20. April 2015

Über dem Nordpol des Zwergplaneten Ceres

Weiße Flecken auf dem Zwergplaneten Ceres faszinieren die Wissenschaftler seit ihrer Entdeckung. Nun hat die Raumsonde Dawn neue Bilder mit senkrechtem Blick auf den Nordpol des Zwergplaneten geschickt. Darauf sind erneut deutlich zwei der ungewöhnlichen Flecken zu erkennen, die sich klar von ihrer dunkleren Umgebung abheben. Beide befinden sich in einem rund 92 Kilometer breiten Krater. "Seit wir diese ausgesprochen hellen Flecken beobachten, haben sie sich nicht verändert", sagt Prof. Ralf Jaumann, Planetenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Mitglied im Kamerateam der Dawn-Mission. "Eine spannendes Phänomen, das uns sicherlich noch überraschen wird."

Die Entdeckung der weißen Flecken auf Ceres ist eine kleine Sensation, denn bisher wurde ähnliches auf keinem anderen Körper des Sonnensystems beobachtet. "Ihre Herkunft ist ein Rätsel, bisher können wir über ihre Struktur oder Zusammensetzung noch nichts sagen", erklärt Prof. Ralf Jaumann. "Eigentlich sind es zurzeit noch eher helle Punkte, die kleiner als vier Kilometer sein müssen." Noch ist die Raumsonde Dawn zu weit entfernt, um ihre Form aufzulösen. Die Bilder wurden am 15. April 2015 aus einer Entfernung von 22.000 Kilometern aufgenommen.

Runde um Runde dichter an Ceres heran

Nach der Ankunft am Zwergplaneten verschwand Dawn zunächst hinter der sonnenabgewandten Seite von Ceres und konnte keine weiteren Bilder aufnehmen. Am 10. April 2015 "tauchte" die Raumsonde wieder auf und "schraubt" sich nun Orbit um Orbit aus einer Entfernung von 42.000 Kilometern bis zum 23. April 2015 auf eine Höhe von nur noch 13.500 Kilometern hinunter. "Dann beginnt die erste wissenschaftliche Phase und wir werden bereits Aufnahmen mit ein bis zwei Kilometern Auflösung pro Pixel erhalten, sagt DLR-Planetenforscher Jaumann. "Vielleicht lässt sich dann schon Genaueres zu den ungewöhnlichen weißen Flecken auf Ceres sagen." Im Juni wird sich Dawn dem Zwergplaneten Ceres so weit genähert haben, dass Aufnahmen von sogar etwa 400 Metern pro Pixel möglich werden.

Mit Dawn fliegen die Planetenforscher direkt in die Vergangenheit unseres Sonnensystems. Damals, als sich vor 4,5 Milliarden Jahren die Planeten bildeten, sorgten Jupiters Kräfte dafür, dass die Asteroiden in diesem Anfangsprozess steckenblieben. Als "halbfertige" Planeten konservieren sie so die Anfänge unseres Sonnensystems und erlauben den Blick in dessen Entstehungszeit. Von 2011 bis 2012 besuchte die Dawn-Sonde der NASA bereits den Asteroiden Vesta, einen wasserarmen Asteroiden. Mit dem Zwergplaneten Ceres, der hinter der Frostgrenze liegt und dementsprechend eisig ist, untersuchen die Wissenschaftler einen ausgesprochen wasserreichen Himmelskörper: Die Forscher vermuten unter seiner Kruste sogar einen Ozean. 2006 stieg Ceres von der Klasse der Asteroiden in die neue Klasse der Zwergplaneten auf. Fast 1000 Kilometer beträgt sein Durchmesser - damit ist er das größte Objekt im Asteroidengürtel zwischen Jupiter und Mars.

Die Mission

Die Mission Dawn wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.

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Tel: +49 2203 601-3959

Prof. Dr. Ralf Jaumann

Freie Universität Berlin
Institut für Geologische Wissenschaften
Planetologie und Fernerkundung
Malteserstr. 74-100, 12249 Berlin