Brandkatastrophe Chile: ZKI liefert Lageinformationen mit FireBIRD
- ZKI hat Lagekarten für die Brände in Chile erstellt.
- Daten des DLR-Satelliten TET-1 der FireBIRD-Mission wurden für die Erstellung benutzt. Das Institut für Optische Sensorsysteme überprüfte die Ergebnisse.
- Feuer erreichte Strahlungsleistung bis zu 24 Gigawatt.
Seit einigen Wochen kommt es in Chile in Folge einer längeren Trockenperiode zu flächendeckenden Waldbränden. Um die Einsatzkräfte vor Ort mit aktuellen Lagebildern des Katastrophengebietes zu versorgen, aktivierte das chilenischen Katastrophenschutzministerium (ONEMI - Oficina Nacional de Emergencia del Ministerio del Interior) am 25.Januar 2017 die Internationale Charter für Weltraum und Naturkatastrophen. Das Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erhielt den Auftrag die Koordinierung der gesamten Charter-Aktivierung zu übernehmen. Im Rahmen der Charter-Aktivitäten forderten die Mitarbeiter des ZKI unter anderem beim DLR-Institut für Optische Sensorsysteme Daten des DLR-Satelliten TET-1 der FireBIRD-Mission an. Dank einer reibungslosen DLR-internen Koordination vergingen zwischen Bestellung, Planung, Satellitenkommandierung, Datendownload und Datenverarbeitung nur wenige Stunden, bis das ZKI eine erste Lagekarte der Brandherde nach Chile schicken konnte.
Brandflächen mit gewaltiger Strahlungsleistung
Die Feuer im südamerikanischen Chile sind die verheerendsten seit Jahren. Seit Ausbruch der ersten Brände zählten die Einsatzkräfte 135 aktive Brände, wovon sich 55 unter Kontrolle befinden und 11 gelöscht werden konnten. Bis jetzt ist von den Bränden eine Fläche von über 366.000 Hektar betroffen, dabei wurden von den Feuern 1.047 Gebäude zerstört. Das Satellitenbild, das mit dem mittleren Infrarotkanal der TET-1-Kamera angefertigt wurde, zeigt eine 35 Kilometer breite und 60 Kilometer lange Fläche. Die gelben bis roten Gebiete zeigen die Brandflächen, die durch die Strahlungsleistung des Feuers, der "Fire Radiative Power", bemessen wird. Gelbe Flächen sind Brandherde mit geringer Strahlungsleistung, wie zum Beispiel Brände von Sträuchern. Rote Flächen weisen auf besonders hohe Strahlungsleistung hin, wenn beispielsweise ganze Bäume in Brand geraten. Neben den riesigen Brandflächen in der Nähe der Städte Constitucion und Concepcion sind zahlreiche kleinere Brände im ganzen Land zu erkennen.
Die Daten des Kleinsatelliten TET-1 wurden automatisch zu sogenannten Feuerprodukten verarbeitet. Neben thermalen Anomalien (auffälligen Abweichungen der Landoberflächentemperaturen) wurde die "Fire Radiative Power" abgeleitet. Die Messungen wurden durch die Sensorspezialisten des DLR-Instituts für Optische Sensorsysteme überprüft, die bei ihrer Analyse der Brandstellen Extremwerte von bis zu 24 Gigawatt Strahlungsleistung feststellten. Mit Hilfe dieser Informationen konnten die Mitarbeiter des ZKI die vorliegenden Lagekarten erstellen.
Internationale Katastrophenhilfe
Eine Hitzewelle verbunden mit starken Winden führte innerhalb kurzer Zeit zu einer Vervielfachung der Brände, sodass bereits am 20. Januar 2017 von den chilenischen Behörden der Katastrophenfall ausgerufen wurde. Aufgrund der vorherrschenden Dürre und der Wettervorhersage für die kommenden Tage mit Temperaturen bis zu 39 Grad Celsius sowie starken Winden wird mit einer Lageverschärfung gerechnet. 4.000 Personen wurden bereits aus den betroffenen Gebieten evakuiert. Landesweit sind alle verfügbaren Ressourcen im Einsatz. Zusätzlich stellen Mexiko, Frankreich, Russland und die USA Kräfte zur Verfügung. Frankreich und Russland beteiligen sich zudem im Rahmen des vom ZKI koordinierten Charter-Auftrags bei der Lageanalyse.
Zum ZKI
Das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) unterstützt Einsatzkräfte mit schnellen Satellitenbildkartierungen für den Einsatz bei Naturkatastrophen und humanitären Notfällen. Insbesondere im Rahmen der "International Charter on Space and Major Disasters" werden Satellitendaten in kürzester Zeit aufgenommen, analysiert und zu bedarfsgerechten thematischen Kartierungen und Visualisierungen weiterverarbeitet. Das ZKI ist in nationale und internationale Netzwerke integriert sowie personell auch in die Katastrophenmanagement-Initiative (SPIDER) der Vereinten Nationen (UN) eingebunden.
Zur FireBIRD-Mission
Die DLR FireBIRD-Mission besteht aus den zwei Satelliten TET-1 und BIROS (Bispectral Infrared Optical System). Beide basieren auf dem vom DLR-Institut für Optische Sensorsysteme entwickelten Kleinsatelliten BIRD (operationell betrieben von 2001 bis 2004) und sind mit einem ähnlichen Infrarot-Kamerasystem an Bord ausgestattet. Bereits seit 2012 umkreist TET-1 die Erde auf der Suche nach Feuern und anderen Hochtemperaturereignissen. Seit 2016 ist TETs "Bruder", der in Berlin Adlershof gebaute Kleinsatellit BIROS, ebenfalls im All, um in einer offenen Konstellation mit TET-1 dessen wichtige Mission zu unterstützen.
Die Daten werden hauptsächlich von den Bodenstationen des DLR in Neustrelitz empfangen und im Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum des DLR verarbeitet, archiviert und einer weltweiten wissenschaftlichen Nutzung zugänglich gemacht. Die FireBIRD-Satelliten werden durch das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC) der DLR-Einrichtung Raumflugbetrieb in Oberpfaffenhofen betrieben und kontrolliert.
FireBIRD ist im Gegensatz zu aktuellen anderen Satellitensystemen in der Lage insbesondere auch kleinere Feuer zu erkennen. Damit können diese genauer erfasst und somit auch ihr Einfluss auf das Klima besser untersucht werden. Eine genaue Erfassung von Waldbränden und Buschfeuern ist nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Schäden hoch relevant.
Der Bau des Satelliten BIROS wurde vom BMBF gefördert.