8. Januar 2016

Schwung für Philae

Das letzte eindeutige Lebenszeichen von Philae kam am 9. Juli 2015 - seitdem ist es still geblieben. Für den Lander wird es nun eng: Mit jedem weiteren Tag entfernt sich Komet Churyumov-Gerasimenko weiter von der Sonne, und die Temperaturen auf der Kometenoberfläche fallen. Voraussichtlich Ende Januar werden die Bedingungen auf Churyumov-Gerasimenko so "Lander-feindlich", dass die Mission mit Philae ihr natürliches Ende finden wird. Die Ingenieure und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) horchen seit September vergeblich auf ein Zeichen von Philae, deshalb schicken sie am 10. Januar 2016 auch erstmals ein Kommando ins All, das Philaes Drallrad im Inneren des Landers in Bewegung versetzt. "Die Zeit wird knapp, deshalb wollen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen", sagt Philae-Projektleiter Dr. Stephan Ulamec vom DLR.

Warten auf ein Lebenszeichen

Während der Landung am 12. November 2014 sorgte Philaes Drallrad dafür, dass sich der Lander beim Abstieg stabilisierte. Nun könnte es dem schweigsamen Lander auf Churyumov-Gerasimenko einen Drehimpuls verleihen. "Im besten Fall rüttelt Philae sich dadurch frei, Staub auf den Solarpaneelen fällt ab, und er steht besser zur Sonne ausgerichtet", erläutert der technische Projektleiter Dr. Koen Geurts. Im schlechtesten Fall empfängt der Lander die Kommandos des DLR-Teams nicht.

In welchem Zustand Philae derzeit auf dem Kometen steht, ist durch die lange Funkstille nicht klar. Die letzten Daten über seinen Gesundheitszustand sendete der Lander im Sommer 2015. Mittlerweile geht das DLR-Team davon aus, dass einer der beiden Sender und einer der beiden Empfänger von Philae ausgefallen sind. Der zweite Sender sowie der zweite Empfänger funktionieren anscheinend nicht mehr reibungslos. Das Team hofft zudem, dass der Lander nicht umgekippt ist oder zu sehr von Staub bedeckt ist. Mit einem aktiven, ausgasenden Kometen unter sich hat Philae keinen komfortablen und sicheren Standort im All. "Die Stille von Philae bedeutet leider nichts Gutes", sagt Philae-Projektleiter Dr. Stephan Ulamec. In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember 2015 sorgte ein schwaches Signal, das die Empfänger der Rosetta-Sonde aufzeichnete, für Diskussionen in den Missionsteams. Die Analysen zeigten jedoch, dass dies kein Lebenszeichen des Landers war.

Auf der Reise ins All

Spätestens Ende Januar wird es allerdings zunehmend ungemütlich für Philae: Dann wird Churyumov-Gerasimenko über 300 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt sein. Sinkt die Betriebstemperatur von Philae unter minus 51 Grad Celsius, schaltet sich der Lander nicht mehr ein. Das Kommando, das Drallrad zu aktivieren und Philae so in Bewegung zu versetzen, wird deshalb einer der letzten Versuche sein, eine Reaktion des Landers zu erhalten. "Es ist eine kleine Chance", sagt Operations Manager Cinzia Fantinati vom DLR-Kontrollraumteam . "Wir wollen nichts unversucht lassen." Die Kommunikationseinheit wird aber auch noch nach Mitte Januar eingeschaltet bleiben und weiterhin auf ein Zeichen von Philae horchen. Die Rosetta-Sonde der europäischen Weltraumorganisation ESA wird noch bis September 2016 aktiv sein.

Die Mission

Rosetta ist eine Mission der ESA mit Beiträgen von ihren Mitgliedsstaaten und der NASA. Rosettas Lander Philae wird von einem Konsortium unter der Leitung von DLR, MPS, CNES und ASI beigesteuert.

Verwandte Nachrichten

Kontakt

Manuela Braun

Redaktion
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Zentrales Personalmarketing
Münchener Straße 20, 82234 Weßling

Dr. Stephan Ulamec

Wis­sen­schaft­li­cher Lei­ter MMX-Ro­ver
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Raumflugbetrieb und Astronautentraining
Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (MUSC)
Münchener Straße 20, 82234 Weßling

Dr. Koen Geurts

Raumflugbetrieb und Astronautentraining
Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (MUSC), Raumflugbetrieb und Astronautentraining