Zwergplanet Ceres: Rätselhaftes Material an Kratern und Bergen
Umso detaillierter die Planetenforscher der Dawn-Mission auf Zwergplanet Ceres blicken können, desto rätselhafter - und spannender - wird der Himmelskörper. Die kontrastverstärkten Echtfarben zeigen bläuliches Material an einigen Kratern und Berghängen. "Man könnte zunächst davon ausgehen, dass es sich dabei um Impaktschmelzen handelt, die sich bei der Entstehung der Krater gebildet haben - aber wir sehen das Material auch an Ceres’ höchstem Berg, dem Ahuna Mons", erläutert Prof. Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Außerdem müsste man dieses bläuliche Material dann auch bei allen Kratern sehen." Eine exakte Erklärung für dieses Phänomen haben die Forscher noch nicht. Auf der 47. "Lunar and Planetary Science Conference" in Texas zeigte das Dawn-Team nun neue Aufnahmen des Zwergplaneten aus nur 385 Kilometern Höhe.
Schicht für Schicht
Die kontrastverstärkten Farbkarten von Zwergplanet Ceres zeigen, dass das bläuliche und recht frische Material an den jüngeren Kratern sowie am Berghang von Ahuna Mons zu sehen ist. "Dieses Material bildet Fließstrukturen und geht wahrscheinlich auf eine Interaktion zwischen der direkten Oberfläche und dem darunterliegenden Material zurück." Unter der eisfreien Oberfläche von Ceres müsse sich daher eine weitere, andere Schicht befinden. "Es gibt Hinweise darauf, dass diese Schicht unter der obersten Kruste mit Eis und flüchtigen Stoffen angereichert ist." An der Oberfläche hingegen wurde bisher kaum Eis entdeckt, da dieses sofort sublimiert.
Hilfreich bei der Lösung der Rätsel, die Ceres den Planetenforschern aufgibt, sind die Daten, die Raumsonde Dawn nun aus dem niedrigsten Orbit zur Erde sendet. "Noch im letzten Jahr sah der Krater Occator wie eine einzige helle Fläche aus", erläutert Ralf Jaumann, DLR-Planetenforscher und Mitglied im Dawn-Team. "Jetzt erkennen wir auf den Nahaufnahmen komplexe Strukturen." Neben mysteriösen hellen Flecken im Kraterinneren sind eine große helle Aufwölbung im Zentrum zu sehen sowie zahlreiche Risse und Brüche. "Dies weist auf geologische Aktivität in der jüngsten Vergangenheit hin - wir müssen aber die Kartierung der Ablagerungen vervollständigen und die Zusammensetzung bestimmen, um so unsere Thesen für die Formation dieser komplexen Strukturen zu testen."
Die Mission
Die Mission Dawn wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kameraprojekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.