14. Januar 2020

Lotse im Eis: Meereisanalysen des EOC für die Schifffahrt in arktischen Gewässern

Meereis kann für Schiffe gefährlich werden. Wird das Meereis durch Stürme zusammengeschoben, können Presseisrücken von mehreren Metern Dicke entstehen, die dann sogar für Eisbrecher unüberwindbar werden. Das EOC arbeitet an Verfahren zur Unterscheidung von Meereistypen und beobachtet die Verdriftung von Meereis, um potentielle Entstehungsgebiete von Presseisrücken zu identifizieren. Die EOC-Wissenschaftler setzen hierfür auf Radaraufnahmen, die unabhängig von Polarnacht und Bewölkung ein Bild der Eissituation liefern. Für die vorliegende Analyse in der Nähe von Price Patrick Island in Kanada wurde eine Zeitserie des deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X genutzt.

Das Bild zeigt - farblich kodiert und hochaufgelöst - die Driftgeschwindigkeit des Eises (Dunkelblau: 80m/h; Grün 240m/h). Farbsprünge zeigen Konvergenzen und Divergenzen auf, d.h. Bereiche, in denen sich Meereis zusammen- bzw. auseinanderschiebt. Informationen über die Beschaffenheit des Meereises und die Lage von Presseisrücken sind wertvolle Informationen für die Navigation im Eis, da Risiken vermieden und der Treibstoffverbrauch optimiert werden kann.

Das Earth Observation Center (EOC) hat sich mit der Forschungsstelle Maritime Sicherheit in Bremen auf die Fernerkundung der Meere aus dem All spezialisiert. Vor allem Radaraufnahmen werden hier genutzt, um neben der Meereisdrift auch Wind und Seegang, Ölverschmutzungen oder Verlagerungen von Küstenlinien großflächig zu messen. Um die Informationsprodukte weiter zu verbessern, arbeitet das EOC mit Forschungsschiffen in der Arktis und Antarktis zusammen und unterstützt derzeit auch die MOSAiC-Expedition unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts. Die Forschungserkenntnisse fließen dann in Prozessierungsketten, die die Satellitendaten unmittelbar nach Empfang an den EOC-Bodenstationen verarbeiten können, z.B. in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern, im antarktischen GARS O’Higgins oder dem arktischen Inuvik, Kanada. Die so berechneten, maßgeschneiderten Informationsprodukte können dann von dort wenige Minuten später an Nutzer, wie z.B. Reeder, Schiffsführer, Polizei, Rettungskräfte, Behörden oder Offshore-Windparkbetreiber geliefert werden.