"Servus und willkommen zurück": Alexander Gerst beim Columbus-Kontrollzentrum im DLR
Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst ist seit November 2014 wieder zurück auf der Erde – nach 166 Tagen Einsatz auf der Internationalen Raumstation ISS. Im Rahmen seiner Mission "Blue Dot" absolvierte der 38-Jährige einen Außenbord-Einsatz und führte rund 40 Experimente in der Schwerelosigkeit durch. Tatkräftige Unterstützung erhielt er dabei vom Columbus-Kontrollzentrum im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum des DLR. Alexander Gerst besuchte am 21. April 2015 das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und sein Columbus-Team in Oberpfaffenhofen.
"Ich freue mich sehr, hier in Oberpfaffenhofen beim DLR zu sein – das Columbus-Kontrollzentrum war mein Kontakt in die Heimat während meiner Zeit auf der ISS. Für die großartige Leistung und Unterstützung möchte mich beim ganzen Team bedanken. Es war eine unglaubliche Zeit", so Alexander Gerst.
Thomas Kuch, Leiter des Missionsbetriebs im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC, German Space Operations Center), hieß den Astronauten herzlich willkommen – willkommen zurück auf der Erde und zurück in Oberpfaffenhofen. Denn "Alex" ist mit dem Bodenteam nicht erst seit seinem Aufenthalt im Weltall eng vertraut: Die Vorbereitungen zur Blue Dot-Mission begannen im GSOC bereits im Herbst 2012. Das erste Treffen zwischen dem Geophysiker aus Künzelsau und den "Columbianern" folgte im April 2013, um die Zusammenarbeit im Detail zu besprechen. Gerst ließ es sich während seines Rundgangs daher nicht nehmen, auch das diensthabende Team im Columbus-Kontrollraum zu besuchen und sich mit den Kollegen an den Konsolen kurz auszutauschen. Danach ging es weiter zur DLR Research Group Complex Plasmas. Mit Blick in die Zukunft informierte sich Gerst bei den Wissenschaftlern über die neuesten Entwicklungen zum Plasmakristall-Labor PK-4, das sich an Bord der ISS befindet und in Kürze zum Einsatz kommt.
Unterstützung vor und während der Mission
Das GSOC bildet mit seinem Columbus-Kontrollzentrum die Nahtstelle zwischen den Columbus-Experimentanlagen, den Fachingenieuren und den Wissenschaftlern in den europäischen Nutzerkontrollzentren. Die Mission von Alexander Gerst unterstützte das Columbus-Team mit weit mehr als 30.000 Arbeitsstunden.
Das Columbus-Kontrollzentrum ist für das europäische Columbus-Labor auf der ISS zuständig, dem zentralen Arbeitsbereich der Astronauten für die wissenschaftlichen Experimente. Die Arbeitsplätze, die sogenannten Konsolen, sind rund um die Uhr besetzt und die Experten stehen in ständigem Kontakt zu den anderen Kontrollzentren sowie zu den Astronauten an Bord: Jeden Morgen gehen die Bodenstationen gemeinsam mit der ISS-Mannschaft die anstehenden Aufgaben in der Planungskonferenz durch. In einer zweiten Konferenz am Abend folgt die Nachbesprechung. Eine zentrale Funktion erfüllt das Columbus-Team außerdem mit der Koordinierung der verschiedenen Aufgaben vor und während einer Mission.
So wurde in Oberpfaffenhofen auch das Highlight der Mission von Alexander Gerst vorbereitet – der Außenbord-Einsatz (EVA, Extravehicular Activity) bei dem er und sein amerikanischer Kollege Reid Wiseman eine defekte Kühlpumpe austauschten sowie ein neues Stromaggregat für den Roboterarm der ISS installierten. Die NASA entwickelte den Ablauf jedes einzelnen Arbeitsschrittes, die sogenannte "Prozedur", für den fast siebenstündigen Weltraumeinsatz und wurde bei der Planung der Aktivität vom DLR-Team unterstützt. Weiterhin konfigurierten die Experten das Columbus-Modul für Gersts Aufgabe unter Extrembedingungen.
Knifflig wurde es außerdem bei den wissenschaftlichen Experimenten. Als ein widerspenstiger Bolzen den Einbau des Schmelzofens EML (Elektromagnetischer Levitator) verkomplizierte, arbeitete das Bodenteam mit dem deutschen Astronauten und den ISS-Partnern intensiv an dem Problem und seiner Lösung. Das Columbus-Team war dann insbesondere gefragt, die entstandene Verzögerung im Zeitplan aufzufangen: Da die gesamte Mission eines Astronauten nahezu im Minutentakt abgestimmt ist, bedeutet jede Abweichung für das Kontrollzentrum eine Umplanung der Aktivität und die Neuplanung der verbleibenden Aktivitäten. Die sehr pro-aktive Zusammenarbeit von Alexander Gerst mit der Bodencrew trug wesentlich zum Erfolg der EML-Aktivität bei.
"Das schönste Ereignis der Mission war für mich aber der Live-Call von Alexander Gerst mit den Grundschülern aus Alling", erzählt Dieter Sabath. Die Grundschüler aus der Region hatten sich im Rahmen des Projekts "Beschützer der Erde - DLR Raumfahrtmanagement" mit dem Planeten Erde beschäftigt und konnten während des Live-Calls Fragen an den deutschen ESA-Astronauten stellen.
In Erinnerung an die Zusammenarbeit vor und während seines sechsmonatigen Aufenthalts im All überreichten das DLR und das GSOC dem "Rückkehrer" zum Abschied noch mehrere Geschenke: darunter eine kleine gefräste Astronautenfigur sowie ein Album mit Fotos und Videos zu Alexander Gerst und seiner Mission "Blue Dot".