7. Juli 2016 | Mission Mars Express

Spuren von Wasser in einem der größten Täler auf dem Mars

Mawrth Vallis ist mit einer Länge von 600 Kilometern und einer Tiefe von bis zu zwei Kilometern eines der größten Täler auf dem Mars. Zudem könnte es eine mögliche Landestelle für die ESA-Mission ExoMars und die NASA-Mission Mars 2020 sein. Es liegt eingebettet in das mehr als vier Milliarden Jahre alte Hochland Arabia Terra und mündet in die große Tiefebene Chryse Planitia.

Blick auf das Mawrth-Tal
Credit:

ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO

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Das in diesem Artikel präsentierte Bild deckt ein etwa 330.000 Quadratkilometer großes Gebiet am Übergang vom südlichen Marshochland zum nördlichen Marstiefland ab, Mawrth Vallis befindet sich in der Bildmitte. Das Gebiet ist aus der Vogelperspektive zu sehen - der Perspektive, aus der die hochauflösende Stereokamera HRSC, die sich an Bord der Raumsonde Mars Express befindet, seit 2004 die Marsoberfläche betrachtet. Hierbei entstehen Bildstreifen, die etwa 200 bis 500 Kilometer breit und mehrere hundert bis über tausend Kilometer lang sind (abhängig von der Überflughöhe von Mars Express). Diese Ansicht des Gebiets um Mawrth Vallis wurde erst mit einem Mosaik aus neun Einzelaufnahmen der HRSC möglich. Die Kamera wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betrieben.

Einst möglicherweise ein bewohnbarer Ort

In und um das Ausflusstal Mawrth Vallis kann man helle und dunkle Ablagerungen beobachten. Die hellen Ablagerungen sind geschichtet und zählen zu den größten Vorkommen von Tonmineralen (Schichtsilikaten) auf dem Mars. An manchen Stellen sind diese Tone von einer Lage dunkelgefärbter Gesteine bedeckt. Die nahezu schwärzlichen Ablagerungen in diesem Gebiet sind Überbleibsel alter vulkanischer Asche, die vielerorts (vor allem in Einschlagskratern) zu imposanten Dünen aufgeweht ist. Untersuchungen des Instrumentes OMEGA auf Mars Express haben zu einem besseren Verständnis der Tonminerale geführt, die entweder reich an Eisen und Magnesium sein können oder aber aluminiumreich sind. Die unterschiedliche Zusammensetzung dieser Tone zeugt von einem unterschiedlichen Alter und Verwitterungsgrad der jeweiligen Ablagerungen. Am Talboden von Mawrth Vallis wurden außerdem sulfathaltige Ablagerungen gefunden, die wiederum auf ein anderes Entstehungsmilieu hindeuten.

Schichtsilikate auf dem Mars sind ein eindeutiger Hinweis auf das Wirken von flüssigem Wasser auf der Oberfläche. Außerdem weisen sie auf neutrale Umweltbedingungen hin, ein weiteres Anzeichen darauf, dass hier in der Marsvergangenheit möglicherweise habitable (lebensfreundliche) Umweltbedingungen herrschten. Das Wasser, was einst durch das Tal Mawrth Vallis floss, existierte wahrscheinlich bis vor etwa 3,6 Milliarden Jahren an der Oberfläche. Es ist sogar denkbar, dass Spuren von Leben in den tonhaltigen Ablagerungen erhalten geblieben sind, durch die dunkle Deckschicht geschützt vor Strahlung und Abtragung. Das Interesse von Astrobiologen an diesem Gebiet auf dem Mars ist daher sehr groß.

Topographische Übersichtskarte der Region um Mawrth Vallis
Credit:

NASA/JPL (MOLA); FU Berlin

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Mawrth Vallis ist eine von vier möglichen Landestellen für die ExoMars-Mission, die 2020 starten soll und einen europäischen Rover und eine russische Plattform auf der Marsoberfläche absetzen wird. Ein auf dem Rover installierter Bohrer soll Gesteinsproben aus dem Untergrund nehmen und untersuchen. Weitere vorgeschlagene Landestellen für die ExoMars Mission sind Oxia Planum, Aram Dorsum und Hypanis Vallis.

  • Bildverarbeitung

    Das Mosaik wurde aus neun einzelnen Orbitstreifen zusammengesetzt (1564, 1337, 2229, 1542, 1326, 1293, 2938, 2196, 3297). Der Bildausschnitt liegt etwa bei 338 Grad bis 346 Grad östlicher Länge und 17 Grad bis 29 Grad nördlicher Breite. Das Farbmosaik wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche gerichteten Nadirkanal und den Farbkanälen der HRSC erstellt, die perspektivische Schrägansicht wurde aus den Stereokanälen der HRSC berechnet. Die in Regenbogenfarben kodierte Aufsicht beruht auf einem digitalen Geländemodell der Region, von dem sich die Topographie der Landschaft ableiten lässt.

  • Das HRSC-Experiment

    Die High Resolution Stereo Kamera (HRSC) wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung des Principal Investigators (PI) Prof. Dr. Ralf Jaumann besteht aus 52 Co-Investigatoren, die aus 34 Institutionen und elf Nationen stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben.

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Kontakt

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Leitung Digitale Kommunikation
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-1852

Prof. Dr. Ralf Jaumann

Freie Universität Berlin
Institut für Geologische Wissenschaften
Planetologie und Fernerkundung
Malteserstr. 74-100, 12249 Berlin

Ulrich Köhler

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Planetenforschung
Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin