Leuchterscheinung über Südwestdeutschland
- Am frühen Abend des 14. November 2017 wurde über Südwestdeutschland eine Feuerkugel beobachtet
- Die Planetenforscher des DLR gehen davon aus, dass es sich um einen Boliden aus dem Asteroidengürtel handelt und nicht um ein Stück Weltraumschrott
- Schwerpunkt(e): Feuerkugel
Am frühen Abend des 14. November 2017 wurde über weiten Teilen von Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen, dem Saarland und Bayern sowie der Schweiz ein Meteor, also eine Feuerkugel oder sogenannter Bolide, beobachtet. Weit über hundert Augenzeugen berichteten dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) über die Kontaktadresse des Europäischen Feuerkugelnetzes von einer auffallenden atmosphärischen Leuchterscheinung um 17.45 Uhr. Auch in einschlägigen Internetforen, die sich mit Meteoroiden und anderen atmosphärischen Erscheinungen befassen, wurden weit über tausend Beobachtungen eingebracht. Mehrheitlich wurde das Phänomen von vielen Beobachtern als in intensivem Grün leuchtende Erscheinung geschildert, die mehrere Sekunden lang zu beobachten war und am Ende in zwei Teile zerfiel. "Bei dem "Eindringling" dürfte es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen kosmischen Körper handeln, und eher nicht - wie in manchen Medien kommentiert - um ein Stück Weltraumschrott", sagt Prof. Jürgen Oberst, Leiter der Abteilung Planetengeodäsie des DLR-Instituts für Planetenforschung.
Feuerkugel stammt wahrscheinlich aus dem Asteroidengürtel
Über die Herkunft des Boliden kann vorerst nur spekuliert werden: Im November jeden Jahres durchquert die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne Reste des Staubschweifs vom Kometen 55P/Tempel-Tuttle, was zum vermehrten Auftreten von den kleineren "Sternschnuppen" führt. Die dabei in die Atmosphäre eindringenden Teilchen sind nur so groß wie ein Staub- oder Sandkorn. Das Maximum dieses scheinbar aus dem Sternbild Löwe kommenden und deshalb auch "Leoniden", genannten Meteoroiden mit ein bis zwei Sternschnuppen pro Minute fällt jedoch erst auf den 17. November. Aus diesem Grunde halten es die Wissenschaftler des DLR-Instituts für Planetenforschung in Berlin-Adlershof für wahrscheinlicher, dass die beobachtete Feuerkugel ein größeres Objekt ist, das aus dem Asteroidengürtel stammt. Leider war die Überwachung des Nachthimmels mit den über Deutschland verteilten und vom DLR betriebenen Kameras des Europäischen Feuerkugelnetzes vor 18 Uhr wegen der Dämmerung noch nicht aktiv, sodass es hier keine Aufzeichnungen gibt.
"Die von vielen Beobachtern geschilderte grünbläuliche Farbe spricht eher gegen metallischen Weltraumschrott, dessen Eindringgeschwindigkeit auch deutlich niedriger ist", sagt Dr. Manuel Metz, Experte für Weltraumschrott beim DLR Raumfahrtmanagement. Derzeit umkreisen etwa 25.000 erfasste und katalogisierte Teile die Erde und jährlich nimmt die Zahl der Schrottteilchen im Weltall zu. Von diesen Teilchen sind für ca. 18.000 Objekte Bahndaten öffentlich verfügbar. Solche detektierbaren Objekte haben typischerweise einen Durchmesser von 5-10 Zentimeter oder mehr.
Häufigste Ursache für Feuerkugeln sind Asteroidenbruchstücke
Meist handelt es sich bei Feuerkugeln jedoch um Asteroidenbruchstücke, die wegen der hohen Eintrittsgeschwindigkeit in die Erdatmosphäre von oft weit mehr als 100.000 Kilometern pro Stunde eine Leuchtspur erzeugen und einen großen Teil ihrer Masse durch Abrieb verlieren. Insbesondere die Leoniden treffen mit der sehr hohen Geschwindigkeit von bis zu 72 Kilometern in der Sekunde - das sind fast 260.000 Kilometer in der Stunde - auf die obersten Schichten der Gashülle der Erde und verglühen dann rasch. Der sichtbare Flug durch die Atmosphäre endet meist in 20 bis 50 Kilometer Höhe. Doch gelegentlich erreichen Reste von größeren Körpern als Meteoritenfälle die Erdoberfläche. Die Chancen, einen Meteoriten zu finden, sind sehr gering. Jährlich gehen etwa 200 Fundmeldungen beim DLR ein, nur etwa alle zehn Jahre ist ein echter Meteorit unter den eingesandten Proben dabei.
Das DLR-Feuerkugelnetz
Um die seltenen Meteoritenfälle identifizieren und rekonstruieren zu können, betreibt das DLR gemeinsam mit dem bei Prag gelegenen Observatorium Ondrejov bereits seit mehr als 20 Jahren ein Netzwerk von 25 Kamerastationen in Deutschland, der Tschechischen Republik, Belgien, Luxemburg und Österreich: das Europäische Feuerkugelnetzwerk.
Die Kameras sind im Abstand von etwa 100 Kilometer aufgestellt und decken eine Fläche von ungefähr einer Million Quadratkilometer ab. Jede Nacht wird - bei klarem oder leicht bewölktem Himmel - eine Aufnahme mit langer Belichtungszeit gemacht. Die hellen Meteore erkennt man dann als Lichtspur auf den Aufnahmen. Wenn Beobachtungen eines Meteors von mehreren Stationen zur Verfügung stehen, können die Flugbahn und mögliche Landepunkte eines potentiellen Meteoriten bestimmt werden.