Großflächiger Holzeinschlag in Deutschland
Der deutsche Wald ist in einem historisch schlechten Zustand. Dürre, Stürme und Schädlinge haben ihm in den vergangenen Jahren besonders zugesetzt. Forschende des EOC werten Zeitreihen der Satelliten Sentinel-2 und Landsat-8 aus, um Waldverluste seit 2018 in monatlichen Abständen zu erfassen. Erste Ergebnisse für ausgewählte Regionen zeigen, dass sich die Kahlschlagaktivitäten seit 2018 deutlich beschleunigen und derzeit noch in vollem Gange sind.
Die Jahre 2018 bis 2020 waren in weiten Teilen Deutschlands durch wiederholte, teils langanhaltende Trocken- und Hitzeperioden gekennzeichnet. Mehrfach wurden Rekordtemperaturen gemessen, Flusspegel erreichten besorgniserregende Tiefststände. Ergiebige Starkregenereignisse konnten das allgemeine Wasserdefizit vor allem im Westen und Nordosten Deutschlands nur bedingt ausgleichen. In den Mittelgebirgen fiel kaum Schnee, so dass die Wasserspeicher nicht wie gewohnt gefüllt wurden. Die Häufung von anhaltenden Trockenphasen, ungewöhnlich langen Hitzeperioden und geringen Winterniederschlägen schwächte die Bäume in Deutschlands Wäldern und führte zu günstigen Bedingungen für Schädlinge. In Deutschland stellt der Borkenkäfer die wohl größte Gefahr dar. Die Verbreitungsbedingungen sind für diesen Schädling in den oft als Monokulturen angelegten Fichtenforsten optimal. Die Folgen für die Wälder sind verheerend: große Flächen sterben ab; die Bäume werden entnommen, um noch größere wirtschaftliche Schäden zu vermeiden. Doch nicht nur Fichten sind betroffen: Die jährlichen Waldzustandserhebungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) belegen für die vier Hauptbaumarten in Deutschland – Fichte, Kiefer, Buche und Eiche – eine deutliche Zunahme der Flächenanteile in schlechtem Zustand. Genaue Quantifizierungen der Schadflächen stehen noch aus. Das bislang in Deutschland unbekannte Ausmaß von geschädigtem bzw. abgestorbenem Wald führt dazu, dass mittlerweile großflächige Kahlschläge angelegt werden – anders als die sonst übliche Praxis der Einzelbaumentnahme bzw. kleinflächigen Holzernte.
Erste Analyse-Ergebnisse des EOC für ausgewählte Regionen zeigen, dass sich die Kahlschlagaktivitäten seit 2018 deutlich beschleunigen und derzeit noch in vollem Gange sind. Besonders betroffen sind unter anderem der Frankenwald und das Thüringer Schiefergebirge. Die satellitenbasierten Auswertungen zeigen seit 2018 Rodungen im Nadelwald von mehr als 1500 ha bzw. 2700 ha in den oberfränkischen Landkreisen Kulmbach und Kronach. Im südthüringischen Landkreis Sonneberg wurden sogar Flächenverluste von mehr als 4400 ha erfasst. Da die durchgeführte Analyse konservativ schätzt und bisher ausschließlich Kahlschlagflächen erfasst, muss davon ausgegangen werden, dass die Fläche abgestorbener und stark geschädigter Bäume weitaus größer ist.