Ehrung für bedeutenden Strömungsforscher
Er war einer der bedeutendsten Strömungsforscher der Welt - Théodor von Kármán. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die ungarische Botschaft sowie Stadt und Universität Göttingen haben den gebürtigen Ungarn jetzt an der Stätte seiner größten wissenschaftlichen Erfolge, in Göttingen, geehrt.
Prof. Rolf Henke, Vorstand Luftfahrt des DLR und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR), der ungarische Generalkonsul Dr. Péter Ballai, Göttingens Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler und der Vizepräsident der Universität Göttingen Prof. Ulf Diederichsen enthüllten an einem der Wohnhäuser des Physikers eine marmorne Gedenktafel. In einem anschließenden Kolloquium wurden Leben und Werk von Kármáns gewürdigt.
Theodore von Kármán (ungarisch: Kármán Tódor) wurde am 11. Mai 1881 in Budapest als Kind einer angesehenen jüdischen Familie geboren. Er studierte von 1898 bis 1902 Ingenieurwissenschaft an der Technischen Universität Budapest. Nach einer Tätigkeit als Hochschulassistent wechselte er 1906 zu Ludwig Prandtl und Felix Klein an die Universität Göttingen, wo von Kármán 1908 promoviert wurde und sich 1910 habilitierte.
Theodore von Kármán gilt als Wegbereiter der modern Aerodynamik und wurde mit seinen Forschungsbeiträgen zur Strömungsphysik aus den Jahren 1911 und 1912 in der Fachwelt international bekannt. Insbesondere seine Untersuchungen der später nach ihm benannten Kármánschen Wirbelstraßen - der Ausbildung gegenläufiger Wirbel hinter einem umströmten Körper - erwiesen sich als ein fundamentaler Beitrag zur Göttinger Strömungsforschung. In diesen Jahren arbeitete er in Göttingen zudem mit Max Born über Fragen der Quantentheorie der Kristallgitter zusammen. Ergebnis war das nach beiden benannte grundlegende Modell zur Beschreibung der Bewegungen der Atome in einem Kristallgitter.
1913 folgte von Kármán einem Ruf an die Polytechnische Hochschule in Aachen. Seine Forschungsverbindungen in die USA ermöglichten ihm 1933 nach antisemitischen und denunziatorischen Angriffen aus Kreisen der Aachener Studentenschaft die Emigration nach Amerika, wo er sich erfolgreich Fragen der Luftfahrtforschung und der Luftfahrtmedizin widmete. Im Jahre 1956 erfolgte unter seiner maßgeblichen Beteiligung in Sint-Genesius-Rode (Belgien) die Gründung eines Forschungsinstituts für Strömungsmechanik, das als internationale, gemeinnützige Bildungs- und Wissenschaftsorganisation organisiert wurde und seinen Namen erhielt; bis zu seinem Tod am 7. Mai 1963 leitete Theodor von Kármán das Institut.
Weitere Leistungen von Kármáns waren die Mitbegründung von AGARD (Advisory Group for Aerospace Research and Development) 1952 und des Weltluffahrtverbandes ICAS (International Council of the Aeronautical Sciences) 1957. Im selben Jahr wurde er zudem der erste Träger einer der höchsten Auszeichnungen der deutschen Luftfahrtforschung, des Ludwig-Prandtl-Rings der heutigen DGLR.