Broschüre: Tandem-L (2016)
Vorschlag für eine Satellitenmission zur Erfassung von dynamischen Prozessen auf der Erdoberfläche
Am 11. März hat das DLR Abgeordneten-, Fraktions- und Ausschussmitarbeiter zum Frühstück eingeladen, um über die geplante Satellitenmission "Tandem-L" zu informieren.
Geplant seien zwei identische Erdbeobachtungssatelliten, die mit einem modernen, leistungsfähigen Radarsystem ausgestattet werden sollen. Mit diesem kann die Erde nicht nur bei Tageslicht, sondern auch bei Nacht und Wolkenbedeckung beobachtet werden. Ziel ist die systematische und globale Erfassung von dynamischen Prozessen auf der Erdoberfläche in einer noch nicht erreichten Qualität und Auflösung. Die Lücken in der Klimaforschung zu schließen sei u. a. das Ziel der geplanten Satellitenmission "Tandem-L" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, die neben dem Klimawandelmonitoring auch in der Land- und Forstwirtschaft und der Entwicklungspolitik Anwendung finden soll.
Deutschland hat sich seit 2006 auf die Radartechnologie in der Erdbeobachtung konzentriert und mit der TanDEM-X Mission eine international Führungsposition eingenommen. Radarwellen können in unterschiedlichen Längen verwendet werden, welche mittels Buchstaben gekennzeichnet werden. Das L-Band entspricht dabei einer Wellenlänge von 24cm und zeichnet sich im Gegensatz zum kurzwelligen X-Band (3,1 cm Wellenlänge) durch eine hohe Eindringtiefe bei Volumenstreuern wie Vegetation, Eis, trockenem Boden und Sand aus. Erst dadurch wird es möglich, die Vegetation bis zum Boden zu durchdringen und zum Beispiel die Biomasse festzustellen. So kann der Waldbestand festgestellt werden, sowie Erd-Deformationen vor Vulkanausbrüchen und Erdbeben und Gletscherbewegungen gemessen werden. Auch die Auswirkungen von Offshore-Windrädern auf Strömungen und schließlich Schifffahrtswege sind ein weiterer Anwendungsbereich. Tandem-L wäre die weltweit erste Mission zur systematischen und hochaufgelösten Beobachtung von dynamischen Prozessen in der Bio, Geo-, Kryo- sowie Hydrosphäre.
"In ihrer Raumfahrtstrategie hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, die Raumfahrt umfassend zur Bewältigung globaler Herausforderungen zu nutzen und ihr ökonomisches Potenzial noch stärker auszuschöpfen. Die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen, die Messung, Analyse und Bewältigung des globalen Wandels, inklusive der Folgen des Klimawandels, sind eine vordringliche Aufgabe für die gesamte Menschheit", so Prof. rer. nat. Hansjörg Dittus. "Jegliche nationalen, europäischen oder internationalen Abkommen bedürfen eines Kontroll- und Monitoring-Instrumentes. Die Raumfahrt nimmt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle ein." schilderte Prof. Dittus. "Der Klimawandel bedarf wegen seiner globalen Dimension in ganz besonderer Weise einer verlässlichen, neutralen und übergreifenden Evaluierung seiner Folgen und der Kontrolle ergriffener Maßnahmen. Raumfahrtanwendungen sind in besonderer – wenn nicht sogar in einzigartiger – Weise geeignet den politisch Handelnden die notwendigen Daten und Kontrollinstrumente zeitnah zur Verfügung zu stellen", erläuterte Dittus weiter.
Die anwesenden Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten zeigten sich insbesondere interessiert an der Datennutzung im Vergleich mit den bestehenden X-Band-Satelliten. Die Vielzahl der Einsatzbereiche der Daten wurde mit Erstaunen aufgenommen. Insbesondere die Erfassung der Waldmasse sei von großer politischer Relevanz.
Seit 2012 lädt das DLR in regelmäßigen Abständen zu verschiedensten aktuellen Themen Mitarbeiter von Abgeordneten, Fraktionen und Bundestagsausschüssen, sowie der Botschaften und Ländervertretungen zum "DLR trifft…!", um sie über die Forschungsthemen und die Handlungsbedarfe zu informieren. Auch dieses mal wieder ist die Veranstaltung auf außergewöhnlich positive Resonanz bei den anwesenden Mitarbeitern gestoßen. Das nächste "DLR trifft…!" findet am 25. Juni zum Thema "Technologie Marketing" statt.