18. November 2014

15 Jahre Forschen auf Deutschlands höchstem Gipfel

Die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf gratulierte am 06. November 2014 persönlich zum 15-jährigen Jubiläum der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus (UFS). Das DFD nutzt den außergewöhnlichen Ort auf der Zugspitze seit 2004 für seine Forschungsarbeiten.
 

15 Jahre Forschen auf Deutschlands höchstem Gipfel
Von links nach rechts: Prof. Erwin Flückiger (Präsident der Stiftung Jungfraujoch/ Gornergrat, Schweiz), Prof. Michael Bittner (wissenschaftlicher Koordinator UFS), Ulrike Scharf (Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz), Prof. Siegfried Specht (Leiter des UFS-Konsortialrates)
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Dr. Gerhard Drechsler (StMUV)

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Mit 2.650 Metern ist die UFS Deutschlands höchstgelegene Forschungsstation. Es ist Bayerns Zentrum für Klima- und Höhenforschung. Saubere Luft und eine geringe Wolkenbedeckung sind gute Voraussetzungen, um die Atmosphäre mit optischen Fernerkundungstechniken kontinuierlich zu beobachten. Hier arbeiten Großforschungseinrichtungen, Universitäten und bayrische Behörden und erforschen wetter- und klimawirksame Prozesse.

Das DFD nutzt den Standort, um mit seinen Infrarot-Spektrometern und Kamerasystemen das atmosphärische Luftleuchten in der Mesopausenregion in 80-100 Kilometern Höhe zu vermessen. Störende Lichtquellen gibt es hier nicht. Die Mesopausenregion ist der kälteste Ort unseres Planeten. Er reagiert empfindlich auf Veränderungen des Klimas und ist deshalb für die DFD-Wissenschaftler besonders interessant. Einige physikalische Prozesse lassen sich in dieser großen Höhe viel besser beobachten, als in den unteren Atmosphärenschichten. Hier brechen häufig die sogenannten Schwerewellen, deren Impuls und Energie die Zirkulation der Atmosphäre beeinflussen. Oft pausen sie sich in Form paralleler Wolkenbänder in der unteren Atmosphäre durch.

Neben dem DLR werden die 500 Quadratmeter Experimentierterrassen und 750 Quadratmeter Laborfläche durch das Umweltbundesamt, den Deutschen Wetterdienst, das Karlsruher Institut für Technologie, das Helmholtz-Zentrum München, die Max-Planck-Gesellschaft, die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Technische Universität München und die Universität Augsburg genutzt. Die Organisationen formen unter der Federführung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz zusammen das „Virtuelle Institut Umweltforschungsstation Schneefernerhaus“. Die unterschiedlichen Fachexpertisen der beteiligten Einrichtungen können sich hier vernetzen. Im Fokus der Arbeiten stehen dabei

  • die atmosphärische Variabilität und Trends
  • die Gefahren und Risiken der alpinen Umwelt
  • der alpine Wasserhaushalt

Die Themenschwerpunkte sind in verschiedene internationale Programme eingebettet, wie etwa das Programm „Future Earth“ der Vereinten Nationen oder das „Global Atmosphere Watch Programm“ der Weltmeteorologischen Organisation. Die wissenschaftlichen Aktivitäten im Schneefernerhaus werden vom UFS-Science-Team gesteuert, in dem jeweils ein Fachwissenschaftler der beteiligten Partner vertreten ist. Geleitet wird das Team durch Prof. Michael Bittner des DFD.

Der Klimawandel kennt keine Landesgrenzen und der Alpenraum ist als Lebens- und Wirtschaftsraum besonders von klimatischen Veränderungen betroffen. Viele Fragestellungen erfordern den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Deshalb wird sich das Schneefernerhaus mit anderen leistungsstarken Observatorien und Forschungseinrichtungen in den benachbarten Alpenstaaten zusammenschließen. Gemeinsam mit den Observatorien Jungfraujoch/Gornergrat in der Schweiz, dem Sonnblick in Österreich, dem Observatorium Haute Provence in Frankreich, dem EURAC in Italien und Partnern in Slowenien wird in den kommenden Jahren das Virtuelle Alpenobservatorium, VAO, geformt. Die Initiative soll als Element in die europäische Alpenstrategie eingebracht werden.

Das Virtuelle Alpenobservatorium soll dann auch mit dem Hochleistungsrechenzentrum in Garching und dem Weltdatenzentrum für Fernerkundung der Atmosphäre (WDC-RSAT) des DFD in Oberpfaffenhofen vernetzt werden. So stehen Rechnerkapazitäten, komplexe numerische Computermodelle und eine Vielzahl von Daten den Wissenschaftlern am UFS unmittelbar zur Verfügung und stärken ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig.

Kontakt

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Michael Bittner

Abteilungsleitung
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum (DFD)
Atmosphäre
Oberpfaffenhofen, 82234 Weßling
Tel: +49 8153 28-1379