen von Menschen durch eine Kollision mit der Maschine.

Die Bedienung des Systems ist leicht und erfordert keine Programmierkenntnisse: Tätigkeiten, die der Roboterassistent ausführen soll, müssen lediglich vorgemacht werden. Daraus lernt die Maschine und kann das erworbene Wissen selbstständig auch für andere Herausforderungen nutzen -Fähigkeiten, die herkömmliche Industrieroboter oder einfache MRK-Roboter nicht besitzen. Um die Programmierung besonders einfach zu machen, haben die Wissenschaftler in ihrer Ausgründung ein neuartiges Konzept für die Programmierung und Bedienbarkeit entwickelt. Wichtige Grundlagen dafür legten sie während ihrer DLR-Zeit. Aufgaben und Bewegungsabläufe werden visuell in kleine Programm-Module zerlegt, sogenannte Roboter-Apps. "Sie machen die Nutzung von Robotern so einfach wie den Umgang mit einem Smartphone - und eröffnen eine breite Palette an neuen Anwendungsperspektiven, von denen auch kleine und mittelständische Unternehmen profitieren können", so Haddadin.

Kontakt

Prof. Alin Olimpiu Albu-Schäffer

Institutsleiter
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Robotik und Mechatronik
Münchener Straße 20, 82234 Oberpfaffenhofen-Weßling

Miriam Poetter

Kommunikation Oberpfaffenhofen, Augsburg, Weilheim
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Münchener Straße 20, 82234 Weßling
Tel: +49 8153 28-2297

Robert Klarner

Koordinator Region Süd
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Vorstandsbereich Innovation, Transfer und wissenschaftliche Infrastrukturen
Wirtschaftskooperationen
Münchener Straße 20, 82234 Wessling