17. Dezember 2020

Riesiger Eisberg A68a bei Südgeorgien auf Grund gelaufen

Aktuelle Aufnahmen von TerraSAR-X zeigen, wie der Eisberg A68a vor Südgeorgien offensichtlich mit seinem Nordende auf Grund gelaufen ist und infolgedessen ein großes Stück des Eisbergs abgebrochen ist. Der Eisberg ist mit seiner immensen Größe von 145 km Länge und einer Breite von 45 km fast so groß wie die Insel selbst.

Nach den neuesten Auswertungen hat er sich wieder nach Süden gedreht und seinen direkten Kollisionskurs mit der Insel verlassen. Allerdings befindet er sich sehr nah der kritischen Meerestiefe um 200 Meter, so dass er immer noch in Gänze auf dem Meeresboden aufsitzen und sich somit längere Zeit bei Südgeorgien aufhalten könnte. Ein solches Szenario würde eine große Bedrohung für die zu Hunderttausenden auf Südgeorgien lebenden Pinguine und Robben darstellen. A68a könnte aufgrund seiner langgezogenen Form den Zugang zu Nahrungsgründen versperren, was für die Tierwelt der Südatlantikinsel gravierende Folgen hätte.

Ob der Eisberg nun wieder in tiefere Gewässer gelangt und die Gefahr tatsächlich gebannt ist, ist schwer vorherzusagen, da die Driftrichtungen immer von den aktuellen Meeresströmungen und der Meerestopographie abhängen.

Der riesige Eisberg ist bereits seit drei Jahren unterwegs, nachdem er im Juli 2017 am Larsen-C-Schelfeis an der Ostseite der Antarktischen Halbinsel gekalbt war. Seitdem driftet der Koloss im westlichen Weddellmeer langsam nach Norden und hat mittlerweile mehr als 1700 Kilometer zurückgelegt.

Neben hunderttausenden Vögeln und Robben leben nur einige Forscher in dem rauhen Klima Südgeorgiens, in dem auch im Sommer die Temperaturen selten auf 15 Grad Celsius steigen.

Unvergessen: Südgeorgien und Shackleton

Bekannt geworden ist Südgeorgien vor allem durch den britischen Polarforscher und Abenteurer Sir Earnest H. Shackleton. Im Dezember 1914 brach er als Expeditionsleiter von Südgeorgien aus mit 28 Mann auf der „Endurance“ Richtung Weddellmeer auf. Ziel war zunächst der Fuß des Filchner-Ronne-Schelfeises, von wo er sich mit sechs Begleitern zum Südpol aufmachen wollte.

Trotz antarktischen Sommers wurde das Schiff aber rasch von Meereis eingeschlossen, so dass Shackleton keine andere Wahl blieb, als - im Packeis eingeschlossen - sich der Drift hinzugeben und auf dem Schiff zu überwintern. Im Oktober wurde der Druck des Eises aber so groß, dass das Schiff langsam zerquetscht wurde und schließlich am 21. November sank. Die Mannschaft errichtete auf dem Meereis verschiedene Winterquartiere. Die Eisdrift gab sie erst am 9. April 1916 wieder frei. In drei Rettungsbooten der Endurance gelang es der Crew, nach fast 500 Tagen auf See und dem Meereis, Elephant Island zu erreichen. Da aber von dort die Aussichten auf eine Rettung durch Walfänger nur sehr gering war, brach Shackleton zusammen mit 5 Männern in dem kleinen Rettungsboot „James Caird“ am 24. April 1916 nach Südgeorgien auf, um Rettung zu organisieren. Unter unsäglichen Leiden erreichten sie nach 1500 Kilometern in einem der stürmischsten Meere der Erde am 8. Mai die King Haakon Bay im Nordwesten Südgeorgiens (im Satellitenbild sehr gut zu erkennen). In einer letzten Anstrengung gelang Shackleton zusammen mit zwei Kameraden tatsächlich die Überquerung der Insel in einem 36-Stunden Gewaltmarsch über erstmals begangene Pässe und Gletscher und erreichte schließlich am 20. Mai 1916 die Walfangstation Stromness im Nordosten der Insel. Eineinhalb Jahre zuvor waren sie von dort aufgebrochen!

Es dauerte aber noch weitere 3 Monate und drei vergebliche Rettungsanläufe, bis Shackleton am 30. August 1916 seine 22 verblieben Männer auf der Elephant Island mit dem chilenischen Schoner Yelcho von Punta Arenas aus erreichte und alle Expeditionsmitglieder retten konnte.

Shackleton starb am 5. Januar 1922 im Hafen von Grytviken auf Südgeorgien, von wo aus er erneut zur Antarktis aufbrechen wollte. Shackleton wurde auf Ersuchen seiner Frau in Südgeorgien begraben. So werden sein Name und die Endurance-Expedition für immer mit der Geschichte Südgeorgiens verbunden bleiben.

Die Endurance auf der Shackleton Expedition im Februar 1915
Die sinkende Endurance
Das Rettungsboot “James Caird” bricht mit 6 Mann Besatzung von der Elephant Island auf, um Rettung zu holen

Literaturhinweise:

Frank A. Worsley (1931): Der Untergang der Endurance. Deutsche Erstausgabe 2000, Ullstein-Verlag, München.

Caroline Alexander (2019): The Endurance - Shackleton‘s Legendary Antarctic Expedition. Alfred Knopf-Verlag, New York, mit vielen erstmals veröffentlichten Aufnahmen von Frank Hurley