31. Mai 2012

Wildretter: High-Tech für den Tierschutz erhält Förderung

Das Projekt "Wildretter" überzeugt – und wird mit 2,5 Millionen Euro weitere 3,5 Jahre gefördert. Ziel ist die Entwicklung eines Anwendungssystems zur Kitzrettung beim Mähen landwirtschaftlicher Flächen. Unter der Führung der ISA Industrieelektronik GmbH arbeitet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit den Partnern Landtechnikunternehmen CLAAS und Technische Universität München zusammen. Das Verbundprojekt wird durch den Landesjagdverband Bayern unterstützt, die Projektabwicklung von der ZENTEC GmbH übernommen. Am 31. Mai 2012 wurden die einzelnen Fördermittelbescheide durch Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz überreicht.

"Wir müssen alles daran setzen, Unfälle mit Wildtieren so gut wie möglich zu vermeiden. Diese Unfälle sind tragisch – für Tier und Mensch. Mit Hilfe des ‚Wildretter‘-Projektes kann es gelingen, innovative Ideen aus der Wissenschaft möglichst rasch auf dem Feld in die Praxis umzusetzen", erklärt Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner bei der feierlichen Übergabe im DLR Oberpfaffenhofen. Technologien zum zuverlässigen Aufspüren und Retten von Wildtieren begrüßen auch Landwirte, Jäger und Lohnunternehmer - das Interesse am Tierschutz verbindet die unterschiedlichen Gruppen: "Das bestärkt uns, die langjährige Bearbeitung des Themas Wildrettung mit Fernerkundungsverfahren mit unseren kompetenten Industrie- und Universitätspartnern fortzusetzen", so Dr. Peter Haschberger, Abteilungsleiter im DLR-Institut für Methodik der Fernerkundung.

Jungtiere besonders gefährdet

So sind Wildtiere, vor allem junge Rehe und Hasen, während der Wiesenmahd im Frühsommer besonders gefährdet: Sie bleiben bei drohender Gefahr regungslos im hohen Gras liegen und werden dadurch in großer Zahl von den Mähmaschinen erfasst. Vorsichtsmaßnahmen wie das Vertreiben des Wilds oder das Absuchen der Flächen zu Fuß zeigen in der Praxis nicht den gewünschten Erfolg. Ausgeklügelte technische Lösungen sind gefragt. Zufriedenstellend wirksame Wildrettungssysteme an der Landmaschine gibt es noch nicht – das soll sich durch das Fortsetzungsprojekt künftig ändern.

Der Einsatz technischer Sensoren zur Erkennung des Wilds wurde von den oben genannten Projektpartnern in den Vorjahren bereits umfassend untersucht und erprobt. Das "Wildretter"-Team kann seine gewonnenen Erkenntnisse und neuen Technologien nun gezielt umsetzen. Im Mittelpunkt des neuen Projekts steht der Aufbau eines Wildrettungssystems, das dem Grundprinzip "Finden – Markieren – Wiederfinden – Retten und Sichern" folgt.

System zur Wildrettung

Das "Finden" erfolgt im Vorfeld der Mahd über ein kombiniertes Sensorsystem, das auf einer tragbaren beziehungsweise fliegenden Plattform montiert wird: Infrarotstrahlungssensoren erkennen Tiere anhand ihrer gleichbleibenden Körpertemperatur im Gras, während Mikrowellensensoren das Wasser im Körper der Tiere erkennen. Daten von Videokameras und Abstandssensoren unterstützen die Auswertung. Für das "Markieren" der gefundenen Kitze ist eine elektronische Lösung auf Basis sogenannter RFID-Systeme (Radio Frequency Identification) vorgesehen, wie sie zur automatischen Identifizierung und Lokalisierung im Handel und Transportwesen bekannt sind. Eine Leseeinrichtung, die an der Landmaschine befestigt ist, erkennt die Markierung dann während der Mahd. So können die Tiere zuverlässig wiedergefunden, sicher aus dem Grasbestand entfernt und damit gerettet werden.

Begleitend werden im Projekt "Wildretter" die Nutzerakzeptanz des neuen Systems sowie die Effizienz der regional verbreiteten Nutzung von Wildscheuchen untersucht.

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