30. September 2015

Zwergplanet Ceres: Neue Namen, neue Karten, neue Fragen

Mysteriöse Krater-Strukturen und faszinierende Ansichten von Ceres, dem vielseitigen Zwergplaneten, beschäftigen diese Woche die Wissenschaftler auf der European Planetary Science Conference (EPSC) in Nantes, Frankreich. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist an der Mission Dawn der NASA beteiligt und unter anderem in Zusammenarbeit mit der Internationalen Astronomischen Union (IAU) für die Kartierung und Namensgebung der Regionen und markanter Oberflächenstrukturen verantwortlich.

Der Flug über Zwergplanet Ceres sorgt bei Forschern weiterhin für Faszination. Besonders die Oberfläche wirft immer wieder neue Fragen auf. "Wir arbeiten intensiv daran, zu verstehen, wie so ein kleiner Körper eine so spannende Topographie entwickeln konnte", sagt Prof. Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. Heute wurde eine neue, farblich kodierte, topographische Karte veröffentlicht, die mehr als ein Dutzend neuer, kürzlich von der The International Astronomical Union (IAU) genehmigter, Namen für Oberflächenstrukturen auf Ceres enthält. Diese sind, wie gewohnt, inspiriert von landwirtschaftlichen Geistern, Gottheiten für Fruchtbarkeit und Ernte-Festen aus den verschiedensten Ecken der Erde. Neu dabei sind unter anderem "Jaja", nach der abchasischen Ernte-Göttin, und "Ernutet", die kobra-köpfige ägyptische Ernte-Göttin. Ein Berg mit 20 Kilometer Durchmesser, der sich in der Nähe von Ceres Nordpol befindet, heißt jetzt "Ysolo Mons" – benannt nach einem albanischen Fest, dass den ersten Tag der Auberginen-Ernte markiert.

Falsche Farbe, echte Erkenntnis

Eine weitere, heute veröffentlichte Ceres-Karte hebt erstmals deutlich im globalen Kontext Unterschiede in der Komposition der Oberfläche in Falschfarbe hervor. Die Variationen sind bei Ceres allerdings subtiler als auf dem Protoplaneten Vesta, den die Dawn-Sonde zwischen 2011 und 2013 erkundet hatte. Neu in die Karte aufgenommen, wurden farblich kodierte Bilder des spektakulären Ceres: Kraterwände steiler als die Eiger-Nordwand-Kraters, mit seinen steilen Hängen und hellen Flecken, über deren Ursprung und Zusammensetzung das Dawn-Wissenschaftsteam seit Monaten rätselt. Auch ein mysteriöser, kegelförmiger, sechs Kilometer hoher Berg ist erfasst worden, dessen ungewöhnlich steile, gleichmäßige Struktur den Wissenschaftlern Kopfzerbrechen bereitet. Insgesamt wurden 14 Krater neu erfasst und in die Karten eingearbeitet.

Strahlungsrätsel

Eine überraschende Beobachtung kam von Dawns Gamma-Strahlen- und Neutronen-Spektrometer: Die Instrumente registrierten drei Ausbrüche von energiegeladenen Elektronen, die eventuell aus einer Wechselwirkung zwischen Ceres und der Strahlung der Sonne resultieren könnten. "Wir sind von Ceres total überrascht", gesteht Prof. Jaumann. "Wir hätten nicht gedacht, dass möglicherweise heute noch aktive Prozesse auf der Oberfläche zu finden sind." An der Interpretation der Beobachtung wird aktiv geforscht. Auf dem Weg zum Erstellen eines ganzheitlichen Bildes des Zwergplaneten, könnte die Beobachtung eine wesentliche Rolle spielen.

Orbiter im Sinkflug

Momentan umkreist die Dawn-Sonde Ceres noch in einer Höhe von 1470 Kilometern, der so genannten "HAMO"-Umlaufbahn (für High-Altitude Mapping Orbit). In dieser Missionsphase wird die gesamte Oberfläche des Zwergplaneten bis zu sechs Mal erfasst. Von Oktober bis Dezember wird Dawn dann in den niedrigsten Orbit "LAMO" absteigen und eine Höhe von 375 Kilometern einnehmen. In dieser Höhe wird die Sonde verbleiben und weiterhin den Zwergplaneten sowohl ablichten als auch andere Daten erfassen. Der operative Betrieb der Dawn-Mission soll mindestens bis Mitte nächsten Jahres fortgesetzt werden.

Die Mission

Die Mission DAWN wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.

Kontakt

Falk Dambowsky

Leitung Media Relations, Presseredaktion
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-3959

Prof. Dr. Ralf Jaumann

Freie Universität Berlin
Institut für Geologische Wissenschaften
Planetologie und Fernerkundung
Malteserstr. 74-100, 12249 Berlin