Landminen schneller aufspüren dank Radar
Täglich werden etwa zehn Menschen - darunter auch Kinder - durch Landminen und andere Sprengkörper verletzt oder getötet, wie der "Landmine and Cluster Munition Monitor" in seinem Bericht 2015 feststellt. Die Dunkelziffer der noch vergrabenen Blindgänger ist sehr hoch, so dass diese auch lange nach dem Ende eines militärischen Konflikts eine permanente Gefahr darstellen. Für den Wiederaufbau des Landes und die ungefährdete Rückkehr von Flüchtlingen ist es erforderlich, die im Boden verborgenen Sprengkörper zu räumen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat daher ein Radar-basiertes Verfahren entwickelt, das die schnelle, sichere und kostengünstige Detektion von Landminen ermöglichen soll: "TIRAMI-SAR".
Einsatzkräfte können damit erstmals Areale von bis zu hundert Quadratmetern Größe innerhalb weniger Minuten untersuchen. Mit herkömmlichen Methoden sind in dieser Zeit nur Suchvorgänge von wenigen Quadratmetern möglich. Bislang werden neben Spürhunden vor allem Metalldetektoren oder punktuell arbeitende Bodenradare eingesetzt. Zudem beeinträchtigen Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Bodenfeuchte oder Materialeigenschaften der Minen die Leistungsfähigkeit aller Verfahren. Hierbei erweist sich die starke Flächenleistung von TIRAMI-SAR als besonderer Vorteil: Die damit gefundenen Objekte können nochmals gezielt mit anderen Sensoren untersucht werden. Dies erhöht die Verlässlichkeit des Radars zur Detektion von vergrabenen Landminen oder verschütteten Blindgängern.
Das neuartige Bodenradar und Detektionsverfahren wurde im Rahmen des EU-Projektes Project TIRAMISU: Humanitarian Demining Toolbox(Toolbox Implementation for Removal of Anti-personnel Mines, Submunitions and Unexoploded Ordnance) vom DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme entwickelt, aufgebaut und getestet. Die Leistungsfähigkeit von TIRAMI-SAR konnten die Entwickler in mehreren Experimenten demonstrieren – zuletzt im September 2015 auf einem Testgelände der belgischen Minenräumeinheit DOVO/SEDEE in Meerdael. Die herausragenden Ergebnisse wurden nun beim Projektabschluss-Meeting vor den Verantwortlichen der Europäischen Union am 19. Februar 2016 in Brüssel vorgestellt.
Sichere Suche und hochgenaue Analyse
Das Radarsystem ist derzeit so aufgebaut, dass es auf der Ladefläche eines Kleinlastwagens Platz findet und mit mehreren Sende- und Empfangsantennen ausgestattet ist. Die Antennen arbeiten im Ultrahochfrequenz-Bereich zwischen 500 Megahertz und 3 Gigahertz und sind seitwärts schräg nach unten gerichtet. So können sich die Einsätzkräfte mit dem Fahrzeug auf sicherem Terrain fortbewegen, während das Radar ein nahegelegenes kontaminiertes Gebiet abtastet.
Jedes Objekt, jeder Boden – jede Oberfläche – reflektiert Radarsignale in unterschiedlicher Intensität. Alle während der Entlangfahrt aufgenommenen Radarechos verarbeitet TIRAMI-SAR dann mithilfe ausgeklügelter Algorithmen zu "Intensitätskarten". Mit dem hier entwickelten Verfahren erst ist es möglich, großflächige Areale auf verdächtige Objekte hin schnell und effizient zu untersuchen. TIRAMI-SAR macht dabei sichtbar, was sich auf und unter der Erdoberfläche befindet.
Sicherheitsforschung
In der Sicherheitsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt werden die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten mit verteidigungs- und sicherheitsrelevantem Bezug in Abstimmung mit den Partnern in Staat, Wissenschaft, Industrie und internationalen Organisationen geplant und gesteuert. Der Querschnittsbereich Sicherheitsforschung verknüpft dabei die Kernkompetenzen aus den etablierten DLR-Programmen der Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und des Verkehrs. Insgesamt mehr als zwanzig DLR-Institute und -Einrichtungen liefern im Rahmen ihrer sicherheitsrelevanten Arbeiten Beiträge zur Entwicklung, Erprobung und Bewertung von Technologien, Systemen und Konzepten sowie zur Analyse- und Bewertungsfähigkeit hinsichtlich sicherheitsrelevanter Anwendungen.